Esslingen ist blitztechnisch führend in Baden-Württemberg. Foto: dpa-Zentralbild

Nirgendwo sonst im Südwesten sind 2016 so viele Blitze niedergegangen wieim Kreis Esslingen. Stuttgart hingegen ist eher glimpflich davon gekommen.Erklären lässt sich das Wetter-Phänomen aber nicht so recht.

Esslingen - Das Ergebnis überrascht. Jahrelang ist der Landkreis Esslingen bei der jährlichen Statistik der Blitzhäufigkeit nicht mal in den Top 100 in der Bundesrepublik gelandet. Und jetzt das: Esslingen ist 2016 der blitzreichste Landkreis in Baden-Württemberg gewesen. Bundesweit hat es die Gegend zwischen Schwäbischer Alb, Neckartal und Filderebene mit 2241 Einschlägen immerhin auf den siebten Platz geschafft.

Zum Vergleich: über der Stadt Stuttgart sind im vergangenen Jahr gerade einmal 434 Blitze niedergegangen. Selbst bei der Anzahl der Blitzeinschläge pro Quadratkilometer liegt die Landeshauptstadt mit einem Wert von 2,09 deutlich hinter dem Esslinger Nachbarn zurück, der eine Dichte von 3,5 Blitzen verzeichnet. Irgendwo dazwischen tummelt sich der Rems-Murr-Kreis mit einem Wert von 2,96.

Sind die Berge der Alb schuld?

Warum Esslingen in der Statistik diesmal so weit vorne liegt, lässt sich nur schwer sagen. Uwe Schickedanz, Diplom-Meteorologe und Leiter der Stuttgarter Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes, versucht eine Erklärung: „Die Blitzhäufigkeit geht parallel zur Gewitterhäufigkeit. Sprich: es blitzt einfach, wenn es Gewitter gibt. Der Landkreis hat mit der Schwäbischen Alb auch Bergland. Dort sind Gewitter generell häufiger.“

Gewitter entstünden eher bei großen Temperaturunterschieden zwischen den oberen und den unteren Luftmassen. Im Bergland sei es für die Höhe gesehen relativ heiß, deshalb bildeten sich dort eher Gewitter. Uwe Schickedanz: „Im Moment des Blitzes entlädt sich ein elektrisch aufgeladenes Feld. Das passiert, weil die Spannung in der Luft so groß ist, dass sie ausgeglichen werden muss. Und dann blitzt es“.

Ermittelt hat die Daten der Blitzinformationsdienst (BLIDS) der Firma Siemens. Dieses kommerzielle Ortungssystem mit Sitz in Karlsruhe erfasst seit rund 25 Jahren alle Gewitterblitze in Deutschland. BLIDS verfügt über ein Netz von 32 Messstationen in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Der Zentralrechner in Karlsruhe fügt die an ihn übermittelten Daten der Messstationen zusammen und berechnet dann den endgültigen Datensatz eines Blitzes, bestehend aus Zeitpunkt, Stromstärke, Polarität, Art und Einschlagsort.

Weniger Blitze als im Vorjahr

Unter dem Strich ist das vergangene Jahr bundesweit ein eher blitzarmes gewesen. Der Blitzinformationsdienst hat bundesweit rund 432 000 Mal ein Zucken am Himmel registriert. Zum Vergleich: im Jahr davor hatte der Dienst noch rund 550 000 Blitze beobachtet. Stephan Thern, der Leiter des Blitzinformationsdienstes, erklärt den Rückgang so: „Der Hauptgrund ist, dass im normalerweise blitzreichen August sehr wenige Gewitter zu verzeichnen waren.“

Ganz vorn lag der Landkreis Wesel – eine normalerweise blitzarme Gegend am Niederrhein. Stephan Thern: „Dies lag an wenigen, dafür aber sehr heftigen Gewittern im Mai und Juni 2016, bei denen ein Großteil der Blitze im Landkreis Wesel eingeschlagen sind.“