Ob neben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel der aktuelle französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy nach Ludwigsburg reist, lässt sich zwar schon wegen der anstehenden Präsidentschaftswahl im Nachbarland noch nicht mit Sicherheit sagen. Doch im Stuttgarter Staatsministerium laufen bereits die Vorbereitungen für das geschichtsträchtige Jubiläum. Denn vor 50 Jahren gab es den... Foto: AP

Zum 50. Jahrestag der Rede von Charles de Gaulle erwartet Ludwigsburg Prominente aus der Politik.

Ludwigsburg - Über mangelndes Besucherinteresse muss sich der Ludwigsburger Schlossverwalter Ulrich Krüger schon im Normalbetrieb nicht beschweren. Die Gästezahlen der barocken Residenz weisen stetig nach oben, allein im vergangenen Jahr 2011 strömten knapp 300.000 Menschen in den historischen Prachtbau – ein Anstieg um fast 4,3 Prozent. Rechnet man zur Besucherzahl die verkauften Tickets für die Gartenschau Blühendes Barock und das benachbarteFavoriteschloss hinzu, muss sich Ludwigsburg noch nicht mal vor dem weltweit bekannten Heidelberger Schloss verstecken – aufs Jahr gesehen erreichen die touristischen Schwergewichte ein Millionenpublikum.

„Ludwigsburg ist das Schloss für Stuttgart-Touristen“, erklären die beim Land für die Vermarktung der Schlösser und Gärten zuständigen Akteure, weshalb Erstbesucher im Schnitt 220 Kilometer Anfahrtsweg in Kauf nehmen, um sich von der barocken Pracht beeindrucken zu lassen.

Gut ein Drittel der Schlossgäste kommen nach einer aktuellen Besucherstatistik von außerhalb der Region. Und ein weiteres Drittel finden so viel Gefallen an der 1704 von Herzog Eberhard Ludwig als verschwiegener Jagdsitz erbauten Residenz, dass aus dem einmaligen Abstecher ein regelmäßiges Reiseziel wird.

Überregionale Medienpräsenz im Residenzschloss

Dieser Trend könnte sich in diesem Jahr noch verstärken: Großveranstaltungen wie das im August in Ludwigsburg gefeierte Landesjubiläum werden dem Residenzschloss überregionale Medienpräsenz bescheren. Schon jetzt erinnert ein aus gelben Stiefmütterchen und schwarzer Kohle erstelltes Landeswappen im Südgarten an das 60-jährige Bestehen von Baden-Württemberg. Bei einem „Fest der Generationen“ soll es am 4. August auf drei Bühnen nicht nur eine musikalische Zeitreise durch sechs Jahrzehnte Landesgeschichte geben. Unter dem Titel „Aquatique“ soll zum Jubiläum auch eine fulminante Show aus Feuer, Wasser und Licht ein imposantes Ausrufezeichen setzen.

Noch mehr Aufmerksamkeit wird Ludwigsburg allerdings einen Monat später auf sich ziehen. Am 22. September jährt sich die berühmte „Rede an die deutsche Jugend“ des früheren französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle in Ludwigsburg zum 50. Mal.

Der emotionale Auftritt im Schlosshof verbreitete nicht nur ein Europa-Gefühl in der Bevölkerung. Die nicht unumstrittene Rede leitete auch die Aussöhnung zwischen den einstigen Kriegsgegnern Deutschland und Frankreich ein und bahnte unzähligen Städtepartnerschaften in den beiden Nachbarländern den Weg. Wenige Monate später – am 22. Januar 1963 – wird das als „Elysée-Vertrag“ bekannt gewordene deutsch-französische Abkommen unterzeichnet.

Merkel hat Einladung "positiv aufgenommen"

Zum Jubiläum des bahnbrechenden Auftritts wird es nicht nur ein deutsch-französisches Bürgerfest in Ludwigsburg geben. Zu einem Festakt im Schloss wird auch hochrangige politische Prominenz erwartet. Ob neben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel der aktuelle französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy nach Ludwigsburg reist, lässt sich zwar schon wegen der anstehenden Präsidentschaftswahl im Nachbarland noch nicht mit Sicherheit sagen. Doch im Stuttgarter Staatsministerium laufen bereits die Vorbereitungen für das geschichtsträchtige Jubiläum. „Eine Zusage haben wir auch von Frau Merkel noch nicht, aber die Einladung ist positiv aufgenommen worden“, sagt eine Sprecherin. Zum 25.Jahrestag der Charles-de-Gaulle-Rede im Jahr 1987 kam neben dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl auch der französische Staatspräsident Jacques Chirac.

Mit einem Forum für junge Menschen will sich auch die Stadt Ludwigsburg in den Festreigen einreihen. Gemeinsam mit dem deutsch-französischen Institut lädt das Rathaus Schüler und Nachwuchspolitiker ein, im September werden hundert internationale Gäste über Europa und aktuelle Probleme diskutieren – von der Schuldenkrise über soziale Unruhen bis zur Energiepolitik. „Jeder muss seinen Teil an der Gesamtverantwortung erkennen und auch danach handeln“, betont der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec. Eine Homepage mit Infos zum Kongress ist unter www.europa-nur-mit-uns.eu bereits im Internet zu finden.