Ihr Erfolg reicht bis Hollywood: Die Esslinger Designerin Birgit Sophie Metzger mag’s bei ihren Hüten verrückt bis klassisch. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Den Couture-Laden Szenario der Esslinger Designerin Birgit Sophie Metzger findet auch Katherine Heigl toll.

Esslingen - Das Bild von älteren Damen, die mit Strickmützen oder altbackenen Kreationen auf dem Kopf im Café sitzen und an ihrer Sahnetorte knabbern – diese Zeiten sind vorbei. „Die heutigen Modelle sind viel moderner“, sagt die Esslinger Hutmacherin Birgit Sophie Metzger.

 

Die 44-Jährige muss es wissen, schließlich ist sie seit 1991 im Geschäft und kreiert Mützen, allerlei Kopfbedeckungen, Herren- und Damenhüte sowie ausgefallenen Kopfschmuck. Auch wenn die Hüte in den vergangenen Jahrzehnten vielleicht nicht immer das „Muss“ unter den Accessoires waren: „Die royalen Hochzeiten der vergangenen Jahre haben unserer Branche sehr gut getan“, sagt Birgit Sophie Metzger.

Kecke Lösung für Schüchterne

Immerhin wurden die bisweilen extravaganten Kopfbedeckungen der Blaublüter in allen Gazetten abgedruckt, der Hut erfuhr eine Renaissance und gehört nun nicht mehr nur in der Oberschicht zu einer wichtigen Ergänzung der Garderobe. Mit einem schönen Hut wird alles gut.

Wer nicht mutig genug für ein wagenradgroßes Gebilde auf dem Kopf ist, für den hat die Esslingerin eine kecke Lösung parat: den sogenannten Fascinator. Auf einem kleinen runden Filz werden allerhand Federn, Schleifen, Blumen oder je nach Geschmack der Kundin auch andere Dinge aufgenäht. Zum Tragen wird das Ganze mit einer kleinen Klammer am Haar befestigt. „Der Fascinator schränkt das Gesichtsfeld nicht ein, er richtet keinen Schaden an der Frisur an, und schwitzen kann man darunter auch nicht.“

Etwas anders verhalte es sich dagegen mit Trauerhüten etwa für Beerdigungen. Bei diesem Kopfschmuck ginge es ja hauptsächlich darum, das Gesicht vor den Blicken anderer Menschen zu schützen, daher sei ein solcher Hut meist größer und habe auch noch einen Schleier. Generell gilt für alle Arten von Hüten: „Den Hut behält man immer auf – schon allein wegen der Frisur!“, sagt sie.

Wer einen Hut trage, der setze ein Zeichen und vermittle eine Botschaft. „Einen Hut zu tragen ist keine Frage von Eitelkeit, sondern eine Frage des guten Geschmacks und des liebevollen Umgangs mit sich selbst.“

"Mit Hut oder Mütze fühle ich mich einfach vollständiger"

Das sieht auch ihr Lehrling Michael Merten so. Der 29-Jährige macht seit September 2011 bei Birgit Sophie Metzger seine Ausbildung zum Modisten und trägt selbst fast immer einen Hut. „Je nach Gefühlslage wähle ich eine bestimmte Farbe, mit Hut oder Mütze fühle ich mich einfach vollständiger“, sagt er.

Für ihn ist vor allem der Umgang mit unterschiedlichsten Menschen und der kreative, handwerkliche Aspekt das Wichtigste an seinem Beruf. „Man kann viel experimentieren und ausprobieren, und je nach dem Mut einer Kundin kann man auch gewagte Kreationen herstellen“, sagt Merten. Das Wichtige dabei sei allerdings – ähnlich wie beim Beruf des Friseurs – der Blick für den Menschen. „Im Grunde müssen wir sofort erkennen, was da für ein Mensch den Laden betritt und was seinem Typ und seiner Garderobe stehen könnte“, sagen Meisterin und Lehrling unisono. Niemals dürfe man versuchen, dem Kunden oder der Kundin etwas aufzuschwatzen, was am Ende einfach nicht stimmig funktioniere.

Heigl stöberte mehr als eine halbe Stunde im Laden

Bei Hollywood-Star Katherine Heigl freilich bedurfte es nicht vieler Worte. Kürzlich war die blonde Schönheit auf den Spuren ihrer Esslinger Vorfahren in dem malerischen Städtchen unterwegs und stieß auf den Laden in der Webergasse. „Oh, it’s open!“, habe sie entzückt gerufen und das Geschäft betreten. „Über eine halbe Stunde war sie bei uns, ich glaube, sie hat den Zeitplan ihres Managements durcheinandergebracht“, erzählt die Hutmacherin.

Ganz nebenbei war Heigls Stippvisite aber ein Erfolg: Gleich zwei Mützen im Stil der 20er Jahre sowie Kopfschmuck aus schwarzem Lack mit Federn und einen aus Stachelrochenleder nahm die Schauspielerin schließlich mit.

Zum Kauf des derzeit teuersten Stücks aus Birgit Sophie Metzgers Atelier konnte sich allerdings auch Katherine Heigl nicht durchringen: ein aus Platin gefertigtes Rad mit Diamanten. „Das ist schon etwas Besonderes, das muss zur Trägerin und zum Anlass passen“, sagt die Hutmeisterin.

Jenes 3800 Euro teure Stück sei allerdings auch für ihren sonstigen Stil recht ungewöhnlich; normalerweise lege sie Wert auf Purismus, klare Farben und geometrische Formen und eine erkennbare Handschrift. Genau wegen jener typisch klaren Handschrift kommen denn auch ihre Kunden nicht nur aus der Umgebung, sondern aus ganz Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Auch Männer wollen Hut. Etwa 20 Prozent der Kunden seien männlich – mit zum Teil ausgefallenen Wünschen. Mut zum Hut – der Esslinger Designerin tut’s gut.