Horst Heldt, sieben Jahre beim VfB Stuttgart, nun Manager des FC Schalke 04 Foto: dpa

Manager Horst Heldt über seinen Ex-Club VfB Stuttgart, den FC Schalke und die Nöte der Liga.

Stuttgart - Fünf Jahre lenkte Horst Heldt die sportlichen Geschicke des VfB Stuttgart. Dann holte ihn der FC  Schalke. Vor dem Rückrundenstart riskiert der Manager auch einen Blick zurück.

Grüß Gott, Herr Heldt. Flattern Ihnen schon ein wenig die Hosen.

(lacht) Nein, warum sollten sie?

Weil am Samstag der VfB Stuttgart kommt.
Hören Sie mal, da freue ich mich doch drauf. Ich habe in Stuttgart sieben tolle Jahre verbracht.

Das Ende war nicht ganz so fröhlich, der VfB wäre nach Ihrem Weggang um ein Haar abgestiegen.
Verlassen habe ich aber Anfang Juni 2010 einen Europapokal-Teilnehmer. Die Mannschaft hatte viel mehr Potenzial. Das hat sie ja in der Rückrunde auch gezeigt. Ich habe das natürlich alles sehr intensiv mitverfolgt . . .

. . . und Sie hatten dabei kein schlechtes Gewissen.
Nein, warum sollte ich?

Der neue Präsident Gerd Mäuser behauptet, der VfB sei in die Champions-League-Falle getappt.
Wenn das als Kritik an meiner Arbeit verstanden werden soll, ärgert mich das.

Warum?
Weil es die Tatsachen verkennt. Jeder Verein, der nicht regelmäßig in der Champions League spielt, muss sich entscheiden: Ist er bereit zu investieren oder will er die Einnahmen aus der Königsklasse lieber horten?

Der VfB hat investiert.
Das war bei Werder Bremen, dem Hamburger SV und Schalke 04 in einer vergleichbaren Situation nicht anders. Diese Entscheidungen haben alle Gremien im Verein mitgetragen. Ich habe von niemandem gehört, der gesagt hat, er wolle keine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine stellen. Wir haben in den viereinhalb Jahren, in denen ich beim VfB Verantwortung getragen habe, viermal Europapokal gespielt: zweimal Champions League, zweimal Europa League. Wir sind deutscher Meister geworden, und wir standen im Pokalfinale. Der Verein hat in all den Jahren ein sattes Plus erwirtschaftet, viermal in Folge die Lizenz ohne jegliche Auflagen und Bedingungen bekommen, den Stadionumbau begonnen, das Trainingsgelände saniert und die Jugendakademie neu einge-richtet.

Nur die Transferpolitik hat am Ende nicht mehr gepasst.
Es gab gute Transfers und weniger gute. Unterm Strich steht aber der sportliche und wirtschaftliche Erfolg, der auch in jeder Jahreshauptversammlung dargelegt wurde. Und das zählt.

Was lernen Sie aus diesen Diskussionen?
Es ist wichtig, dass ein Verein, der in die Champions League kommt, ehrlich die Frage beantworten muss, wie viel Risiko er bereit ist zu gehen: Will er die sportliche Konkurrenzfähigkeit gewährleisten, oder legt er die Einnahmen auf die hohe Kante?

Borussia Dortmund hat sich für Letzteres entschieden.
. . . und ist jetzt zum zweiten Mal im internationalen Wettbewerb bereits in der Gruppenphase gescheitert. Es gibt in der Bundesliga im Grunde doch nur eine Mannschaft, die es dauerhaft schafft, im europäischen Bereich mitzumischen. Das ist der FC Bayern München – mit einem Gehaltsvolumen von circa 180 Millionen Euro.

Für den VfB sind schon 50 Millionen zu viel. Die fetten Jahre sind vorbei, jetzt müssen Altlasten abgebaut werden. Sparen ist angesagt.
Das müssen alle Vereine, auch der FC Schalke muss sparen. Das Ziel ist aber auch in Zukunft, die Mannschaft weiterzuentwickeln und den Verein zu konsolidieren.

Das klingt nach der Quadratur des Kreises.
Es ist schwierig, aber es geht.

In Stuttgart hat man sich gewundert, dass Sie den ausgemusterten Ciprian Marica geholt haben. Er war einer der Negativposten Ihrer Transferbilanz.
Wir haben nach den Abgängen von Edu und Mario Gavranovic noch zwei Angreifer gebraucht, um mit vier Stürmern in die neue Saison gehen zu können. Pukki haben wir für eine Million Euro gekauft. Marica kam ablösefrei. Das Risiko war kalkulierbar. Ich weiß, was Ciprian leisten kann.

Und jetzt sitzt er wieder nur auf der Bank.
Weil wir mit Raúl und Huntelaar zwei Stürmer haben, die allein in der Bundesliga bereits 25 Tore erzielt haben. Ciprian hat schon gute Spiele für uns gemacht und wird noch in der Rückrunde sehr wichtig für uns sein.