Die Feuerwehr musste Kräne einsetzen, um den verunglückten Bus von den Schienen zu bergen. Foto: Arno

Am 7. Juli 1963 sind bei Leonberg zehn Menschen bei einem der schwersten Unfälle in der Geschichte der Autobahn 81 gestorben, drei Dutzend wurden verletzt. Ein Bus durchbrach die Leitplanken und stürzte auf die Gleise der Schwarzwaldbahn.

Zehn Tote, 37 Verletzte, viele davon besonders schwer: Es ist der Unfall mit den meisten Opfern in der Geschichte der A 81 in dem Abschnitt zwischen Leonberg und Ludwigsburg gewesen. Ereignet hat er sich vor 60 Jahren, am Sonntag, 7. Juli 1963. Sieben der Todesopfer kamen aus Großbritannien, drei waren deutsche Autofahrer.

 

Britische Touristen waren auf dem Weg in den Skiurlaub

Dabei sollte es eine Vergnügungsfahrt in die Alpen werden. Am Tag zuvor waren 36 britische Touristen in den Niederlanden gelandet, um mit dem Bus nach Kitzbühel in Österreich zu reisen. Die meisten von ihnen kamen aus der Gegend von London und Manchester. „Auf der berüchtigten Gefällstrecke vor der Autobahnausfahrt Stuttgart-West bei Leonberg“, wie der Straßenabschnitt in der damaligen SWR-„Abendschau“ genannt wurde, hatte der Bus die Seitenplanken der Autobahnbrücke durchbrochen. Er blieb auf dem Dach auf den 15 Meter tiefer gelegenen Gleisen der Schwarzwaldbahn liegen. Dabei riss er auch die elektrischen Oberleitungen mit sich.

Zu dem Unglück war es gekommen, weil der Busfahrer eine Vollbremsung eingeleitet und versucht hatte, einer Massenunfallstelle auszuweichen. An der Karambolage hier waren elf Fahrzeuge beteiligt. Zu dem ursprünglichen Unfall, der die Tragödie ausgelöst hat, war es gekommen, weil ein Auto plötzlich auf der Fahrbahn angehalten hatte. Möglicherweise war die Ursache dafür ein Wolkenbruch – in den Stuttgarter Tageszeitungen wurde jedenfalls berichtet, dass es an dem Nachmittag stark geregnet hatte.

Helfer aus allen Ecken, sogar die US-Armee unterstützte

Von den britischen Touristen starben sechs noch am Unfallort. 29 Insassen des Omnibusses wurden verletzt, 18 von ihnen schwer. Eine weitere Person aus dem Bus erlag später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Bei dem Massenunfall starben auch drei deutsche Autofahrer. Weitere acht Personen wurden verletzt. Sie saßen in den Autos, die zudem am Unfall beteiligt waren.

Das Deutsche Rote Kreuz aus dem gesamten Umland, die Polizei, Hilfstruppen der 7. US-Armee und zahlreiche Freiwillige haben den Unfallbeteiligten Erste Hilfe geleistet. Für die Hilfskräfte wurde der Unfall auch zu einer besonderen technischen Herausforderung, denn die Stuttgarter Wehr musste schwere Kräne bereitstellen, um das schwer zugängliche Wrack des Busses von der Brücke aus von den Schienen der Schwarzwaldbahn zu bergen.

So viele Verkehrstote gab es in den 1960ern und heute

Am 5. November 1936 war der Autobahnabschnitt zwischen dem Anschluss Ludwigsburg-Nord und dem damals Autobahndreieck Stuttgart genannten Knotenpunkt bei Leonberg freigegeben worden – die Brücke gehörte dazu. Die gesamte Lokalität stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Beim Bau der nördlich des ursprünglichen Engelbergtunnels gelegenen Brücke über die Württembergische Schwarzwaldbahn war es 1936, ebenfalls im Juli, zu einem Unglück gekommen, bei dem die gerade fertiggestellte Stahlbrücke eingestürzt war.

Auch wenn natürlich jeder Verkehrstote einer zu viel ist, betrachtet man die Zahlen aus den 1960er Jahren und vergleicht sie mit den jüngsten Zahlen, so staunt man: Im Jahr 1963 sind deutschlandweit 14 513 Menschen bei insgesamt mehr als einer Million Unfällen mit motorisierten Fahrzeugen gestorben. Dabei wurden 424 298 Personen verletzt. Für Baden-Württemberg gibt es keine statistischen Daten, die liegen hierzulande erst ab 1970 vor. Dieses ist auch das Jahr mit dem traurigsten Rekord gewesen. Insgesamt sind damals 19 193 Menschen bei fast 1,4 Millionen Unfällen in Deutschland gestorben. In Baden-Württemberg waren es 2798.

Im Jahr 2022 sind auf Deutschlands Straßen 2776 Menschen bei Unfällen gestorben, 350 davon in Baden-Württemberg. Mehr als 2,4 Millionen Mal hat es gekracht. Das Jahr mit den bisher meisten gezählten Unfällen ist 2019 mit 2 685 661 Unfällen gewesen. 3046 Menschen starben, 435 im Südwesten. Die geringste Zahl an Verkehrsopfern bundesweit wurde 2021 mit 2562 gezählt, in Baden-Württemberg sind es 330 im Jahr 2020 gewesen. Eine Ursache wahr wohl die Coronapandemie – es waren einfach deutlich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs.

Zum Nachschauen In der ARD-Mediathek auf SWR Retro-Abendschau vom 8. Juli 1963 ist ein Bericht von diesem schweren Unglück zu sehen.