Die B 27 zwischen Flughafentunnel und Ausfahrt Stetten Foto: Norbert J. Leven

Auf den sechsspurigen Ausbau der B 27 warten die staugeplagten Filderbewohner schon seit Jahrzehnten. Doch offenbar ist Licht am Ende des Tunnels. Im Idealfall können schon im Jahr 2018 die Bagger anrücken.

Leinfelden-Echterdingen - Selbst wer selten im Südosten der Landeshauptstadt unterwegs ist, kennt die Situation – aus dem Verkehrsfunk, wenn es nahezu jeden Morgen heißt: drei, fünf oder acht Kilometer lang nur Stop-and-Go Stau auf der B 27 in Richtung Stuttgart. Im Mai 2014 wurden beispielsweise im Bereich Echterdingen 69 534 Fahrzeuge am Tag gemessen – vier Jahre zuvor waren es etwa 6000 weniger. An der Messstelle der B 27 / B 312, also bei Aichtal, wurde im Jahr 2010 gar eine Belastung von 80 250 Fahrzeugen täglich ermittelt. Eine Prognose fürs Jahr 2020 geht für die B 27 bei Echterdingen von 74 500 bis 88 900 Fahrzeugen am Tag aus.

Diese Zahlen präsentierte Thaddäus Kunzmann, CDU-Landtagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Nürtingen-Filder, bei einer Gesprächsrunde am Donnerstag in der Zehntscheuer in Echterdingen. Etliche Rathauschefs kamen ebenso wie Kreis- und Gemeinderäte, der Esslinger Landrat Heinz Eininger und Vertreter aus der Wirtschaft. Gemeinsam mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten und Verkehrsexperten Steffen Bilger aus Ludwigsburg war man sich schnell einig: Der sechsspurige Ausbau zwischen dem „Y“ bei Aichtal, also an der Zusammenführung der B 27 und B 312, und dem Echterdinger Ei im Norden muss endlich kommen.

Zuvor muss das mit 59,4 Millionen Euro veranschlagte Projekt allerdings erst einmal im künftigen Bundesverkehrswegeplan auftauchen. Und zwar in der neuen Kategorie „Vordringlicher Bedarf plus“. Derzeit laufe die Bewerbungsphase, die Länder machen ihre Vorschläge, dann erfolgt die Bewertung durch die Fachebene des Verkehrsministeriums in Bonn, erklärte Bilger. Im zweiten Halbjahr 2015 folge die Beratung im Verkehrsausschuss des Bundestags, das Fernstraßenausbauänderungsgesetz, wie es offiziell heißt, werde voraussichtlich im ersten Halbjahr 2016 verabschiedet. Der neue Verkehrswegeplan gelte dann bis 2025/2026

Bilger gab sich am Donnerstag sehr optimistisch. Der Ausbau habe einen hohen wirtschaftlichen Nutzen und sei vom Land auf Platz 5 der Prioritätenliste gesetzt worden. Nach seiner Einschätzung „werden in der Neubewertung eher Maßnahmen im Norden und Osten herausfallen“ – dort sei die Verkehrsinfrastruktur mittlerweile ja „in einem beneidenswerten Zustand“.

Für den Straßenbau, so Bilger, wird es demnächst deutlich mehr Geld geben. Die Lkw-Maut gelte künftig ab 7,5-Tonner und nicht wie bisher ab 12 Tonnen. Das bringe einige Hundert Millionen Euro.Dazu komme die Pkw-Maut. Und ganz wichtig: das Investitionsprogramm von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit zehn Milliarden Euro bis 2017 – davon gehen drei Milliarden in die Verkehrsinfrastruktur.

Allerdings: Gegenüber Berlin, so Landrat Heinz Eininger, „braucht es den Schulterschluss, und zwar nicht nur hier vor Ort, sondern in einem größeren Zusammenhang in der gesamten Region“. Angepeilt wird jetzt, dass eine regionale Delegation im Januar oder Februar einen Gesprächstermin bei der Verkehrs-Staatssekretärin erhält.

Wenn das Gesetz verabschiedet ist und auch die B 27 dabei ist, „sind aber noch ein paar Hürden zu nehmen“, so Bilger. Ein Jahr lang werde „alles fertig geplant“, dann müsse der Bund die Baufreigabe erteilen und das Geld müsse auch vorhanden sein. Einen exakten Zeitrahmen wollte Bilger nicht nennen. Aber bis in die 2020er Jahre werde es nicht dauern. Legt man seine Rechnung zugrunde, dürfte ein Baubeginn 2018 realistisch sein. Die hohe Verkehrsbelastung im Südwesten wird im Übrigen, so beruft sich Bilger auf Prognosen, weiter zunehmen – „im niedrigen einstelligen Prozentbereich“. Das hängt für ihn auch damit zusammen, dass die ältere Generation immer mobiler ist – und auch immer mehr Seniorinnen am Steuer sitzen. „Meine beiden Großmütter“, so Bilger, „hatten keinen Führerschein.“