Ex-DOSB-Chef Bach (li.), designierter Nachfolger Hörmann: Heikle Mission Foto: dpa

An diesem Samstag soll er zum Präsidenten der obersten deutschen Sport-Organisation gewählt werden. Aber es läuft nicht gut für Alfons Hörmann (53). Seine Äußerungen zum Anti-Doping-Kampf sind heftig umstritten.

Stuttgart - Es läuft nicht gut für Alfons Hörmann (53) in diesen Tagen. Das Kartellamt ist ihm auf den Fersen, weil er als Vorstandsvorsitzender des Baustoff-Unternehmens Creaton AG angeblich an illegalen Preisabsprachen beteiligt war. Zu allem Unglück hat sich der Allgäuer aus Kempten auch noch ein wenig ungeschickt zum Anti-Doping-Kampf im deutschen Sport geäußert. Das ist nicht hilfreich für einen Mann, der an diesem Samstag in Wiesbaden das höchste Amt anstrebt, das der deutsche Sport zu vergeben hat.

Nachdem sich Thomas Bach im September an die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees verabschiedet hatte, guckte sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den langjährigen Chef des Deutschen Ski-Verbands (DSV) als dessen Nachfolger aus. Die Wahl des umgänglichen Sportfunktionärs gilt als sicher.

Trotzdem keimen leise Zweifel, ob der Beton-Experte aus den Bergen die richtige Besetzung ist, um den Dachverband des deutschen Sports auf stark vermintem Gelände zu führen. „Wenn sich dies bestätigen würde, wäre das schon ein Ballast“, raunt etwa Clemens Prokop, Chef der deutschen Leichtathleten, mit Blick auf die Vorwürfe der Kartellwächter. Schwerer noch könnte der Rucksack wiegen, den sich Hörmann in einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) aufgeladen hat: Man könne die geringe Aufklärungsquote der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) auch positiv dahingehend interpretieren, dass sich „deutsche Sportler das Risiko eines Dopingvergehens einfach nicht mehr leisten können“, sagte Hörmann und offenbarte damit ein Maß an Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse, das den Doping-Bekämpfern den Angstschweiß aus den Poren trieb. „Hörmann hat keine Ahnung. Was er sagt, ist blanker Unsinn“, wetterte der Heidelberger Molekularbiologe und Anti-Doping-Experte Werner Franke, „auch Hörmann geht es nur um eins: Schutz der dopenden Sportler, Schutz der Medaillen – Schutz des Geschäftsmodells Sport.“

Das wird dem Problem objektiv zwar nicht gerecht, zeugt aber von der aufgeheizten Stimmung in der die Diskussion um ein Anti-Doping-Gesetz inzwischen geführt wird. Der Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD jedenfalls ermöglicht die Verschärfung der Bestimmungen. Und der baden-württembergische Entwurf eines Anti-Doping-Gesetzes wurde dieser Tage vom Bundesrat abgesegnet.

Vor einem Jahr noch war der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) vor der DOSB-Mitgliederversammlung in Stuttgart mit einem vergleichbaren Ansinnen auf dem Bauch gelandet. „Wir müssen bei diesem Thema aus der Defensive herausfinden“, sagt Alfons Hörmann. Wie schwierig das ist, weiß er nach seinem Fehltritt nun selber.