Hart umkämpftes Hockey-Derby: Stuttgarts Franz Boomes (links) gegen Andreas Wörz. Foto: Baumann

Ein Sieg im Derby, ein gutes Spiel, ein stabiles Team: Der HTC Stuttgarter Kickers kann mit seinem Auftritt beim HC Ludwigsburg zufrieden sein, zu feiern gibt es aber nichts: Im Kampf gegen den Abstieg bleibt es eng.

Ludwigsburg - Wer sich ein Spiel des Hockey-Zweitligisten HTC Stuttgarter Kickers anschaut, muss nur Horst Ruoss (77) beobachten. Die Emotionen des Trainers bieten mehr Aufschluss darüber, was auf dem Feld passiert als die Partie selbst. Das war auch im ersten Spiel nach der Winterpause so. Schon in der ersten Hälfte war beim 4:3(2:1)-Erfolg gegen den HC Ludwigsburg alles dabei, was die Gefühlspalette bietet.

Anspannung, Ärger und dann doch ein bisschen Zufriedenheit. „Die Schiedsrichter waren nicht unsere Freunde“, schimpfte Ruoss und spielte unter anderem auf den Siebenmeter in der 22. Minute an, den der Ludwigsburger Severin Schmidt verwandelte. 1:0 für den Derby-Gastgeber. „Wir hatten davor so viele Chancen und dann kassieren wir den Gegentreffer“, sagte Ruoss. Anton Boomes (34.) und Philipp Großer (35.) drehten das Spiel jedoch noch bis zur Pause.

Erst zog er die Jacke aus, dann die Kappe

Die Anspannung wurde aber nicht geringer. Im Gegenteil. Ludwigsburg glich nach einer Ecke durch Michael Josek (47.) aus und kam – nachdem Jan-Philipp Pätzmann (52.) und erneut Großer (60./Ecke) den HTC mit 4:2 nach vorne geschossen hatten – durch einen Treffer von Pascal Stump (62.) noch einmal heran. Und Ruoss? Dem wurde heiß. Erst zog er seine Jacke aus, irgendwann hatte er auch keine Kappe mehr auf dem Kopf.

Das einzige, das der HTC-Trainer nicht zeigte, war ausgelassener Jubel. „Wir haben ja noch nichts erreicht. Es wird eng bleiben im Kampf gegen den Abstieg“, erklärte Ruoss. Immerhin kann er auf einem ordentlichen Spiel aufbauen.

"Eckenausbeute muss noch besser werden

„In der Rückwärtsbewegung waren die Jungs manchmal zu langsam und unsere Eckenausbeute muss noch besser werden, aber sie haben schönes, offensives Hockey gespielt“, meinte der Coach. „Ich war richtig überrascht“, sagte Abwehrchef Franz Meier. Davon, dass seine jungen Mitspieler schon so stabil agierten. „Jetzt müssen wir ihnen aber klarmachen, dass es kein Selbstläufer wird.“ Denn der Sieg im Derby war nur ein kleiner Schritt.

Der HC Ludwigsburg ist durch die Niederlage indes auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte HCL-Coach Daniel Weißer, „wir haben nicht gut gespielt. Es war unsere schlechteste Saisonleistung.“ Und das ausgerechnet gegen einen direkten Konkurrenten.

Sowohl für die Kickers als auch den HC Ludwigsburg geht es am nächsten Wochenende zu zwei Auswärtsspielen nach Berlin. „Wir müssen dort auf jeden Fall punkten, aber das wird richtig knackig“, sagt Daniel Weißer, und Horst Ruoss meint: „Wir sollten mindestens drei Zähler holen.“ Die Anspannung ist dem HTC-Trainer schon jetzt wieder deutlich im Gesicht abzulesen.