Der alte Teil des Rathauses wird seiner Funktion als Visitenkarte des Orts wieder gerecht. Foto:  

Nach zwei Jahren Bauzeit weiht die Gemeinde ihr saniertes historisches Rathaus samt modernem Anbau ein. Das Projekt hat drei Millionen Euro gekostet, wovon die Hälfte durch Fördermittel beigesteuert wird.

Hochdorf - Wer würde sich nicht glücklich schätzen, seinen Arbeitsplatz im Gastraum einer Wirtschaft zu wissen. Den Mitarbeitern der Gemeinde Hochdorf war das zwei Jahre lang vergönnt, wenngleich sie in der ehemaligen Gaststätte „Linde“ nicht zur Einkehr weilten, sondern in dieser nur vorübergehend und notgedrungen untergebracht waren. Sie waren dort eingezogen, weil ihr angestammtes Domizil, das Rathaus, renoviert und erweitert worden ist. Jetzt sind der Bürgermeister Gerhard Kuttler und sein Team froh, vom Provisorium wieder ins historisch erhaltene und gleichzeitig auf der Höhe der Zeit daher kommende Stammhaus zurückgekehrt zu sein. Am Freitag ist das sanierte Rathaus mit seinem neuen Anbau offiziell eingeweiht worden.

Auf das Ortwappen abgestimmt

Rund drei Millionen Euro – die Hälfte davon steuern Fördermittel bei – hat es gekostet, um das Herzstück in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Kommune hat dabei bewusst auf eine Symbiose von Alt und Neu gesetzt. Das der Ortsdurchfahrt zugewandte, denkmalgeschützte Gebäude ist frisch renoviert und wird laut Gerhard Kuttler wieder seiner Funktion als „Visitenkarte Hochdorfs“ gerecht. Tatsächlich finden sich in den grün gestrichenen Fensterläden und dem hellen Anstrich der Fassade exakt die Farben des Ortswappens wieder. Und die drei darauf abgebildeten Linden sind erst am Donnerstag symbolisch im neu angelegten, an den Anbau angrenzenden Bürgergarten gepflanzt worden. Der dem altehrwürdigen Rathaus angefügte moderne Kubus beeindruckt mit einer großen Glasfront. Hinter dieser wird künftig der Gemeinderat tagen. Nachdem sich das Gremium jahrzehntelang in Ausweichquartieren wie dem Feuerwehrhaus getroffen hatte, kehrt es jetzt wieder an den angestammten Platz im Rathaus zurück. Darüber hinaus eignet sich der Saal mit einer Fläche von rund 120 Quadratmetern auch für andere Veranstaltungen.

Zwischen dem alten und dem neuen Teil des Rathauses befindet sich jetzt der Haupteingang zum Hochdorfer Verwaltungsensemble. Das Rathaus strahlt zumindest nach außen hin sein historisches Flair aus. Innen ist vieles zeitgemäßer geworden. Zunächst kommen die Besucher am neuen Aufzug vorbei, mit dem alle Etagen barrierefrei erreicht werden können. Die steile alte Holztreppe ist verschwunden und durch eine etwas versetzte Stahlkonstruktion mit hölzernen Tritten ersetzt worden. Die Hochdorfer werden sich in ihrem Rathaus trotz der aufwendigen Frischzellenkur dennoch sogleich wieder zurechtfinden. Beispielsweise finden sie das Bürgerbüro an der altbewährten Stelle, wenngleich mit einer nagelneuen, geschwungenen Theke ausgestattet.

Gerhard Kuttler ist stolz auf das gelungene Projekt, denn der Kosten- und der Zeitrahmen seien eingehalten worden. Die Sanierung einem Neubau an einem anderen Standort vorzuziehen, sei die richtige Entscheidung gewesen. Schließlich wäre ein neues Rathaus Kuttler zufolge „erheblich teurer“ geworden und die Fördersumme weit geringer ausgefallen.

Schaurigschöne Gefängniszelle

Auch der Architekt Peter Reiner vom Ebersbacher Büro Aedis ist zufrieden mit dem Resultat der Planungen. „Modernes und Historisches begegnen sich, ohne sich zu beeinträchtigen“, erklärte der Chef des Büros, das auch schon für die Sanierung der Esslinger Burgstaffel verantwortlich gezeichnet hat. Energetisch sei der denkmalgeschützte Teil des Gebäudes ebenfalls auf dem neuesten Stand. Etwa die Fassadendämmung, die Reiner mit einer „wärmenden Wollstrickjacke für fröstelnde Senioren“ vergleicht. Im Dachgeschoss wurde die schaurigschöne ehemalige Gefängniszelle der Nachwelt erhalten. Nachdem die Gewerke nahezu alle abgenommen seien, brauche er auch nicht mehr zu fürchten, den kleinen Kerker „dauerhaft besuchen zu müssen“, sagte Peter Reiner.