Der Tod eines Feuerwehrmanns in Schwäbisch Gmünd überschattet den Einsatz von 7000 Helfern.
Stuttgart - Erst einen Monat ist es her, dass Karsten Homrighausen das Amt des Landesbranddirektors übernommen hat. Der 47-Jährige aus Waiblingen ist ein erfahrener Feuerwehrmann und Katastrophenhelfer, den so schnell nichts erschüttert. Dieser Tage freilich zeigt er sich „tief erschüttert“ – im Gedenken an jenen „Kameraden“ aus Schwäbisch Gmünd, der sein Leben ließ, weil er einem anderen Menschen helfen wollte. Von einem „schrecklichen Ereignis“ spricht auch Thomas Strobl, der neue Innenminister.
Ganz offenbar ist es ein tragisches Unglück, das sich in der Unwetternacht in Schwäbisch Gmünd ereignet hat. „Eigensicherung hat immer Vorrang“ – diese oberste Maxime hat der 38-jährige ehrenamtliche Feuerwehrmann durchaus beherzigt, als er den 21 Jahre alten Passanten aus einem Kanaleinlauf ziehen wollte, der sich durch einen weggespülten Gullydeckel geöffnet hatte. Warum sich dann die Rettungsleine plötzlich gelöst hat, ist unklar. Die Tragödie aber nahm dadurch ihren Lauf: beide Männer starben in den Fluten.
Ein gefährlicher Job
Auf schreckliche Weise rückt dadurch einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein, wie gefährlich der Job der Helfer in solchen Katastrophenfällen ist. 7000 Mitarbeiter von Behörden und Polizei, vor allem aber freiwillige Mitglieder der Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks, des Roten Kreuzes und anderer Notdienste waren im Einsatz, um die Folgen des Unwetters Elvira zu lindern. Sie werden bei einem Katastrophenalarm von den Rettungsleitstellen in Marsch gesetzt und rücken nach austarierten Plänen aus – Feuerwehr und Polizei an der Spitze.
Eines ist dabei klar: auf eine Katastrophe wie jetzt im Ländle kann sich im Detail „niemand vorbereiten“, wie der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands, Willi Dongus, bekennt. Die Helfer stehen, so gut vorbereitet sie auch in den Einsatz gehen, jeweils vor immer neuen, großen, fast unkalkulierbaren Herausforderungen, dies gerade bei Unwettern oder so verheerenden Überschwemmungen, wie sie in der Nacht zum Montag über dem Land hereinbrachen. „Die Lage ist oft dynamisch und kann sich schnell ändern“, sagt Olaf Joerdel vom THW-Landesverband Baden-Württemberg. Bisweilen überstürzen sich in solchen Momenten die Ereignisse, so dass die Helfer nur reagieren könnten. Zugleich bergen Hindernisse, die im trüben Wasser nicht zu sehen sind, ein Risiko. In Braunsbach bei Schwäbisch Hall spülten die Wassermassen Baumstämme, Autos, Schlamm und Geröllmassen durch die Straßen.
Für die Retter sind solche Aktionen nicht nur körperlich anstrengend, sondern häufig auch seelisch sehr belastend – gerade wenn die Männer und Frauen im eigenen Ort anpacken und das Leid der Nachbarn hautnah miterleben. Über die Landkreise werde es jedoch bei Bedarf ermöglicht, das Erlebte professionell aufzuarbeiten, heißt es. Denn nicht selten kommen die Ereignisse mit Verzögerung hoch, wie Joerdel weiß: „Während des Einsatzes selbst ist man total beschäftigt.“
Bitterer Beigeschmack
Wie prekär die Lage in manchen Städten und Gemeinden nach wie vor ist, macht das Beispiel Schwäbisch Gmünd deutlich. Oberbürgermeister Richard Arnold startete deshalb eine Anlaufstelle für freiwillige Helfer. Für manche Bürger sei es schwierig, die Schäden allein zu beheben, teilte die Stadtverwaltung mit. Zudem wurde eigens ein Spendenkonto eingerichtet.
Insgesamt jedoch, da ist sich Innenminister Strobl sicher, hat sich die Katastrophenhilfe im Land bewährt. „Es ist schön zu sehen, wie die verschiedenen Institutionen zusammengearbeitet haben – über die Grenzen von Landkreisen und Regierungsbezirken hinweg“, wie Strobl befindet. Der Dank des Ministers ist den Einsatzkräften gewiss: „Durch ihre routinierte und professionelle Vorgehensweise haben sie weitere Personen- und Sachschäden verhindert“.
Dies gilt, auch wenn für den Landesbranddirektor Homrighausen und seine Leute der Einsatz durch den Tod des Gmünder Feuerwehrmanns einen sehr bitteren Beigeschmack hat – und obwohl in der Nacht zum Montag 42 Menschen aus Lebensgefahr befreit und 520 Gefährdete aus Häusern gerettet wurden.