Wer unter Höhenangst leidet, sollte besser keine High Heels tragen. Alles über zehn Zentimeter Absatz ist schlecht fürs Gleichgewicht und führt auch zu massiven Einschränkungen der Mobilität.
Ulsan/Stuttgart - Jorge – mit vollem Namen Jorge Alexis González Madrigal Varona Vila –, TV-bekannter Laufsteg-Trainer, Choreograf und Model geht nie unten ohne. „Ich habe mir meinen Glam hart erarbeitet”, bekennt der 48-Jährige gebürtige Kubaner, der mit seinem Partner in Hamburg lebt, auf seiner Homepage.
Normalsterblichen (es sind meist Frauen, die High Heels tragen; Männer lieben sie, aber die wenigsten tragen hohe Schuhe) bekommt das Stöckeln auf mörderisch hohen Pfennigabsätzen in der Regel weniger gut als dem „fleischgewordenen Stöckelschuh“ Jorge.
Elegant, extravagant, sexy
High Heels (englisch für hohe Absätze) sind extravagant, wirken exklusiv und üben einen magischen Reiz auf viele Männer aus. Wer es aber zu arg treibt, dem droht Ungemach: von krankhaften Veränderungen des Fußskeletts und der Muskeln über Durchblutungsstörungen bis hin zu chronischen orthopädischen Krankheitsbildern
Die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ warnt: High Heels seien grundsätzlich keine funktionalen Schuhe. Bereits moderate Absatzschuhe mit mehr als fünf Zentimeter Absatz erforderten eine unnatürliche Haltung des Fußes beim Gehen, so dass Tragekomfort und Mobilität eingeschränkt seien und nach einer gewissen Zeit Schmerzen auftreten. „Es besteht die Gefahr des Stolperns, des sich Verhängens oder Umknickens.“
Südkoreanische Stöckel-Studie
Was man eigentlich schon immer wusste und High-Heels-Trägerinnen leidvoll erfahren tagtäglich müssen, haben Forscher um Vanessa Dewi Hapsari vom Ulsan National Institute of Science and Technolgy in Südkorea jetzt nachgewiesen. Sie ließen 30 orthopädisch gesunde Probanden im Alter zwischen 18 und 30 Jahren mit und ohne Stöckelerfahrung zum Testlauf antanzen. Mal in einem Zentimeter Wohlfühltretern, mal in bis zu zehn Zentimeter hohen High Heels.
Der Test-Parcours hatte es in sich: mit High Heels auf einer wackligen Platte die Balance halten; vom Stuhl aufspringen, drei Meter laufen und wieder zum Stuhl zurückhechten; nach vorne beugen und versuchen das Gleichgewicht zu halten etc. etc.
Ab sieben Zentimeter wird Laufen zum Vabanquespiel
„Je länger jemand für eine solche Aufgabe braucht, desto schlechter ist seine funktionelle Mobilität“, schreiben die Forscher auf ihrer Homepage. Die Absatzhöhe beeinflusst demnach erheblich die Funktionalität des Bewegungsapparates samt Standfestigkeit und Gleichgewicht. Ab sieben Zentimeter wird das Schreiten zum unberechenbaren Abenteuer. Hinzu kommt die enorme Beanspruchung der Wadenmuskeln und der anschließende Muskelkater.
Das eigentlich Überraschende: Egal, wie oft man in High Heels daherstolziert, in ihrer Mobilität sind Profis wie Neulinge gleichermaßen gehandicapt. „Unsere Studie zeigt“, so Vanessa Dewi Hapsari, vor welche Herausforderungen das Tragen von High Heels den menschlichen Körper stellt.“