Das Bangen um die Zukunftssicherheit ihrer Jobs geht bei HP-Mitarbeitern weiter. Foto: dpa

Der massive Umbau des IT-Konzerns Hewlett-Packard nimmt kein Ende. Über 33 000 weitere Stellen will der Computer-Riese zusätzlich abbauen. Wie viele Stellen am Standort Böblingen betroffen sein könnten, bleibt unklar.

Schon wieder ein neues Sparprogramm?
Der se it drei Jahren laufende Abbau von 55 000 Arbeitsplätzen ist noch nicht einmal abgeschlossen – jetzt ist der amerikanische IT-Riese Hewlett-Packard (HP) schon wieder dabei, bis zu 33 300 weitere Stellen zu streichen. Welche Auswirkungen die angekündigten Sparpläne für die deutschen Standorte von HP – unter anderem in Böblingen – haben werden, sei noch nicht abzusehen, wie ein Unternehmenssprecher unserer Zeitung mitteilte: „Dies wird sich erst in den kommenden Wochen oder Monaten herausstellen.“
Welche Schritte hat HP nun angekündigt?
Die geplanten Stellenkürzungen sollen vor allem die Firmenkundensparte treffen – also das Geschäft mit Unternehmen. Hintergrund ist eine Umstrukturierung und Aufspaltung des kalifornischen Unternehmens, das seit Jahren Umsatzeinbußen verzeichnet. Das Computer- und Druckergeschäft wird ab November dieses Jahres in einer neuen Gesellschaft gebündelt, getrennt von dem Bereich mit Dienstleistungen für Unternehmen.

Die angekündigten Sparmaßnahmen werden den Konzern ab dem vierten Quartal einmalig mit rund 2,7 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) belasten. Binnen weniger Jahre sollen dann aber jährlich bis zu 2,7 Milliarden Dollar eingespart werden. Bis wann die zusätzlichen Arbeitsplätze wegfallen sollen, ist noch offen. Insgesamt war das 2012 aufgenommene Sparprogramm auf drei Jahre angelegt.

Warum sind die Sparmaßnahmen notwendig?
„Die IT-Branche befindet sich in den vergangenen Jahren in einem massiven Wandel“, sagte der Sprecher des Konzerns am Standort Böblingen. Eine Reaktion darauf sei der Stellenabbau. In Böblingen habe HP aber auch Stellen aufgebaut, insbesondere im Bereich Internetsicherheit. Die Betriebsräte des Konzerns in Böblingen äußerten sich zunächst nicht zu den Maßnahmen.

Der Konzern kämpft seit Jahren mit Umsatzeinbußen: Zuletzt haben ein mäßiger Computer-Absatz sowie eine schwächere Nachfrage nach Dienstleistungen durch Firmenkunden dem zweitgrößten PC-Hersteller stark zugesetzt. Ende Juli war der Absatz von PCs und Druckern um 11,5 Prozent zurückgegangen, der Umsatz fiel insgesamt um acht Prozent auf knapp 25,4 Milliarden Dollar (22,5 Milliarden Euro). Die Unternehmensgewinne gingen damit zuletzt in 15 von 16 Quartalen zurück.

Was ist der Hintergrund der starken Umsatzeinbußen und Probleme bei HP?
War HP ursprünglich einmal Pionier im IT-Bereich und im Silicon Valley, so reagierte es in den vergangenen Jahren sehr spät auf die Veränderungen in der Branche. „Hier rächen sich strategische Fehlentscheidungen“, sagt Mirko Maier, Investmentanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). „Das Unternehmen hat viel zu spät auf die Entwicklungen reagiert und insbesondere die Trends im Bereich Cloud-Dienste und mobile Anwendungen völlig verschlafen.“ Denn: Statt herkömmlicher Computer kaufen Kunden heutzutage lieber Smartphones und Tablets. Auch im Bereich Software habe HP zu wenig getan, bemängelt Maier. Dem Konzern fehle nun eine klare Strategie – und die Bereitschaft, viel Geld für Investitionen in die Zukunft in die Hand zu nehmen.
Wie sieht die Zukunft für HP aus?
Seit ihrem Amtsantritt 2011 versucht HP-Chefin Meg Whitmann, den IT-Riesen in neue Geschäftsfelder zu bringen und Bereiche wie Tablet, die Verwaltung großer Datenmengen oder Sicherheit auszubauen.

Ob es bei den angekündigten Sparmaßnahmen bleiben wird, ist nicht absehbar – auch wenn Whitmann nun Zuversicht verkündet. „Diese Schritte werden dazu führen, dass künftig keine weitere Restrukturierung nötig ist“, erklärte sie. Die HP-Aktie legte spontan leicht zu – LBBW-Experte Maier sieht die Zukunft des IT-Riesen aber skeptisch: „Das Unternehmen befindet sich in einer Abwärtsspirale. Solange der Umsatz so fällt wie momentan, muss leider auch weiter gespart werden“, so Maier.