Die FDP verliert einen ihrer ältesten Köpfe: Die Heuss-Büste wechselt für 10 000 Euro den Besitzer Foto: vebeg

Alles muss raus: Vor knapp neun Monaten ist die FDP aus dem Bundestag geflogen – und noch immer ist die Abwicklung in vollem Gange. Dabei muss alles,was in den Abgeordnetenbüros und in der Fraktionsverwaltung von Wert ist, zu Geld gemacht werden.

Alles muss raus: Vor knapp neun Monaten ist die FDP aus dem Bundestag geflogen – und noch immer ist die Abwicklung in vollem Gange. Dabei muss alles,was in den Abgeordnetenbüros und in der Fraktionsverwaltung von Wert ist, zu Geld gemacht werden.

Stuttgart/Berlin - Um dabei Transparenz zu gewährleisten und möglichst gute Preise zu erzielen, versteigern die Liberalen ihr verbliebenes Hab und Gut: Sofas, historische Möbel, Designer-Lampen, Schränke – und eine Büste des FDP-Übervaters Theodor Heuss (1884–1963).

Immerhin 10 000 Euro hat die Büste des ersten Parteivorsitzenden und einstigen Bundespräsidenten (1949–1959) in die Kasse der Liberalen-Fraktion in Liquidation gespült. Wer die 2008 gefertigte „Bronzegussarbeit auf Sockelplatte“ ersteigert hat, will die mit der Auktion betraute Verwertungsgesellschaft des Bundes (Vebeg) nicht verraten. Die Vebeg hatte den Wert der Heuss-Büste auf 7500 Euro angesetzt. Das Kunstwerk stammt von dem Künstler Gregor Dittmer aus Albisheim in Rheinland-Pfalz und war für den früheren FDP-Chef Guido Westerwelle angefertigt worden. Die Liberalen zahlten damals 7000 Euro.

Als bekannt wurde, dass der Bronzeguss versteigert werden sollte, zeigte sich der Künstler erbost: „Ein Unding, dass sie die Büste einfach so verscherbeln“, ärgerte sich Dittmer. Doch die FDP tat in diesem Fall nur ihre gesetzliche Pflicht, wie ein mit der Abwicklung der Bundestagsfraktion Betrauter gegenüber unserer Zeitung klar stellt: „Nach dem Gesetz ist es die Aufgabe der Liquidatoren, alles, was an Werten da ist, zu liquidieren – im Interesse des Steuerzahlers zu möglichst guten Preisen und in einem transparenten Verfahren.“

Mit dem Erlös wie auch mit den verblieben Rücklagen werden ausstehende Rechnungen beglichen und die noch verblieben Beschäftigten der Fraktion in Liquidation bezahlt. Deren Zahl sei mittlerweile auf fünf geschrumpft. Sie klären noch arbeitsrechtliche Fragen oder was aus den alten Akten wird, was eingelagert werden und was vernichtet werden darf. Immerhin sei es aber gelungen, „weit über 90 Prozent der Fraktionsmitarbeiter wieder in ein Beschäftigungsverhältnis zu bringen“.

Die 10 000 Euro für die Heuss-Kopf seien ein ordentliches Ergebnis, sagte ein früherer FDP-Bundestagsabgeordneter. „Natürlich wäre es uns lieber gewesen, wenn wir bestimmte Sachen eigenhändig hätten verkaufen können – auch die Heuss-Büste.“ Dann hätte man das Werk etwa dem Theodor-Heuss-Haus oder dem Haus der Geschichte zum Anschaffungspreis überlassen können, „aber das dürfen wir nicht“.

Exakt 24 618,98 Euro hat Auktion, die am Dienstag endete, der einstigen FDP-Fraktion erbracht. Neben der Heuss-Büste wurden diverse historische Abgeordnetenstühle, ein Le-Corbusier-Sessel, ein Biedermeier-Sofa, alte Schulbänke oder Designer-Schreibtischleuchten feil geboten. „Die Erlöse haben in etwa unseren Preisvorstellungen entsprochen“, sagte Uwe Uhlemann, bei Vebeg für den Verkauf zuständig, unserer Zeitung. Es habe einen „regen Bieterverkehr“ bei der Auktion gegeben. Eine Versteigerung im Zuge der Liquidation einer Bundestagsfraktion war auch für Vebeg Neuland.

Die 1951 gegründete bundeseigene Treuhandgesellschaft, deren alleinige Gesellschafterin das Bundesfinanzministerium ist, veräußert normalerweise schwerpunktmäßig Fahrzeuge und Einrichtungsgegenstände der Bundeswehr, von Forstämtern oder anderen staatlichen Einrichtungen. Zweck der Gesellschaft in den 1950er Jahren war es zunächst, sämtliches Material, das den Besatzungstruppen aus Mitteln des deutschen Besatzungshaushalts zur Verfügung gestellt wurde, nach der Rückgabe an die deutschen Behörden zu verwerten.