Das Interesse an der Werkrealschule schwindet. Foto: Archiv dpa

Nur zwei Jahre nach der Umbenennung der Heumadener Schule schwindet das Interesse der Eltern an ihr.

Heumaden - Sie lassen sich an zwei Händen abzählen. Gerade einmal acht Kinder sind für die fünfte Klasse der Werkrealschule Heumaden angemeldet worden. Weil ein Kind weggezogen ist, sind es noch sieben Neulinge. Mindestens 16 Schüler sind nötig, damit sich eine Klasse Klasse nennen darf. „Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, damit die sieben Kinder einen Platz bei uns bekommen“, sagt die Schulleiterin Doris Noller-Claus.

Die Lösung heißt Kombiklasse. Das ist eine Gruppe aus Fünft- und Sechstklässlern, die miteinander lernt – wenn auch nicht in allen Schulstunden. Das gab es in Heumaden noch nie. Stadtweit gehen im aktuellen Schuljahr sechs Werkrealschulen diesen Weg. Für sie alle ist es offenbar die einzige Chance, sich selbst zu retten.

Geht es um die Zukunft ihrer Schule, wählt Noller-Claus ihre Worte zwar weniger drastisch, aber sie sagt Sätze wie „die Grundschule ist nicht infrage gestellt“. Und die Werkrealschule? Da müsse man abwarten, sagte sie in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats, in der sie zu Gast war.

Die GEW gibt eine deutliche Auskunft

Eine vergleichsweise deutliche Auskunft gibt Matthias Schneider, der Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Baden-Württemberg. „Es ist relativ klar, dass der Großteil der Hauptschulen und Werkrealschulen in Baden-Württemberg keine Zukunft haben werden“, sagt er. Eine Tatsache, die ihn nicht verwundert. „Wir haben das von Anfang an sehr kritisch begleitet“, sagt Schneider. Aus Sicht der GEW sei die Werkrealschule von Anfang an ein Versuch der vormaligen Landesregierung gewesen, „das Schulsterben hinauszuzögern“.

Wie gut der Versuch funktioniert hat, zeigen die Zahlen. Und zwar nicht nur in Heumaden. Stadtweit haben sich im Durchschnitt nur etwas mehr als zehn Schüler für die fünfte Klasse einer Werkrealschule angemeldet. Nur zwei Jahre nach ihrer Einführung hat sich das Interesse für die Werkrealschule nicht eingestellt. Im Gegenteil. Der Trend ist freilich auch damit zu erklären, dass die Grundschulempfehlung nicht mehr verbindlich ist. Es liegt nun allein im Ermessen der Eltern, auf welche Schule ein Kind wechselt.

Dies sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Eltern eine Werkrealschule anscheinend nicht als Realschule wahrnehmen. So jedenfalls sagt es Wolfgang Weixler, der die Birken-Realschule in Heumaden leitet. „Für die meisten ist die Werkrealschule keine echte Realschule“, sagt er. Weixler weiß dies aus Gesprächen mit Eltern, denn er fragt die Neuankömmlinge stets, weshalb sie sich für die Birken-Realschule entschieden haben. Wobei der Rektor einräumt: Auch in seiner Schule sind die Anmeldungen zurückgegangen.

Der Körschtalschule geht es vergleichsweise gut

Dasselbe gilt für die Plieninger Körschtalschule, eine Grund- und Werkrealschule. In diesem September haben dort 13 neue Fünftklässler begonnen. Das bedeutet, dass die Körschtalschule ebenfalls nicht um eine Kombiklasse herumgekommen ist. Im vergangenen Schuljahr haben sich noch 20 Schüler für die fünfte Klasse angemeldet.

Die Körschtalschule steht im Vergleich zu anderen Schulen diesen Typs gut da. Sie wird nicht nur von Kindern aus den Stadtbezirken Birkach und Plieningen besucht, sondern die Schüler stammen auch aus Sillenbuch, Riedenberg, Fasanenhof und Ostfildern, wie die Rektorin Regine Hahn sagt.

Der Plieninger Schule eilt offenbar ein guter Ruf voraus. „Ich kann nicht in die Köpfe von Eltern schauen“, sagt Hahn, „aber ich denke, der Ruf ergibt sich aus der Entwicklung, die wir anstreben“. Nächstes Jahr will die Körschtalschule mit dem Ganztagsbetrieb beginnen. Außerdem wird derzeit geprüft, ob die Körschtalschule Gemeinschaftsschule werden kann. „Wir versuchen, uns den pädagogischen Herausforderungen zu stellen“. sagt Hahn.

Doris Noller-Claus hält die Werkrealschule nach wie vor für einen guten Weg. Nächstes Jahr absolvieren die ersten 23 Jugendlichen die Prüfungen. „Die Schüler sind sehr interessiert“, sagt die Schulleiterin Noller-Claus. Daher sei es schade, dass es nun in der fünften Klasse bröckelt. „Wir können das Angebot nur halten, wenn der Nachwuchs nachkommt.“