Das Sanierung des Herrenberger Fruchtkastens schreitet voran. Bei archäologischen Grabungen kam einiges zum Vorschein.
Inzwischen ist nicht mehr viel zu sehen von den archäologischen Grabungen hinter dem Fruchtkasten: Zeitweilig waren hier vier Personen mit Bagger und Schaufel beschäftigt, jetzt ist das Loch am Ende der Straße „Auf dem Graben“ wieder zugeschüttet. An dieser Stelle soll später die Technikzentrale des Fruchtkastens untergebracht werden. Der rund 340 Jahre alte Fruchtkasten ist eines der ältesten Gebäude in der Herrenberger Altstadt. Im Herbst 2018 hat der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss zur Sanierung gefasst.
Ein Team des Tübinger Bauforschers Markus Wolf vermutete Ende Juli vor Ort Reste der historischen Zwingermauer und stellte fest, dass das Bauwerk dreieinhalb Meter unter dem Boden tatsächlich noch vollständig vorhanden ist. Für den Umbau des Fruchtkastens bedeutet der Fund eine Herausforderung. Schließlich geht es um den möglichen Erhalt des betroffenen Mauerstücks mit einer Länge von rund 24 Metern an eben der Stelle, wo künftig der Technikraum stehen soll.
Zuständigkeit liegt beim Land
„Wie es mit diesem Mauerfund weitergeht, ist derzeit noch offen“, teilt die Stadtverwaltung mit. Die Zuständigkeit liege zunächst beim Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD). Man wolle, so die Stadtverwaltung, eng mit dem LAD zusammenarbeiten, um gemeinsam eine Lösung herbeizuführen. „Wir hoffen, dass es zeitnah zu einer Entscheidung kommt“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Sprißler dazu.
Auch im Inneren des Gebäudes sind archäologische Untersuchungen notwendig. Dort vermuteten Experten Reste der Kelter (Fruchtpressen) und ihrer Nutzung zu finden. Diese Arbeiten beginnen im Oktober; wie lange sie dauern, hängt davon ab, was gefunden wird. „Hier ist denkbar, mögliche Funde im Gebäudeinneren freizulegen und in die spätere Ausstellung zu integrieren“, so Sprißler.
Patenschaft für Gemälde
Bisher lagerten im Fruchtkasten verschiedene Gemälde mit unterschiedlichem Restaurierungsbedarf. Zur Finanzierung hatte die Stadtverwaltung die Bürgerschaft zu Spenden aufgerufen – offenbar mit Erfolg: „Mittlerweile konnten wir die Überarbeitung von fünf Gemälden mit Kosten von 3400 Euro und des Kayher Kanzelbaldachins in Höhe von 11 000 Euro vollständig finanzieren“, berichtet Sprißler über die großzügige Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger und weiterer Partnerinnen und Partner. Weitere Kunstobjekte warten noch auf Förderung.
Projekt soll fast 14 Millionen Euro kosten
Nach einem Vorschlag der Verwaltung soll die Stadt sich für das Kulturförderprogramm „Nichtinvestive Städtebaumittel 2022“ bewerben. Insgesamt belaufen sich die geplanten Kosten für das Gesamtprojekt auf 13,7 Millionen Euro. Bislang habe die Stadt bereits Fördermittel in Höhe von insgesamt 6,6 Millionen Euro an Land gezogen.
Die Verwaltung rechnet damit, dass die Baugenehmigung für den Umbau im Herbst vorliegt. Die archäologischen Voruntersuchungen im Gebäudeinneren starten im Oktober. Nach den Grabungen will die Stadt den Zeitplan des Projekts anpassen.
Weitere Infos im Internet unter herrenberg.de/Bilder-aus-dem-Fruchtkasten