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Der Herbst kommt mit ohrenbetäubendem Lärm: Was gegen Laubsauger und -bläser spricht.

Stuttgart - Wie schön war doch das gleichmäßige Brummen des Rasenmähers am Samstagmorgen! Kaum aber liegen die ersten bunten Blätter auf dem Gehweg, packt der Nachbar früh um acht seinen Laubbläser aus. An weiterschlafen ist bei etwa 100 Dezibel nicht mehr zu denken - denn das gelingt einem bei entsprechender Lautstärke direkt neben dem Lautsprecher in der Disco ja auch nicht. Bevor man den Nachbarn jetzt aber mit dem Kopfkissen bewirft, sollte man es vielleicht zunächst mit ein paar guten Argumenten gegen den motorisierten Gartenputz versuchen.

Die Masse: Gehwege müssen im Herbst von Laub befreit werden, denn in Kombination mit Regen endet der Spaziergang sonst schnell auf dem Hosenboden. Außerdem verstopfen die Blätter Abflussrinnen. Die Mitarbeiter der städtischen Abfallbetriebe kämpfen allein in Stuttgart auf öffentlichen Flächen gegen rund 800 Tonnen Laub an. Dass sie sich von Maschinen helfen lassen, kann man noch verstehen. Dass aber der Privatmann sich die Hofeinfahrt freibläst, weniger. Zwar muss auch er den Gehweg sauber halten, weil es sonst Bußgelder von fünf bis 500 Euro geben kann. Aber die Kehrwoche funktionierte auch die letzten 500 Jahre ganz gut mit Kehrwisch und Kutterschaufel.

Der Ort: Während man Wege räumen sollte, damit sie nicht zur Rutschbahn werden, schadet ein blitzblank gesaugter Garten sogar. Denn das Laub ist ein guter Dünger, weil es dem Boden Nährstoffe zufügt. Außerdem schützt es Rasen wie Beete vor Frost und bietet obendrein noch Igeln, Insekten und Spinnen ein Winterquartier. Für den gründlichen Frühjahrsputz eignet sich auch im Winter besser die Wohnung.

Das Gerät: Laubbläser scheinen auf den ersten Blick richtig nutzlos zu sein: Nach dem Prinzip umgekehrter Staubsauger wird das Laub einfach nur aufgewirbelt, ein Haufen lässt sich nur bei genauerem Hinsehen erkennen. Der Laubsauger dagegen verleibt sich die losen Blätter direkt ein. Und dank einer Soggeschwindigkeit von bis zu 160 Stundenkilometern nimmt er auch kleine Zweige und Müll mit - und häckselt obendrein noch alles klein. Gegen diese Sogwirkung sind jedoch auch Würmer, Spinnen oder Frösche machtlos, die unterm Laub leben. Wenn schon, dann also doch lieber pusten statt saugen. Damit der nächste Windstoß die Blätter nicht wieder durcheinanderwirbelt, braucht man am Ende aber doch wieder Besen und Schaufel. Spätestens jetzt ist die Frage an den Nachbarn erlaubt: Warum nicht gleich so?

Der Zeitpunkt: Gegen den brummenden Rasenmäher am Samstagmorgen lässt sich wenig ausrichten. Er darf zwischen 7 und 20 Uhr benutzt werden. Von einem ohrenbetäubenden Laubbläser und Laubsauger aber muss sich am Wochenende niemand aus dem Bett werfen lassen. Sie dürfen nur von Montag bis Samstag zwischen 9 und 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr angeschaltet werden - es sei denn sie tragen das grün-blaue EU-Umweltzeichen (Pflanze mit EU-Sternen), dann gelten dieselben Zeiten wie beim Rasenmäher. Für die Kehrwoche, die obligatorisch am Samstag stattfindet, bleibt mal wieder nur der gute alte Besen.

Die Gesundheit: Wie alle motorisierten Geräte produzieren auch Laubbläser und Laubsauger Abgase und tragen so zur Luftverschmutzung bei. Außerdem wirbeln sie neben den Blättern auch alles andere auf, was so auf den Wegen liegt: Feinstaub, Pollen, Darmbakterien und Parasiten aus Hundekot. Wie gesund wirkt dagegen die körperliche Ertüchtigung mit Besen oder Rechen!

Das Geld: Der Nachbar saugt und bläst noch immer? Dann hilft am Ende wahrscheinlich nur mal wieder ein Hinweis auf das liebe Geld. Denn für die Anschaffungs-, Unterhalts- und Energiekosten eines motorisierten Gartengeräts könnte man locker jemanden einstellen, der die Kehrwoche übernimmt. Mit dem Besen, versteht sich.