Ach, die Mode von heute: Helene Fischer in aparter Kombi mit Ganzkörperschürze. Foto: dpa

Die Fernsehshow mit Helene Fischer einschalten ist wie das Versprühen eines antibakteriellen Raumsprays. Alles wirkt plötzlich so sauber im Wohnzimmer.

Stuttgart - Früher war irgendwie weniger Stress, oder? Der solide und allgemein anerkannte Beruf des Schlagersängers zum Beispiel. Um in den 70ern in Dieter-Thomas Hecks „Hitparade“ im ZDF einen erfolgreichen Auftritt hinzulegen, brauchte es nicht viel. Wer in der Lage war, drei Minuten lang ohne Unterlass „Hossa“ oder „Michaela“ ins Mikro zu brüllen und wie ein rumänischer Tanzbär um die eigene Achse zu wanken, ohne dass die betonierte Helmfrisur vom Kopf rutscht, hatte praktisch schon eine Goldene Schallplatte sicher. Heute kann man mit so einer lausigen Performance höchstens noch am Schausonntag im nächsten Möbelhaus reüssieren.

Durch die Lüfte

Was vor allem an dieser unfassbaren Helene Fischer liegt. Die Shows dieser viel bewunderten, vereinzelt auch gehassten, jedenfalls rundum beneideten „Miss Perfect“ der deutschen Fernsehunterhaltung sind bester Hochleistungsschlagersport. Fischer turnt wie ein Floh, schießt blitzartig durch die Lüfte, zuckt wie ein Derwisch, der mit nassen Pfoten in die Steckdose greift.

Sportlich bis keimfrei

Der Körper? Glatt, biegsam, knitterfrei. Fischer scheint keinerlei Schweißporen zu besitzen. Millionen Männer träumen davon, ihr Gesicht an diese garantiert bakterienfreien Achseln zu schmiegen. Fischers Weihnachtsshow im ZDF einzuschalten, hat immer etwas vom Versprühen eines Raumsprays im Wohnzimmer. Alles duftet plötzlich so sauber, so künstlich. Ihr ewiggültiger Hit „Atemlos“ ist Programm einer wahrlich atemberaubenden Bühnenästhetik auf den höchsten Hacken seit Madonna und Cher. Marmor, Stein und Eisen bricht – aber Helenes Knöchel nicht. Geradezu unwirklich, das. Ist diese Frau eigentlich echt? Wobei auch Fischers Kleidung nur Hülle ist, elastische Verpackung, zweite Haut. Alles glitzert, schimmert wie feierliches Lametta oder der schuppige Unterleib einer Seejungfrau. Obwohl die 34-Jährige sehr viel preisgibt, ihre Bustiers, asymmetrischen Schlauchkleider und ultrakurzen Rockfetzen äußerst luftdurchlässig geschnitten sind, wirkt das alles seltsamerweise andere als sexy oder gar vulgär, sondern vielmehr sportlich bis keimfrei. Kurzum: Singen war auch mal leichter. Hossa.