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Heiße Fahrer-Duelle und atemberaubende Stunts sind seit Freitag beim 30. ADAC Supercross Stuttgart zu sehen - wir zeigen die spektakulärsten Bilder von der Rennstrecke und den hübschen Nebenschauplätzen.

Stuttgart - Mit dieser Frage sah sich Collin Dugmore schon zigmal in seinem Leben konfrontiert, doch die exakte Antwort darauf weiß er immer noch nicht. „Ich kenne die Zahl meiner Knochenbrüche nicht“, sagt der Südafrikaner, der seit 1986 in Deutschland lebt, „es waren viele, vor allem das Schlüsselbein – aber meine Beine sind stets heil geblieben.“ Dass keine neue Fraktur dazukommt, davon geht der Motorrad-Pilot aus. Sonst würde er nicht nach fünf Jahren Pause ein Comeback in der Schleyerhalle wagen – mit einem für Supercrosser fast biblischen Alter von 44 Jahren. „Ich habe einen guten Start und viel Erfahrung“, sagt er schelmisch, „mal sehen, was die jungen Leute dagegen ausrichten können.“

Eigentlich ist Supercross nichts für reifere Männer: Es geht auf der Piste ruppig zu, die Landungen nach den Sprüngen machen Gelenken und Knochen zu schaffen, in den acht Minuten langen Rennen pocht der Puls 180-mal pro Minute – der Sport ist zugeschnitten auf Burschen zwischen 20 und 30, deren Wahlspruch lautet: Pokal oder Hospital. Dugmore und die jungen Hüpfer – der Sport-Oldie ist im Geiste jung geblieben, wenngleich die Stirn mit den Jahren um ein paar Zentimeter nach oben gewachsen ist. „Ich habe bei Veteranenrennen gespürt, dass mich Supercross noch mal reizen würde, und als mich das Team KTM-Sarholz gefragt hat, sagte ich zu“, erzählt der Mann, der von 1999 bis 2007 in Schorndorf lebte. Die schwäbische Fangemeinde ist noch groß. „Über 100 Leute haben mir mitgeteilt, dass sie meinetwegen eine Karte gekauft haben“, verrät er.

Kumpels mit Supercross-Piste im Garten

Um sich zu trimmen fürs Spektakel, um das selbst gesteckte Ziel Finale zu erreichen, hat Dugmore ein Trainingslager im Elsass sowie einige Einheiten in Thüringen und rund um seinen Wohnort Niederroßbach eingelegt. Der Westerwald ist für Crosser so etwas wie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. „Ich habe Kumpels“, erzählt der 44-Jährige „die haben sich eine Supercross-Piste in ihren Garten gebaut.“ Etwa 30 mal 60 Meter sind dazu nötig sowie ein fähiger Landschaftsgärtner, um diesen Sandkasten für große Jungs zu realisieren.

Beruflich hat Dugmore vor allem mit kleineren Jungs und Mädchen zu tun – er leitet eine Offroad-Schule für Nachwuchs-Crosser in Niederroßbach, er gibt Fahrtrainings und erteilt Privatstunden. „Ich erkläre den Eltern immer, dass es gefährlicher ist, mit dem Rad zur Schule zu fahren als in einem Rennen mit 40 Kids zu starten“, sagt er. Seine Argumente: Heute gibt es für die jungen Piloten erstklassige Schutzausrüstungen, zudem lernen sie das Beherrschen der Maschine von der Pike auf; als Dugmore noch ein Teenager war, ist er mit dem Motto „Versuch und Irrtum“ auf seine Trainingsstrecke gegangen. Daher rühren auch die vielen Knochenbrüche.

Wer mit jungen Leuten arbeitet, der spürt auch die Trends. Bei seinen Trainings registriert der Rennveteran, dass Supercross in Deutschland immer mehr in Mode kommt, dass die Welle aus dem Stammland USA immer heftiger nach Europa schwappt. „Da sind Achtjährige“, erzählt der Südafrikaner, „die fragen in den ersten Lehrgängen, wie man das Motorrad beim Sprung in der Luft auf die Seite legt.“ Die Freestyle-Szene lässt grüßen, die ebenfalls traditionell in der Schleyerhalle auftritt mit ihren gewagten Flügen bis hin zum Rückwärtssalto. Den hat Dugmore nicht im Repertoire. „Ich habe nie einen absichtlich gemacht“, scherzt er.

Dugmore freut sich über das steigende Supercross-Interesse in seiner Wahlheimat, damit, so sein Kalkül, könnten in absehbarer Zeit ein paar Talente heranreifen, die in seine Fußstapfen treten könnten. Denn eines ist ziemlich sicher: Nach der diesjährigen SX-Serie in Stuttgart, Chemnitz, München und Dortmund wird der Supercrosser Collin Dugmore zurücktreten. Dann endgültig.

Für das Spektakel in der Schleyerhalle am Freitag und Samstag (Beginn jeweils 19.30 Uhr) gibt es noch Restkarten zu Preisen zwischen 28 und 42 Euro an der Tageskasse und unter Telefon 07 11 / 2 80 01 36. Die Rennen sind im Livestream im Internet zu sehen unter: www.splink.de.