Sven Hannawald und Heinz-Harald Frentzen Foto: Pressefoto Baumann

Heinz-Harald Frentzen kehrt nach über vier Jahren auf deutsche Rennstrecken zurück.

Oschersleben - Heinz-Harald Frentzen verabschiedete sich 2006 von den deutschen Motorsportfans klammheimlich durch die Hintertür - am Wochenende gibt der ehemalige Formel-1-Pilot sein Comeback in der GT-Masters-Serie in Oschersleben. Von seinem Teamkollegen Sven Hannawald ist Frentzen schon jetzt überrascht.

Herr Frentzen, normalerweise rufe ich meine Gesprächspartner nicht bereits morgens um 8 Uhr an - sind Sie schon immer ein Frühaufsteher?

Ja, es macht mir nichts aus. Aber heute habe ich auch viele Termine, und ich muss deshalb ziemlich früh aus dem Haus.

Der Start in der GT-Masters-Serie ist für Sie ein Comeback, 2010 hat man rein gar nichts von Ihnen gehört.

Ja. Ende 2006 habe ich mich vom professionellen Motorsport zurückgezogen. Nach dem Ausstieg bei Audi aus der DTM habe ich zwar noch in kleineren Serien im Mittleren Osten mitgemischt, doch das war mehr zum Vergnügen. In dieser Serie fuhren auch die ehemaligen Formel-1-Kollegen Johnny Herbert und Jean Alesi - aber das zähle ich nicht mehr zu meiner Karriere als Motorsportler. Es gab zwar auch Angebote aus der amerikanischen Nascar-Serie, doch dort wollte ich wegen der Familie nicht hin.

Was juckt Sie am ADAC GT Masters?

Wahrscheinlich hat mir der Motorsport gefehlt, weil ich mich in der Pause 2010 doch noch fit gefühlt habe. Das wurde mir immer klarer, nachdem ich nichts mehr gemacht habe. Dann wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit Sven Hannawald in einem Team zu fahren.

Wie lange haben Sie überlegt?

Über den Winter. Ich dachte mir schließlich, dass es mir Spaß machen würde. Und dann war da noch eine Sache.

Welche?

Das Ende meiner Karriere 2006 kam sehr abrupt, ich bin Hals über Kopf aus dem Motorsport ausgestiegen - so wollte ich eigentlich nicht gehen. Ich habe Audi gefrustet verlassen nach einem fürchterlichen Jahr, in dem ich überhaupt keinen Spaß hatte. Ich wollte keine Rennen mehr fahren.

"Für mich steht der Spaß im Vordergrund"

Also spielt auch die persönliche Ebene eine Rolle beim Comeback.

Ja, ich wollte mich noch einmal den Fans präsentieren. Aber wie gesagt, die professionelle Karriere habe ich abgeschlossen - ich nehme die GT Masters ernst, aber für mich steht der Spaß im Vordergrund.

Sie sind ein Star, die Serie steigert durch Sie auch ihren Bekanntheitsgrad.

Es freut mich, wenn Sie das so sehen, dass die Serie mit mir aufgewertet wird - hier fahren aber auch junge Piloten, echte Talente, die darum kämpfen, eines Tages in der DTM oder anderen Profi-Serien zu starten.

Wie gut kennen Sie Sven Hannawald schon?

Ich kannte ihn als Skispringer aus dem Fernsehen, und ich habe ihn auch schon einmal auf der Rennstrecke getroffen. Dann war mal eine Veranstaltung auf Ibiza, dabei haben wir uns eher zufällig über sein neues Engagement als Rennfahrer unterhalten. Ich fand es interessant zu erfahren, wie es ist, wenn ein Profisportler die Sportarten wechselt.

Und jetzt sind Sie Teamkollegen.

Das hätte ich damals wirklich nicht gedacht.

Kennen Sie seine Qualitäten als Rennfahrer?

Wir haben schon gemeinsam getestet. Sven ist gut unterwegs, aber er ist noch kein Motorsport-Profi, da fehlt ihm schon noch was. Aber ich bin beeindruckt, wie er als ehemaliger Berufssportler an sich arbeitet, wie schnell er wichtige Informationen umsetzt.

"Bei den Test habe ich keine Limits gespürt"

In der GT-Masters-Serie müssen Sie Ihren Teamkollegen anders behandeln als damals in der Formel 1.

Ja, eben! Damals wolltest du deinen Teamkollegen immer abbügeln, richtig plattmachen. Jetzt muss ich dem Teamkollegen helfen, damit wir gemeinsam Erfolg haben. Ich muss seinen Fahrstil beurteilen und aufzeigen, wo er sich noch verbessern kann.

Sie sind jetzt zwar fast schon 44 - die Fitness dürfte aber kein Problem darstellen, oder?

Bei den ersten Tests habe ich gleich gemerkt, dass die Reflexe und das, was einen Rennfahrer ausmacht, noch da sind. Es war so, als wäre ich erst gestern aus dem Auto gestiegen. Gut, ich bin älter, aber ich bin wirklich gespannt, wo meine Grenzen liegen. Bei den Tests habe ich noch keine Limits gespürt. Ich bin natürlich nicht mehr so fit wie zu Formel-1-Zeiten, aber es reicht allemal.

Jeder wird von Ihnen den Titel erwarten.

(Lacht) Das darf man nicht ausschließen.

Das haben Sie schön gesagt.

Ja, aber man muss bedenken: Wir zählen nur als Team, Hannawald und Frentzen. Und in den Konkurrenz-Autos sitzen auch zum Teil sehr gute Leute. Ich habe es ja vorhin schon gesagt, es gibt viele Talente, die ihre Karriere vor sich haben, die wollen sich empfehlen. Wichtig ist, dass wir uns steigern in dieser Saison.

Wie lange wird Ihnen das GT Masters Spaß machen?

Zunächst habe ich für eine Saison zugesagt, dann sieht man weiter, ob es ein zweites und gar ein drittes Jahr geben wird.