Ihre ersten Trainings hat Natja Stockhause schon als 17-Jährige angeleitet. Foto: Mostbacher-Dix

Natja Stockhause vom Verein 46Plus will Vorurteile und Berührungsängste zum Down-Syndrom abbauen. Mit dem SV Salamander Kornwestheim hat sie eine inklusive Sportgruppe für Kinder und Jugendliche gegründet, die sie mit anderen trainiert.

Ihr Lachen steckt an: Wer auf Natja Stockhause im Kornwestheimer Stadion trifft, der spürt, wie motivierend ihre Fröhlichkeit und Offenheit sind. Sie trainiert hier wöchentlich eine Sportgruppe, in der Kinder und Jugendliche mit und ohne geistige Beeinträchtigung gemeinsam Leichtathletik machen können und an Wettbewerben teilnehmen. 2014 hat sie diese mit dem SV Salamander Kornwestheim initiiert – und der Zulauf ist enorm. Derzeit trainieren dort 30 Menschen mit Down-Syndrom zwischen zehn und 26 Jahren – von Stockhause und fünf anderen Trainerinnen und Trainern angeleitet. „Wir könnten aber noch mehr aufnehmen, das Interesse ist riesig“, erzählt Stockhause. Aus der ganzen Region kämen Teilnehmer.

Familien soll Mut gemacht werden

Die Sportgruppe ist Teil des Projekts FIT (Förderung, Inklusion, Trainin) das im Verein 46Plus ins Leben gerufen wurde. Die Initiative wurde Ende 2003 gegründet, um über das Down-Syndrom zu informieren, um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. „Wir wollen neu betroffenen Familien Mut machen, sie unterstützen, dass ihre Kinder mit Down-Syndrom aktiv und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können und es zur Selbstverständlichkeit wird“, so Stockhause: „Andere Länder Europas sind da weiter.“ Sie ist seit 2005 bei 46Plus. „Unser Sohn Timo hat das Down-Syndrom.“ Der heute 20-Jährige hat selbst früh mit Sport angefangen, fährt etwa Ski.

Sport sei schon immer ihr Leben gewesen, so die gebürtige Hockenheimerin, die bei einer Hausverwaltung tätig ist. Als sie mit ihren Eltern als 13-Jährige nach Kornwestheim zog, habe sie schnell zum SV Salamander gefunden. Mit 17 Jahren gab sie ihre ersten Trainings, lernte im Verein auch ihren Mann kennen, einen Zehnkämpfer.

Es geht nicht um Leistungsdruck, sondern um Gemeinschaft

Die ganze Familie sei immer auf dem Sportplatz gewesen, erzählt Stockhause. Dann sei deutlich geworden, dass Menschen mit Handicap manche Zeiten nicht erreichten: Da schmiedete Stockhause das Konzept der inklusiven Sportgruppe – und fand im SV Salamander Kornwestheim einen Partner. „Es geht nicht um Leistungsdruck, sondern um Gemeinsamkeit, Freude und Fairness: Jeder macht, was er oder sie kann. Beim Fußball treten gemischte Teams aus Menschen mit und ohne Handicap gegeneinander an.“ Bei den Special Olympics, bei denen Natja Stockhauses Truppe erfolgreich antritt, nehmen „Unified Teams“ teil: Athleten und Athletinnen mit geistiger Behinderung trainieren mit Partnern ohne geistige Behinderung. Auch Tochter Nora sei so ein Unified Partner.

Und die 17-Jährige spielt leidenschaftlich Fußball. Ein Sport, der in Kornwestheim – wie andere – im Zeichen der Inklusion steht. Allsommerlich organisieren etwa der SV und 46Plus Down-Syndrom Stuttgart mit der VfB Fußballschule ein Inklusionscamp. Von Anfang an mit Ideen und Tatkraft dabei: Netzwerkerin Natja Stockhause. „Drei Tage erhalten bis zu 40 Kinder und Jugendliche, mit oder ohne Handicap, die Möglichkeit Fußballluft unter professionellen Rahmenbedingungen zu schnuppern! Die Stimmung und Begeisterung ist sagenhaft!“

Freundschaften sind entstanden

Das gilt auch für ihre FIT-Truppe. Dort läuft sie auch mal mit, wenn sie Abzeichen abnimmt. Motivieren liegt ihr im Blut. „Durch die Sportgruppe sind schon viele Freundschaften entstanden.“ Die Athleten mit und ohne Handicap seien ein starkes Team geworden, verabredeten sich auch abseits des Sportplatzes: „Noch viel schöner: Es haben sich die ersten Pärchen gefunden!“