Michael Bischof arbeitet mit örtlichen Schulen und Museen zusammen. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Michael Bischof engagiert sich für die kulturelle Bildung insbesondere von Kindern – und pflegt das Vermächtnis und die Sammlung von Mäzen Gerhard Hämmerle.

Man kommt nicht daran vorbei: Das mintfarbene Haus fällt auf. Der Künstler Michael Bischof ließ ihm diese Hülle angedeihen, als er es feinfühlig sanierte. 2018 kaufte der Grafiker und Illustrator den Bau von der Stadt Kornwestheim, zog mit seiner Familie ein – und pflegt den Nachlass des Vorbesitzers Gerhard Hämmerle. Der 2001 verstorbene Arzt, Kommunalpolitiker sowie Kunstmäzen und seine Frau wollten Kindern in Not helfen. In seinem letzten Willen verfügte er, das Eckhaus in der Friedrichstraße möge für Vorträge, Kurse oder Ausstellungen genutzt werden – sonst ginge es an die SOS-Kinderdörfer.

Förderung von Kinder und Kunst vereint

Bischof als Käufer war ein Glücksfall. Mit ihm erfüllten sich gleich mehrere Wünsche des Erblassers: Der Kaufpreis von 220 000 Euro wurde an die SOS-Kinderdörfer gespendet. Und Bischof brachte kulturelles Leben in und um das „Hämmerle-Haus“. Dort hat er seine Malschule und sein Atelier, veranstaltet verschiedene Kunst- und Kulinarik-Ereignisse.

Wie Hämmerle steht bei ihm der Nachwuchs vorn. Seit über 20 Jahren arbeitet der Kornwestheimer, der unter anderem bei Hugo Peters lernte, mit örtlichen Schulen, Museen wie dem Kleihues-Bau, der Volkshochschule und anderen zusammen, um Kindern die Welt der Kunst nahezubringen. Bischof gibt Workshops, Kunstbesprechungen, Führungen . . . Sein Atelier spricht Bände: Zwischen Leinwänden, Zeichnungen und Skulpturen sind Fotos von Kindern mit betüteten Köpfen oder umgestalteten Schuhe zu entdecken: „Hier war das Thema ‚sich verstecken wollen’, da lautete das Motto ‚Auf Du und Du mit Lurchis Schuh’.“ Bischof schwärmt: „Was die Kids an Ideen brachten! Ein Schuh wurde zur Dschunke, ein Gummistiefel zum Stinkstiefel.“ Altes erhalten, daraus Neues zu formen, so Ressourcen zu sparen, war ihm stets ein Anliegen: „Heute nennt man das Upcycling.“

Die Seifenkistenrennen sind legendär

Aus dem Lurchi-Projekt, bei dem zwei Jahre lang mit Schülern der Silcherschule gemalt, gebastelt, getanzt, musiziert und Theater gespielt wurde, entstand 2008 die „Kornwestheimer Kunstkiste“ (KuK), deren Vorsitzender auch Michael Bischof ist. Der Förderverein KuK wurde über die einstige Bildungsinitiative von Bund und Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp!“ gefördert. Ziel sei es kindliche Kreativität, soziale Kompetenz und Empathie in einem wertungsfreien Raum zu stärken.

Davon haben bisher viele profitiert: Etwa die Kinder, die mit der Kunstkiste eine farbenfrohe Unterwasserwelt für das Musical „Im Riff geht’s rund“ schufen. Oder alle, die bei den legendären Seifenkistenrennen, die Bischof konzipierte und organisierte, an den Start gingen: „Unglaublich, was da an Wagen ankam!“ Da gingen die Eugen-Bolz-Schüler mit Fensterglas auf die Piste, die Silcherschule mit einer Zeitmaschine oder das Ernst-Sigle-Gymnasium mit einem aufgeschlagenem Buch. Und alle profitierten vom Bischofschen Talent des Netzwerkens: Er holte Geschäfte an Bord, die die Schülerteams tatkräftig unterstützten.

„Es gab mal eine Zeit, da wollte ich weg“

Zurück ins Hämmerle-Haus: Dort malte Bischof schon als 18-Jähriger, als Relindis Agethens Schüler. Mit der Künstlerin, einer Freundin von Hämmerle, gestaltete er den Gewölbekeller mit Märchenmotiven. 1999 nutzte er das Gebäude mit der Akademie Agethen. Ab 2016 stand es leer – bis Bischof seine kreativen Konzepten verwirklichte. Auch dank seiner Frau Melanie: „Ohne sie hätte ich das nicht geschafft. Es gab mal eine Zeit, da wollte ich weg. Doch nun hat sich der Kreis wunderbar geschlossen.“