Karl Kern und seine Frau Irmgard kümmern sich seit mehr als 20 Jahren um die historischen Hinterlassenschaften. Foto: Eva Herschmann

Irmgard und Karl Kern investieren viel Zeit und Herzblut in das Heimatmuseum St. Josef in Fellbach-Oeffingen. Doch das Museum könnte bald selbst der Vergangenheit angehören.

Erst neulich hat Irmgard Kern die Kissen und Decken des wuchtigen Doppelbetts mit den kupfernen Bettwärmflaschen und dem Jesus-Gemälde über dem Kopfende mit frischer Wäsche überzogen. Es soll schließlich schön sein im Heimatmuseum in Oeffingen. Auf 140 Quadratmetern bewahrt der Heimatverein im früheren Kindergarten, von den Einheimischen Schüle genannt, seine Schätze auf. Bis zu 3000 Exponate, so schätzt Karl Kern, der sich mit seiner Frau Irmgard seit mehr als 20 Jahren um die historischen Hinterlassenschaften kümmert, hätten sich angesammelt.

Ungezählte Stunden zwischen Erinnerungsstücken

An jedem einzelnen Teller, jeder Puppenstube oder Reklameschild aus Emaille hängt das Herz der beiden. Ungezählte Stunden hat das Ehepaar Kern zwischen den Erinnerungsstücken aus vergangenen Zeiten verbracht. Irmgard Kern hat regelmäßig die vielen Gerätschaften, Utensilien und die Bilder abgestaubt, und gemeinsam haben sie immer mal wieder das Museum umgeräumt. „An Weihnachten holen wir immer den alten Schlitten und den Nikolaus raus“, sagt die 85-Jährige. Zudem haben sie allein oder zu zweit unzählige Besucher durch das Museum geführt: Oeffinger und ihre Nachbarn, Senioren- und Schülergruppen sowie Mädchen und Jungen aus Kindergärten. Stets haben sie mit viel geschichtlichem Wissen und vielen Anekdoten die Gäste aufs Beste unterhalten und mit den liebevoll eingerichteten Räumen im Museum namens St. Josef beeindruckt. Stolz sind sie auf die vielen lobenden Einträge im Museumsbuch, in denen die Besucher von „schönen Erinnerungen an frühere Oeffinger Zeiten, die geweckt wurden“ schwärmen.

2006, sieben Jahre nach der Gründung des Heimatvereins, in dem Irmgard und Karl Kern zu den Gründungsmitgliedern zählen, hatten sie das Schüle, das wie der benachbarte Kindergarten der katholischen Kirche gehört, zum geräumigen Heimatmuseum umgebaut. „Wir mussten erst einmal die ganzen Kindertoiletten abbrechen und neue Wände einziehen“, sagt Karl Kern. Seitdem ist das Heimatmuseum das Herz des Vereins und der Platz, an dem einmal im Jahr die beliebte Museums-Hocketse gefeiert wird.

Erst vor fünf Jahren wurden neue Fenster eingebaut. Kalt ist es dennoch in dem alten Gemäuer. Die frostige Stimmung hat aber eher etwas damit zu tun, dass eine Ahnung von Abschied über der Szenerie liegt. Die katholische Kirche hegt Pläne, das alte Schüle abreißen zu lassen und dort einen neuen, großen Kindergarten zu bauen. Für Irmgard und Karl Kern, die sich seit diesem Jahr aus der Verantwortung für das Museum etwas zurückgezogen haben, ist der Gedanke daran schier unerträglich. „Wir wissen nicht, wo wir mit all den Sachen hinsollen. Wir haben den Leuten doch versprochen, dass wir alles aufbewahren“, sagt der 86-Jährige. Am Samstag, 5. November, ist das Museum aber auf jeden Fall von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Heimatverein Oeffingen

Der Verein
Der Heimatverein Oeffingen wurde 1999 gegründet, und seitdem ist Andreas Pfeiffer Vorsitzender der rund 200 Mitglieder. Der Verein veranstaltet zwei Heimatabende pro Jahr, eine Museums-Hocketse sowie historische Ortsrundgänge mit Kindern, Schülern und Erwachsenen. Er beteiligt sich auch an Veranstaltungen wie der Kirchturm-Hocketse, dem Oeffinger Abend oder dem Adventsmarkt in der Schulstraße.

Aktuelles
Ab 27. November läuft die Sonderausstellung „Die alten Säcke von Oeffingen“ mit ortshistorischen Leinen- und Rupfensäcken in den beiden Räumen des Heimatvereins im Schlössle in der Schulstraße 14.