Schöne Aussichten: Stuttgart steht gut da. Foto: dpa

Unter den deutschen Großstädten punktet Stuttgart in Sachen Wirtschaft, Sicherheit und Umweltschutz.

Stuttgart - In Stuttgarts verschiedenen Ecken lebt es sich höchst unterschiedlich – das wird die Serie über die 23 Stadtbezirke in den nächsten Wochen offenbaren. Doch wie steht die Landeshauptstadt im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten da? Ist die Lebensqualität insgesamt besser oder schlechter als im Rest der Republik?

Um es vorwegzunehmen: Stuttgart braucht sich nicht zu verstecken. Das Statistische Amt der Stadt hat die schwäbische Metropole mit 14 anderen deutschen Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern verglichen – nämlich Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Bremen, Hannover, Leipzig, Dresden, Nürnberg und Duisburg. In vielerlei Hinsicht schneidet Stuttgart, das nach München die höchste Siedlungsdichte, aber auch den höchsten Grünanteil aller deutschen Großstädte hat, gut oder überdurchschnittlich ab.

Das gilt – wie kaum anders zu erwarten – vor allem bei den Indikatoren, die die Wirtschaftskraft definieren. Die mit derzeit rund 573 000 Einwohnern sechstgrößte Stadt der Republik hat eine Arbeitslosenquote, die sich konstant im niedrigsten Bereich bewegt. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit lag sie im April bei 5,6 Prozent – diesen Wert hat nur München mit 5,1 Prozent unterboten. Berlin dagegen hat aktuell eine Arbeitslosenquote von 12,9 Prozent, Dortmund sogar 13,4 Prozent.

Auch das Bruttoinlandsprodukt, das die Stuttgarter pro Einwohner erzielen, kann sich sehen lassen: 2009 lag es bei 53 480 Euro. Besser schnitten im Vergleich nur Frankfurt am Main mit fast 80 000 Euro und Düsseldorf mit 72 425 Euro ab, Schlusslicht war Leipzig mit 26 302 Euro.

Stuttgart ist eine sichere Stadt

Abgesehen von den starken Zahlen in Sachen Wirtschaft deuten weitere Werte darauf hin, dass die Lebensqualität in Stuttgart hoch ist. Das zeigt sich etwa an der Sicherheitslage. Die Zahl der Straftaten ist gering: 2010 kamen in Stuttgart auf 100 000 Einwohner nur 9699 Straftaten. Niedrigere Werte hatten zwar München (7684), Duisburg (8418), Dresden (9168) und Essen (9429). Es geht aber auch schlechter: In Frankfurt etwa lag die Zahl der Straftaten bei fast 16 000. Zudem können sich die Stuttgarter über eine hohe Aufklärungsquote freuen: Sie liegt bei 64 Prozent, nur in Hannover und Nürnberg sind die Ermittler noch erfolgreicher.

Bei der Kinderbetreuung schneidet Stuttgart, das sich gern mit dem Attribut „kinderfreundlich“ schmückt, ebenfalls ordentlich ab. Laut Statistischem Bundesamt liegt der Anteil der Kinder in Kindertagesbetreuung in Stuttgart bei 27 Prozent, die Quote bei der Ganztagsbetreuung beträgt 20 Prozent. Herausragend ist das nicht: In Dresden, Leipzig und Berlin liegen die Quoten bei deutlich über 40 Prozent. Allerdings sind die Werte in den ostdeutschen Städten aus ihrer Tradition heraus besser – schließlich hatte die Kinderbetreuung in der ehemaligen DDR einen hohen Stellenwert. Abgesehen von dieser Besonderheit gibt es etliche westdeutsche Städte, die schlechter dastehen als Stuttgart, etwa Duisburg mit 10,5 und 4,2 Prozent.

Glaubt man den Ergebnissen einer Studie, die 2010 im Auftrag der Siemens AG erstellt wurde, ist Stuttgart führend beim Umweltschutz. Im „German Green City Index“ wurden zwölf deutsche Großstädte beim Umweltmanagement und Klimaschutz verglichen. Zudem wurden diese Daten in Bezug zu Werten aus europäischen Großstädten gesetzt. In die Wertung der Gutachter flossen zum Beispiel der Energieverbrauch pro Kopf, die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und das Recyclen von Abfall ein.

Überdurchschnittlich gute Bewertungen erhielt Stuttgart in sieben von acht Kategorien. Damit ist die Landeshauptstadt die beste deutsche Großstadt in der Untersuchung. Allerdings – das zeigt die Studie ebenfalls – gibt es in Stuttgart auch einige Ansätze für Verbesserungen. Die Stadt liegt sowohl beim Anteil der Einwohner, die ihren Arbeitsweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, wie bei der Länge seiner Radwege unter den deutschen Großstädten ganz hinten. Dasselbe gilt für den Anteil an erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch: Stuttgart ist hier mit 0,6 Prozent Schlusslicht. Zum Vergleich: Die europäischen Großstädte schaffen im Schnitt den zehneinhalbfachen Wert. Auch beim Ausstoß von Kohlenstoffdioxid wäre mehr machbar, Stuttgart schneidet in dieser Hinsicht im Städtevergleich nur durchschnittlich ab. Dennoch kommen die Juroren zum Urteil, dass Stuttgart eine gute Luftqualität hat. Und zwar deswegen, weil die Werte für Ozon und Schwefeldioxid recht niedrig sind.

Trotz aller Mängel ist Stuttgart also eine Stadt, in der es sich gut lebt. Der Blick in die Stadtbezirke wird zeigen, inwiefern dies auch im Detail gilt.