Mit seinen gerade einmal 6277 Einwohnern ist Münster der kleinste Stadtbezirk Stuttgarts. Foto: Achim Zweygarth

Der kleinste Bezirk Stuttgarts hat seine dörfliche Struktur bewahrt. Probleme gibt es aber auch in Münster.

Münster - In gewisser Weise ist Münster immer ein Dorf geblieben: Mit seinen gerade einmal 6277 Einwohnern ist es der kleinste Stadtbezirk Stuttgarts, große Gewerbeansiedlungen fehlen schon mangels Flächen, und die angrenzenden Weinberge am Schnarrenberg verweisen noch immer auf den Weinbau, der jahrhundertelang die Erwerbsgrundlage für die Menschen in Münster bildete. Auch ist der Anteil der alt eingesessenen Münsterer im Vergleich zu anderen Bezirken recht hoch: Zwei Drittel aller Einwohner leben schon mindestens 15 Jahren in Münster.

Die Welt ist nicht mehr so heil

Und dennoch: ganz so heil ist die Welt in Münster nicht mehr. Die Menschen arbeiten vor allem in Berufen, die nicht die ganz großen Einkommen ermöglichen; das durchschnittliche Nettoeinkommen liegt zwölf Prozent unter dem Schnitt in Stuttgart – nur in Wangen, Mühlhausen und Zuffenhausen verdienen die Leute noch weniger. Die recht geringe Übertrittsquote auf Gymnasien weist zudem darauf hin, dass mehr Familien als anderswo eher bildungsfern sind. Während im Jahr 2011 im Schnitt 52 Prozent der Kinder der Klasse fünf ein Gymnasium besuchten, waren es in Münster nur 42 Prozent. Auch hier liegt Münster an viertletzter Stelle.

Alles in allem kann man aber nicht davon sprechen, dass Münster übermäßig viele Probleme hätte. Die Münsterer stöhnen etwas darüber, dass sie kaum Möglichkeiten haben, sich zu entfalten – jeder bebaubare Quadratmeter ist bebaut. In der Bürgerumfrage haben sich die Menschen in Münster mehr Jugendeinrichtungen und Treffpunkte für Ältere gewünscht. Die Verbesserung der Wohnqualität ist ein Ziel, dass sich auch die Verwaltung im fernen Stuttgart auf die Fahnen geschrieben hat. Insgesamt leben die Münsterer aber gerne in ihrem „Dorf“, trotz der Gegensätze, wie dem Müllheizkraftwerk an einem Ende des Bezirks und dem idyllischen Keefertal am Neckar am anderen Ende.