Im Stadtzentrum leben sehr viele Singles, die das Flair der Großstadt mögen. Familien sind selten.
Stuttgart-Mitte - Die Stadtmitte ist mehr als nur Shoppen, Chillen, Mampfen: Dort leben auch Menschen – siehe oben. Im Kerner-, Heusteig- oder Stitzenburgviertel sind mehr als 21 000 Menschen beheimatet. Aber natürlich ist in der City vieles sehr speziell, weil täglich x-mal mehr Menschen in die Stadtmitte strömen als dort wohnen. Kein anderer Bezirk ist so öffentlich, so überlaufen, so vereinnahmt.
Am Beispiel Auto lässt sich das verdeutlichen. Mit 289 angemeldeten Fahrzeugen pro 1000 Einwohner ist der Autobestand so gering wie in keinem anderen Stadtbezirk; das Nahverkehrsangebot ist einfach zu gut. Dennoch gibt es kaum einen Bezirk, der derart unter Verkehrsproblemen ächzt. Die Bundesstraßen spalten die Stadt, und ein gewaltiger Strom an Autos brandet stetig in den Bezirk. Die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) hat die Mitte einmal den öffentlichen Parkplatz Stuttgarts genannt. Niemand würde ihr widersprechen.
Die Bewohner in Mitte ist etwas anders
Man muss dieses turbulente Leben nahe eines Stadtzentrums mögen – und weil das nicht alle tun, ist die Bewohnerschaft des Bezirks Mitte tatsächlich etwas anders. Es finden sich dort sehr wenige Familien mit Kindern; während im Schnitt in 17,8 Prozent der Haushalte Kinder leben, sind es in Mitte nur knapp zehn Prozent. Dennoch ist der Bezirk jung, weil überproportional viele junge Erwachsene dort leben, und zwar wohl meist allein, denn zwei Drittel der Haushalte bestehen nur aus einer Person.
Es wird nicht verwundern, dass die Zufriedenheit der Menschen in Stuttgart-Mitte mit ihrer Wohngegend laut Bürgerumfrage geringer ist als anderswo. Die schlechte Luftqualität, der Lärm und die vielen Betrunkenen werden als Probleme genannt. Doch sind die Menschen auch gelassener: Während stadtweit 27 Prozent die Innenstadt als unsicher empfinden, tun das nur elf Prozent der Menschen, die dort leben. Wer in Mitte wohnt, braucht wohl ein gewisses Savoir-vivre zum Überleben.
