Bewegung im Alter hält gesund: Dafür braucht es entsprechende Sportangebote für Senioren. Foto: Keystone/Zick, Jochen

Beim Thema Seniorenfreundlichkeit bekommt Stuttgart in unserer Umfrage Heimat-Check eine recht gute Beurteilung. Dabei schneiden die Bezirke besonders gut ab, die zwar nicht immer nah beieinander liegen, aber eine Gemeinsamkeit aufweisen.

Die Sozialverwaltung der Stadt arbeitet angesichts der Herausforderungen durch den demografischen Wandel an einem neuen Konzept unter dem Titel „Das Alter(n) neu denken: Kommunale Strategie für eine alters- und generationengerechte Stadt“. Mit gutem Grund: In den Jahren 2010 bis 2021 hat die Zahl der hochbetagten Einwohner, die 80 Jahre und älter sind, von 19 124 auf 28 201 zugenommen – plus 47 Prozent.

 

Deshalb stellt sich schon heute die Frage: Wie seniorenfreundlich ist Stuttgart?So negativ, wie in einer aktuellen bundesweiten Umfrage – 40 Prozent der Senioren erklärten, Deutschland sei kein guter Ort zum Altwerden, 78 Prozent fanden, die Politik berücksichtige sie zu wenig – dürfte die Einschätzung in Stuttgart nicht sein. Das legt der Heimatcheck zum Thema Seniorenfreundlichkeit nahe.

Hier liegt der Umfragewert auf einer Skala von eins bis zehn mit 6,09 Punkten über dem Heimatcheck-Durchschnitt aller Themen (5,84 Punkte), was Platz sechs von 14 Kategorien bedeutet.

Es geht um die Homogenität eines Stadtbezirks

Vergleicht man die Ergebnisse der 23 Bezirke, ergibt sich eine Konstellation, die man kennt: Ganz vorne im Ranking liegt Sillenbuch (7,51 Punkte) vor Degerloch (7,48), Botnang (7,14), Möhringen (6,71) und Vaihingen (6,55). Von unten her belegt den letzten Platz Zuffenhausen (5,06 Punkte) hinter Untertürkheim und Hedelfingen (beide 5,19), Stuttgart-Süd (5,44) und Bad Cannstatt (5,51). Wobei sich einige nicht ganz gewöhnliche Platzierungen finden. So kommt der Stuttgarter Süden im allgemeinen Ranking auf Platz 13, bei der Seniorenfreundlichkeit aber nur auf Platz 20. Ähnlich ergeht es dem Bezirk Mitte, der von Platz neun in der Gesamtwertung auf Platz 20 absackt. Umgekehrt verbessert sich Stammheim (Gesamtranking: Platz 18) bei der Seniorenfreundlichkeit auf Platz sechs. Der Neckarvorort Wangen (Gesamtklassement: Platz 20) bringt es in diesem Fall auf Platz neun.

In den Freitexten, in denen die Teilnehmenden Probleme angeben konnten, wird ein Thema von Personen aus Feuerbach, Mühlhausen, Mitte und West angesprochen: Es brauche „mehr bezahlbare Wohnungen für Senioren mit Gemeinschaftsräumen“, schreibt jemand aus Feuerbach. Ein anderer aus Mitte meint: Man brauche „mehr Seniorenwohnungen mit Aufenthaltsmöglichkeiten“. Auch „mehr Sitzgelegenheiten für gehschwache Menschen und Senioren“ werden gefordert. Und aus Möhringen und Mühlhausen kommt überdies der Wunsch nach „mehr Angeboten für Senioren“.

Begegnungsstätten gibt es in allen Bezirken

Wie aber lässt sich das unterschiedliche Abschneiden der Bezirke erklären? Die Vorsitzende des Stadtseniorenrats, Renate Krausnick-Horst, führt das vor allem auf die jeweilige Bevölkerungsstruktur zurück. So seien Sillenbuch, Degerloch und Botnang „sehr homogene Stadtbezirke“, wo es „vermutlich weniger Altersarmut gibt“ als in den schlechter platzierten. Die 92-Jährige, die in Sillenbuch lebt, gibt dafür ein Beispiel: „Wenn man hier mit dem kleinen Bus fährt, grüßt man sich, obwohl man den Namen des anderen nicht kennt und nicht weiß, wo er genau wohnt.“ Das führt die Vorsitzende des Stadtseniorenrats auf den „ähnlichen bürgerlichen Hintergrund“ der Menschen zurück. In den Innenstadtbezirken dagegen sei für ältere Menschen „der moderne Verkehr atemberaubend und entschieden negativ“, vor allem die vielen „Rollerfahrer“, die seien „noch gefährlicher als die Fahrradfahrer“.

An einem Mangel an Einrichtungen für Senioren, also dem Fehlen von Pflegeheimplätzen oder Begegnungsstätten, kann die unterschiedliche Bewertung nicht liegen. So hat die Stadt für Sillenbuch einen Bedarf an Heimplätzen bis 2030 von 370 errechnet, heute gebe es dort nur 40. In Degerloch ist das Verhältnis von Ist und Soll mit 237 zu 254 fast schon ausgeglichen. In Hedelfingen gibt es 75 Heimplätze, bis 2030 sollten es 104 sein, da fehlt nicht mehr viel. In Zuffenhausen ist das Verhältnis 192 zu errechneten 338 im Jahr 2030. Und Begegnungsstätten für Senioren gibt es in allen genannten Bezirken.

Christina Wißmann, die Leiterin des Bürgerservice Leben im Alter, führt das gute Abschneiden Stammheims bei diesem Thema auf den „dörflichen Charakter“ des Bezirks zurück. „Man kennt sich dort, man hat ein größeres Gefühl von Zusammenhalt und Sicherheit“, sagt sie. Das Gefühl der Sicherheit sei ein „sehr wichtiger Faktor“ für ältere Menschen bei der Beurteilung der Seniorenfreundlichkeit ihres Umfeldes, sagt auch Gabriele Reichhardt, die Leiterin Strategische Sozialplanung bei der Stadt.