Das Haus am Killesberg hat neben dem Pflegebereich auch ein Gebäude für rüstige Senioren, die dort ihre Appartements bewohnen. Foto: Kraufmann

Die Pforte im Haus am Killesberg schließt zum 1. Juli. Die drei Mitarbeiterinnen sind vom Träger, dem Deutschen Roten Kreuz, gekündigt worden.

S-Nord - Die Welt beim betreuten Wohnen im Haus am Killesberg ist nicht mehr in Ordnung. Die drei Mitarbeiterinnen an der Pforte sind zum 30. Juni gekündigt und die Bewohner sind in Sorge, ob sie künftig auf den umfangreichen Service verzichten müssen. „Das sind so viele Leistungen – die kann man nicht so nebenher erledigen“, sagt Erika Moik vom Bewohner-Beirat. Bei der Bewohnerversammlung Anfang Januar erfuhren die 70 Mieter beim „Wohnen mit Service“ vom Träger der Einrichtung, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), von der Veränderung.

An der Pforte kaufen die Senioren seit jeher ihre Essensmarken und Eintrittskarten für kulturelle Veranstaltungen, bestellen Getränke, erwerben Briefmarken, können Fotokopien machen oder ein Fax versenden lassen. Die Pforte fungiert als Telefonzentrale und fünfmal pro Woche rollt die jeweilige Mitarbeiterin einen mobilen Kiosk heran, in dem es unter anderem Süßigkeiten und Hygieneartikel zu kaufen gibt. Im Falle eines Falles liegt hier auch der Generalschlüssel für alle Wohnungen im Haus. „Viele von uns sind ja etwas vergesslich, und es kommt oft vor, dass jemand den Schlüssel in der Wohnung liegen lässt“, berichtet Erika Moik. 28 verschiedene Aufgaben der Pfortenmitarbeiterinnen hat sie aufgelistet und dem DRK geschickt, zusammen mit der Frage wie dieser Service künftig gewährleistet werden soll. Auf eine Antwort wartet sie noch. Zusammen mit Elisabeth Bidermann und Magdalene Schneider, die ebenfalls zum Bewohner-Beirat gehören, hat sie 51 Unterschriften gegen die Kündigungen gesammelt, denn laut Mietvertrag werden die Leistungen den Bewohnern garantiert, betont Magdalena Schneider.

DRK-Geschäftsführer hält Aktivität des Beirats vorschnell

Der Einrichtungsleiter Jens Braun hat Verständnis für die Sorge der Bewohner. Andererseits garantiert er, dass sie den bisherigen Service auch nach dem 1. Juli in Anspruch nehmen können, jedoch in anderer Form. „Wir entwickeln einen alternativen Plan“, sagt er. Bei der nächsten Mieterversammlung am 2. April will er die Änderungen vorstellen. Der DRK-Kreisgeschäftsführer Frieder Frischling findet die Aktivitäten des Beirats etwas vorschnell: „Wir haben die Bewohner rechtzeitig informiert. Man sollte jetzt erst einmal abwarten, was passiert“, kritisiert er. Der Bewohner-Beirat argumentiert freilich genau andersherum: „Man macht doch erst ein Konzept und ändert die Dinge dann“, sagt Erika Moik verärgert. Sie und die anderen Bewohner trauern aber auch den Zeiten hinterher, in denen sie an der Pforte immer ein offenes Ohr für ihre Kümmernisse fanden – und hinter den Scheiben der Glaskabine liegen auch diverse verlorene Brillen und warten darauf, dass sie von ihren Besitzern hier wieder abgeholt werden.

Der Grund für die Veränderungen ist ein finanzieller. „Wir unterliegen mit unseren Einrichtungen auch wirtschaftlichen Zwängen. Wenn wir die Ausgaben stabil halten wollen, müssen wir sehen, wo wir einsparen können“, erklärt Frischling. Der Einrichtungsleiter spricht Klartext: „Wir haben Bewohner, die finanziell nicht unendlich ausgestattet sind.“ Sollte die Pforte bestehen bleiben, müssten die Kosten auf die Miete umgelegt werden“, rechnet er vor. „Das wäre jeden Monat ein spürbarer Betrag. Bei diesem Gedanken habe ich Bauchschmerzen“, sagt Braun. Vor Weihnachten gab es schon eine Mieterhöhung, die erste seit Jahren. „Wir haben die massiv gestiegenen Energiekosten bisher selbst getragen“, betont der Einrichtungsleiter. Ähnlich sieht es bei den Nahrungsmittelpreisen aus. Deshalb ist auch das Mittagessen, das die Bewohner gemeinsam einnehmen, kürzlich teurer geworden: 50 Euro mehr kostet es jetzt monatlich .

Alternativen werden erarbeitet, um den Service zu halten

Braun hat schon Ideen, wie die Serviceleistungen der Pforte verlagert werden könnten: Den Kiosk will er im Restaurant oder in der Cafeteria aufstellen, das Essen eventuell direkt bezahlen lassen und feste Verkaufszeiten für Briefmarken und Eintrittskarten einrichten. Er verweist darauf, dass es in anderen Häusern des betreuten Wohnens ebenfalls keinen Empfang gebe. Eine Blitzumfrage bestätigt dies: Weder das Betreute Wohnen in der Reinsburgstraße, noch im Haus Veronika in der Gänsheidestraße, noch in der Eduard-Mörike -Seniorenanlage in der Hohenzollernstraße und auch nicht im Regine-Köhler-Heim in der Relenbergstraße gibt es eine Pforte. Anders im Augustinum am Killesberg. Dort ist der Empfang rund um die Uhr besetzt.