Hartmut Mehdorn will sein Amt als BER-Geschäftsführer abgeben. Spätestens am 30. Juni 2015 will er endgültig zurücktreten. Mehdorn begründete die Entscheidung mit Spekulationen um seine Person im Umfeld des Aufsichtsrats, die das vertretbare Maß überstiegen.
Schönefeld - Für den neuen Hauptstadtflughafen wird schon wieder ein neuer Chef gesucht. Nach wochenlangen Querelen mit dem Aufsichtsrat erklärte Geschäftsführer Hartmut Mehdorn am Montag seinen Rücktritt. Er biete an, zu bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist, längstens aber bis zum 30. Juni 2015, teilte das Unternehmen am Montag mit. Der Schritt kam überraschend, weil der Aufsichtsrat Mehdorn bei einer Sitzung am Freitag noch „alle Unterstützung“ zugesichert hatte.
„Ich bedauere meinen Rücktritt persönlich sehr, da er weder meinem Pflichtbewusstsein noch meinen persönlichen Zielen entspricht“, betonte Mehdorn. Die Spekulationen um seine Person hätten aber das vertretbare Maß überstiegen. Zudem schließe sich mit der Festlegung auf einen Eröffnungstermin im zweiten Halbjahr 2017 für ihn ein Kreis. Die Baustelle, die der frühere Bahn-Chef im März 2013 im Chaos übernommen habe, sei nun geordnet.
Mehdorn und der Aufsichtsrat waren in offenen Streit um eine externe Überprüfung seiner Arbeit geraten, die das Kontrollgremium veranlasst hatte. Nach Medienberichten ließ der Bund zwischenzeitlich einen Headhunter Nachfolger für Mehdorn suchen und hatte schon ein Vorstellungsgespräch geplant. Diese Berichte wurden aber nicht bestätigt.
Die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Michael Müller und Dietmar Woidke (beide SPD), dankten Mehdorn und zollten ihm Respekt. Müller betonte, Mehdorn habe „die schwierige Situation auf der Baustelle neu geordnet und dem Projekt BER eine klare Richtung gegeben“. Ähnlich äußerte sich Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU).
Berlin, Brandenburg und der Bund sind Eigentümer der Flughafengesellschaft, bei der auch der Posten des Aufsichtsratschefs vakant ist. „Insgesamt hat es Mehdorn uns nicht immer leicht gemacht, aber wir haben es ihm auch nicht immer leicht gemacht“, sagte Woidke in Potsdam. „Ich glaube, dass der Terminplan haltbar ist.“
Der neue Flughafen soll im zweiten Halbjahr 2017 in Betrieb gehen und damit sechs Jahre später als geplant. Er soll die bestehenden Airports Tegel und Schönefeld ersetzen. Einen konkreten Termin wollte Mehdorn im nächsten Sommer nennen.
Bisher sind seit dem ersten Spatenstich 2006 vier Eröffnungstermine für den drittgrößten deutschen Flughafen geplatzt. Zu den Ursachen zählen Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme. Zentrales Problemfeld ist die Brandschutzanlage. Seit knapp zwei Jahren war unklar, wann der drittgrößte deutsche Flughafen in Betrieb gehen kann.
Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Die Linke), Mitglied der Gesellschafterversammlung des Flughafens, sagte: „Ich nehme diesen Schritt zur Kenntnis. Damit ist klar, dass ein neuer Geschäftsführer oder eine neue Geschäftsführerin den Flughafen ans Netz bringen wird.“
Für den Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Oliver Krischer, war Mehdorn eine Fehlbesetzung. Bis heute gebe es keinen wirklichen Fortschritt, auch weil Dobrindt kein Interesse daran erkennen lasse. „Er muss es sich zur Chefsache machen, den Saustall BER auszumisten.“
Der Generalsekretär der Berliner CDU, Kai Wegner, sagte: „Die Lage am BER als schwierig zu bezeichnen, hat das Potenzial zur Untertreibung des Jahres.“ Er forderte eine nationale Kraftanstrengung für das Projekt. „Der nächste Schuss muss sitzen, sonst steht das Renommee des Industriestandortes Deutschland auf dem Spiel.“
Mehdorn hatte erst im März 2013 einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Er folgte auf Rainer Schwarz, der nach mehreren geplatzten Eröffnungsterminen gehen musste. Schwarz bekommt aber weiter Geld aus Berlin. Das Berliner Landgericht erklärte die Kündigung im Oktober für unwirksam und sprach Schwarz seine Gehaltszahlungen bis Vertragsende im Mai 2016 zu. Wie das Gericht am Montag mitteilte, ist der Flughafen dagegen in Berufung gegangen.