Neuer Chef an der Spitze des Hauptstaatsarchivs: Peter Rückert folgt Nicole Bickhoff nach. Foto:  

Peter Rückert folgt auf Nicole Bickhoff. Den neuen Leiter des Hauptstaatsarchivs erwartet mit dem Umstellen auf digitale Akten eine wichtige Aufgabe.

Stuttgart - Vollzogen ist der Stabwechsel schon seit dem 1. Juni. Vor großem Publikum hat das Hauptstaatsarchiv die Amtsübergabe an der Spitze der Institution aber erst jetzt feiern können – pandemiebedingt. Vor rund 70 eingeladenen Gästen würdigten Vertreter aus Wissenschaft und Verwaltung im Archivgebäude an der Konrad-Adenauer-Straße die ausgeschiedene Leiterin Nicole Bickhoff für ihre Verdienste während ihrer 15-jährigen Amtszeit.

Die Institution existiert seit 500 Jahren

Nachgerückt ist der ersten Frau an der Spitze der rund 500 Jahre alten Institution der Historiker und bisherige Referatsleiter für die älteren Archivbestände im Hauptstaatsarchiv, Peter Rückert. Das Archiv beherbergt neben den Dokumenten früherer württembergischer Zentralbehörden auch die Unterlagen der obersten Behörden des Landes Baden-Württemberg, darunter seit 2015 auch die des Landtags.

Der Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg, Gerald Maier, betonte in seiner Festrede, dass Nicole Bickhoff während ihrer Amtszeit das Archiv noch stärker „als Schaufenster des Landesarchivs in Stuttgart“ etabliert habe. Als einen besonderen Erfolg der 65-Jährigen würdigte Maier die Aufnahme der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. in das Unesco-Weltdokumentenerbe im Jahr 2013. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist im Besitz eines der sieben existierenden Exemplare dieses fast 700 Jahre alten Verfassungstextes.

E-Akte als Herausforderung

Als „herausragenden Kenner der Landesgeschichte“ bezeichnete der Archivpräsident Bickhoffs Nachfolger, den 1963 in Wertheim geborenen Rückert. „Neben einem breiten Fachwissen bringt er umfangreiche Erfahrung in der Vermittlung von Geschichte aus Archivgut mit“, so Maier. Als Kurator habe er bislang zahlreiche, auch internationale Ausstellungsprojekte geleitet. Der Honorarprofessor der Universität Tübingen war neben seiner Tätigkeit als Referatsleiter im Hauptstaatsarchiv seit 2010 auch Ausbildungsleiter der Institution.

Rückert, der in Würzburg Geschichte, Germanistik und Volkskunde studiert hat, betonte in seiner kurzen Antrittsrede, dass eine zentrale Aufgabe des Archivs die Bildung und Vermittlung von „authentischen historischen Wahrheiten entsprechend der demokratischen Grundprinzipien“ sei. Als Herausforderung bezeichnete er die digitale Transformation hin zur künftigen E-Akte.

Festvortrag wirft Blick in die Zukunft

Ein Thema, das auch der Zeithistoriker Philipp Gassert von der Universität Mannheim in seinem Festvortrag anklingen ließ. Er stellte die Frage, welche Inhalte und welche Form in Zukunft digitale Akten aus Politik und Verwaltung als Archivgut besitzen werden. Diese Entscheidung, so prognostizierte der Wissenschaftler, werde die historische Forschung, die auf diese Akten zurückgreift, in Zukunft entscheidend prägen.