Nina Dano (l.) aus Schweden gegen Annika Lott aus Deutschland Foto: dpa/Bo Amstrup

Wieder keine WM-Medaille für Deutschlands Handballerinnen. Das DHB-Team erlebt im Viertelfinale gegen Schweden katastrophale erste 14 Minuten. Der Halbfinal-Fluch hält an.

Deutschlands Handballerinnen sind nach einem phasenweise desolaten WM-Auftritt erneut ihrem Halbfinal-Fluch zum Opfer gefallen und müssen weiter auf die erste WM-Medaille seit 2007 warten. Die DHB-Auswahl erlebte im Viertelfinale gegen Schweden einen Tag zum Vergessen und verpasste durch das 20:27 (6:16) ihr erstes WM-Halbfinale seit 16 Jahren. 

Vor rund 6000 Zuschauern waren Co-Kapitänin Alina Grijseels, Amelie Berger und Viola Leuchter mit jeweils vier Toren beste Werferinnen im deutschen Team, das seine schwächste Turnierleistung bot. Für die DHB-Auswahl geht es am Freitag mit dem ersten Platzierungsspiel gegen Tschechien weiter, Schweden trifft in der Vorschlussrunde auf Olympiasieger Frankreich. 

Nach zuvor überzeugenden WM-Auftritten hatte sich der DHB große Chancen ausgerechnet. So selbstsicher und reif wie im bisherigen Turnierverlauf präsentierten sich die deutschen Handballerinnen in den letzten Jahren selten. Mit einem Sieg gegen den Olympia-Vierten wollten Emily Bölk und Co. die Lücke zu den Top-Vier-Nationen endlich schließen.

Halbfinal-Fluch hält weiter an

Doch die Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch wirkte wie ausgewechselt. Völlig verunsichert und ohne erkennbaren Plan bekam die DHB-Auswahl vom Drei-Kronen-Team eine Lehrstunde erteilt. Der Halbfinal-Fluch hält also weiter an. Dreimal Platz sieben und einmal Achter waren die Resultate der vergangenen Großturniere, bei denen man die Vorschlussrunde jeweils verpasst hatte. Nun wiederholten sich die Ereignisse in Herning. 

Ein vergebener Siebenmeter, unzählige Fehlpässe und starke Paraden der schwedischen Torhüterin prägten die aus deutscher Sicht katastrophale Anfangsphase. Nach neun Minuten führte Schweden, das jedes deutsche Geschenk dankend annahm, mit 4:0. 

Gaugisch reagierte mit einer Auszeit und forderte „Angriffe voll durch die Lücke“. Doch die hitzige Ansprache des 49-Jährigen verpuffte. Das DHB-Team verlor gegen aggressive Schwedinnen so gut wie jedes Eins-gegen-Eins-Duell und im Angriffsspiel herrschte viel zu wenig Bewegung. Der kleine deutsche Fanblock sah einen Klassenunterschied. 

Schweden wirkte optimal vorbereitet

Die deutsche Sieben wollte den ersten Treffer nun erzwingen und agierte bei den Abschlüssen viel zu hastig. Bis zur Erlösung durch Co-Kapitänin Emily Bölk dauerte es 14 Minuten (1:7). Ein Ruck ging danach aber nicht durch die Mannschaft. Schweden wirkte optimal vorbereitet und hatte auch auf eine deutsche Systemumstellung zu zwei Kreisläuferinnen die perfekte Antwort. 

Nach der Pause agierten zwar auch die Schwedinnen fehlerhaft, doch die kompakte Abwehr und die überragende Keeperin Johanna Bundsen machten die Patzer im Offensivspiel wett. Dass es nach 45 Minuten immer noch keine Zwei-Minuten-Strafe gab, sprach auch für fehlende Härte im deutschen Spiel.

Als das Gaugisch-Team sich gerade Tor um Tor herankämpfte (13:19), drehten die Co-Gastgeberinnen wieder auf. Deutschland war in der zweiten Halbzeit ein ebenbürtiger Gegner, die Hypothek aus der Anfangsphase war aber zu groß. Bei der EM in einem Jahr muss die DHB-Auswahl nun den nächsten Anlauf auf eine Medaille nehmen.