Uwe Gensheimer (Nummer 3) ist der bestbezahlte deutsche Handballer – und spielt bei den Ölscheichs von Paris Saint-Germain. Foto: AP

Fußball ist mehr als ein Millionengeschäft, weltweit werden viele Milliarden mit dem Volkssport Nummer eins umgesetzt. Wie sieht es im Handball aus? Was verdienen die Nationalspieler? Was wäre im Falle eines Titelgewinns für Gensheimer und Co. drin? Wir ziehen einen Vergleich.

Stuttgart - Während Deutschlands Fußball-Nationalspieler in aller Regel am Ende der Karriere ausgesorgt haben, kann das kaum ein Handball-Nationalspieler von sich behaupten. Zwar können Uwe Gensheimer und Co. mittlerweile sehr gut von ihren Gehältern leben – sich am Karriereende ganz entspannt zurücklehnen, wird aber für kaum einen Handball-Profi machbar sein. Wir haben Ihnen einige Zahlen zum Vergleich der beiden Sportarten*:

Prämie bei WM-Erfolg

450 000 Euro hat der Deutsche Handballbund als Prämie im Falle des WM-Titels ausgelobt – für den gesamten Kader und alle eingesetzten Spieler versteht sich. Das ist natürlich kein Pappenstiel – vergleicht man es allerdings mit den Prämien der Fußballer, kommt die Summe eher überschaubar daher: Im Falle des WM-Titels in Russland hätten die Kicker von Bundestrainer Joachim Löw jeder rund 350 000 Euro Prämie bekommen. Bei derzeit 17 eingesetzten WM-Akteuren (Kai Häfner ersetzt seit der Hauptrunde Franz Semper) bekäme jeder Handball-Weltmeister rund 26 500 Euro – dafür schnüren sich viele Fußball-Profis wohl nicht einmal ihre Kickschuhe.

Brutto-Gehalt im Bundesliga-Alltag

Handball-Nationalkeeper Silvio Heinevetter ist allem Vernehmen nach der bestverdienende deutsche Nationalspieler bei einem deutschen Verein (Füchse Berlin). Im Monat überweisen die Füchse rund 30 000 Euro auf sein Konto – aufs Jahr gerechnet sind das 360 000 Euro. Zum Vergleich: Der bestverdienende deutsche Fußball-Nationalspieler bei einem Bundesligisten ist Thomas Müller vom FC Bayern München – sein Gehalt soll jährlich bei rund 15 Millionen Euro liegen. Auf den Monat gerechnet verdient er damit um die 1,25 Millionen Euro.

Bestverdienende deutsche Nationalspieler

Paris-Legionär Uwe Gensheimer ist der bestverdienende deutsche Handballer. Der Ex-Löwe und DHB-Kapitän verdient bei Paris Saint-Germain monatlich rund 40 000 Euro – macht im Jahr 480 000 Euro. Zum Vergleich: Der Gehalts-Krösus im DFB-Team ist Toni Kroos. Sein Jahresgehalt bei Real Madrid soll bei über 20 Millionen Euro liegen. Monatlich überweisen ihm die Königlichen um die 1,7 Millionen Euro brutto.

Handball-Gehälter im internationalen Vergleich

Wer im Handball gehaltstechnisch zum oberen Prozent gehören möchte, muss aktuell für das Gensheimer-Team von Paris Saint-Germain spielen. In der französischen Hauptstadt spielen auch die beiden Spitzenverdiener und Superstars Mikkel Hansen (Dänemark) und Nikola Karabatic (Frankreich). Der Grund für die für Handball-Verhältnisse hohen Gehälter der Handball-Abteilung von Paris Saint-Germain ist der gleiche, der es den PSG-Fußball-Verantwortlichen möglich machte, einst 222 Millionen Euro für Neymar zu bezahlen: Öl-Millionen aus Katar. Hansen und Karabatic gelten in Fachkreisen als die einzigen Handballer in der Geschichte des Sports, deren Jahresgehalt inklusive Prämien den Millionenbereich knacken dürfte. Bei Hansen wird sein Grundgehalt auf rund 960 000 Euro geschätzt – Welthandballer Karabatic dürfte in einem ähnlichen Bereich liegen.

Etats der Bundesligisten

Handball-Rekordmeister THW Kiel hat einen Jahresetat von rund 9,5 Millionen Euro – gefolgt von den Rhein-Neckar Löwen und der SG Flensburg-Handewitt mit jeweils rund 6,5 Millionen Euro. Verglichen zum Etat des FC Bayern, der allein ein Personaletat von rund 270 Millionen hat, klingt das nach sehr wenig. Der TVB Stuttgart rangiert mit rund 4 Millionen Euro im unteren Drittel, die SG BBM Bietigheim ist mit 1,5 Millionen Jahresetat vorletzter in der Handball-Bundesliga.

Transferwahnsinn?

Der teuerste Transfer der Handball-Geschichte ist der Wechsel von Frankreichs Superstar Nikola Karabatic vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Um die zwei Millionen Euro blätterten die Franzosen 2015 für den Superstar hin. Den gleichen Weg ging 2017 der Brasilianer Neymar – allerdings musste Paris 222 Millionen für den Mittelfeldspieler bezahlen. An den teuersten Transfers der Handball-Bundesliga war Rekordmeister Kiel beteiligt: Jeweils rund 1,2 Millionen Euro ließen sich die Norddeutschen 2009 die Dienste von Nikola Karabatic und Daniel Narcisse kosten. In den allermeisten Fällen unterschreiben Handballer Vorverträge und wechseln – wie beispielsweise Gensheimer oder Hendrik Pekeler – am Ende ihres Vertrages ablösefrei zu ihrem Wunschverein.

TV-Quoten

Der Rückrunden-Auftakt der Fußball-Bundesliga hat weniger Sportfans vor den Fernseher gelockt als die WM-Spiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Durchschnittlich 6,69 Millionen Menschen sahen am Freitagabend im ZDF den Bayern-Sieg gegen Hoffenheim und sorgten nach Angaben des Senders für einen Marktanteil von 21,8 Prozent.

Am Tag zuvor hatten das bedeutungslose WM-Spiel der DHB-Auswahl gegen Serbien 6,76 Millionen Menschen gesehen, was einem Marktanteil von 27,5 Prozent entsprach. Der Durchschnitt der fünf Vorrunden-Partien des deutschen Teams lag bei mehr als 7,1 Millionen Zuschauern. Zum Vergleich: Den Sieg der Fußball-Nationalmannschaft gegen Schweden sahen am 23. Juni 2018 27,78 Millionen Zuschauer – das entspricht einem Marktanteil von 76,6 Prozent. Den Handball-Quoten-Rekord hält bis heute das WM-Finale von 2007: Das Finale zwischen Deutschland und Polen verfolgten bis zu 20,53 Millionen Menschen live. Nie zuvor und niemals danach erreichte eine Handballübertragung in Deutschland einen Marktanteil von 58,3 Prozent.

Aber auch hier noch ein Vergleich: Den WM-Sieg der deutschen Fußballer im Finale von Rio 2014 sahen 34,65 Millionen Menschen (Marktanteil: 86,3 Prozent). Das ist bis heute deutscher TV-Rekord.

*Quellen: transfermarkt.de, Sport Bild, ARD/ZDF, Gehaltsvergleich.com

In unserer Bildergalerie finden Sie die Superstars der Handball-WM. Viel Spaß!