Hinterlässt eine große Lücke im deutschen Handball: Nationaltrainer Dagur Sigurdsson Foto: dpa

Was lange vermutet wurde, ist jetzt Gewissheit: Dagur Sigurdsson verlässt den Deutschen Handballbund (DHB) nach der Weltmeisterschaft in Frankreich im Januar. Unser Sportredakteur Jürgen Frey bedauert den Abschied des Isländers.

Stuttgart - Dagur Sigurdsson hält am Projekt Olympia 2020 fest, nur eben nicht mit Deutschland, sondern wahrscheinlich mit Japan. Diese Nachricht trifft die Handball-Welt nicht unvorbereitet, doch das ändert nichts an der Tatsache: Der Abgang des Bundestrainers nach der WM im Januar 2017 in Frankreich ist ein harter Schlag für den deutschen Handball.

Der Isländer hat ins Sachen Taktik- und Coaching-Kompetenz Maßstäbe gesetzt. Er hat auch unter größtem Druck, in der sogenannten „Crunch Time“, fast immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Dank seines Instinkts und seines Bauchgefühls. Beeindruckend ist auch seine Risikobereitschaft, riogoros auf junge, hungrige Spieler zu setzen.

Hinzu kommt sein Charisma und die gute Menschenführung. Sigurdsson ist ein Typ. Er setzt auf einen ganz besonderen Teamspirit. Unter seiner Regie kommen die Nationalspieler so gerne wie noch nie zuvor zu den Lehrgängen. Der 43-Jährige bestritt neue Wege, geht zur Vorbereitung auf die Spiele auch mal in große Städte. Das Team soll sich tagsüber nicht nur mit Handball beschäftigten. Sein Motto: Zu einer guten sportlichen Leistung gehört auch ein ausgeglichener Geist. Der völlig überraschende EM-Titel und Olympia-Bronze in diesem Jahr sprechen für sich.

Bob Hanning, der mächtige Mann im deutschen Handball, ist intelligent genug, diesen Kurs zu halten. Ein neuer Bundestrainer, der nach der WM alles umkrempelt, wäre fatal. Dagur Sigurdsson lässt sich leider nicht klonen, doch sein Nachfolger muss eine ähnliche Denkweise haben wie er. Auf dem Feld. Und außerhalb.

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