Nicht zu bremsen: Foto: Pressefoto Baumann

Was für ein Leistungsabbruch beim TVB 1898 Stuttgart: Im Derby bei Frisch Auf Göppingen gelingt dem Neuling direkt nach der Pause gar nichts mehr – der Favorit setzt sich mit 35:26 (17:16) durch.

Göppingen - Es ist nichts Neues für den TVB Stuttgart, dass ein Handballspiel 60 Minuten dauert. Schon öfter in dieser Saison hat der Aufsteiger einen Vorsprung verspielt. Was sich aber am Mittwochabend zwischen der 32. und 43. Minute vor den 5200 Zuschauern in der Göppinger EWS-Arena abspielte, setzte dem Ganzen die Krone auf. Beim Stand von 17:17 leistete sich die Mannschaft von Trainer Thomas König einen kollektiven Blackout, legte einen 0:10-Lauf aufs Parkett und machte sich ihre bis dahin richtig gute Vorstellung zu Nichte. Natürlich hatte sich auch Favorit Frisch Auf mit dem überragenden Rechtsaußen Thomas Kristensen (neun Tore) deutlich gesteigert, doch es lag vor allem an technischen Unzulänglichkeiten und Fehlwürfen des TVB, dass beim 27:17 die Entscheidung gefallen war. Danach betrieb der Außenseiter immerhin noch Ergebniskosmetik und ließ sich nicht willenlos abfertigen. „Wir haben in der Phase nach der Pause zu viele Bälle leichtfertig weggeworfen, deshalb haben wir verloren“, sagte TVB-Keeper Johannes Bitter.

Der Weltmeister-Torwart von 2007 war mit der entscheidende Faktor, dass der Neuling vor der Pause das Spiel völlig offen hielt. Mit zahlreichen Glanzparaden stach Bitter seine Gegenüber Primoz Prost und Peter Tatai deutlich aus. Die erste Führung gelang Frisch Auf erst in der 21. Minute. Linksaußen Marcel Schiller traf per Siebenmeter zum 12:11. Der spielerisch keinesfalls unterlegene, überzeugend auftretende TVB blieb aber dran. Bei Halbzeit lag Favorit Frisch Auf hauchdünn mit 17:16 vorne.

Am Wochenende stehen anspruchsvolle Aufgaben an

Nach dem 17:17 folgten dann die desolaten elf Minuten der Bittenfelder. An der Göppinger Torflut musste sich Spielmacher Michael Kraus (nur ein Treffer) nicht groß beteiligen. Es reichte gegen seinen mutmaßlich neuen Club auch so zum Kantersieg. Nach Informationen unserer Zeitung steht nun endgültig fest, dass Kraus zumindest im – trotz der Niederlage sehr wahrscheinlichen – Fall der Erstligazugehörigkeit in der kommenden Saison für den TVB Stuttgart spielen wird. Die Tinte unter dem Vertrag soll trocken sein.

Für beiden Teams stehen bereits an diesem Wochenende anspruchsvolle Aufgaben an. Der TVB empfängt am Pfingstsonntag (17.15 Uhr) in der ausverkauften Scharrena in der Bundesliga die MT Melsungen. Frisch Auf versucht beim Final Four im französischen Nantes nach 2011 und 2012 zum dritten Mal den EHF-Pokal nach Göppingen zu holen. „Wir wollen den Cup gewinnen“, stellte Göppingens Trainer Magnus Andersson klar. „Mit einer Leistung wie in der ersten Halbzeit haben wir allerdings keine Chance.“ Doch ein Handballspiel dauert bekanntlich 60 Minuten. Der TVB weiß das aus leidvoller Erfahrung.