Trotz verpasster Medaille ist Johannes Golla mit der Leistung seiner Mannschaft bei der Heim-EM zufrieden. Foto: Federico Gambarini/dpa

Deutschlands Handballer haben nicht viel Zeit, über die verpasste EM-Medaille zu klagen. Mit der Olympia-Qualifikation wartet schon die nächste große Aufgabe.

Köln - Bei einem gemütlichen Abendessen schworen sich Deutschlands Handballer nach der verpassten EM-Medaille auf ihre Olympia-Mission ein. Bereits in gut sechs Wochen steht für das Team von Bundestrainer Alfred Gislason mit der Ausscheidung für die Sommerspiele in Paris das nächste wichtige Turnier an.

"Das sind drei ganz entscheidende Spiele für den deutschen Handball. Da ist jetzt eine Spannung drin, die wir gern vermieden hätten", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.

Vom 14. bis 17. März trifft die DHB-Auswahl auf Österreich, Kroatien und Algerien. "Da sind wir nicht chancenlos. Aber das wird sehr interessant, ohne Frage", befand Gislason nach der verpassten Direktqualifikation durch das 31:34 gegen Schweden im Bronze-Spiel bei der Heim-EM.

Optimistisch in die Olympia-Quali

Kapitän Johannes Golla blickte nach der ersten Enttäuschung zuversichtlich nach vorn. "In der Abwehrarbeit haben wir einen Riesenschritt nach vorn gemacht. Durch neue Spieler im Kader haben wir neue Optionen bekommen, die in der Zukunft sehr wertvoll sein können", sagte der 26 Jahre alte Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt.

Optimismus zieht die deutsche Mannschaft auch aus der Tatsache, dass sie gegen die drei Top-Teams Frankreich, Dänemark und Schweden besser mithielt als noch vor einem Jahr - auch wenn sie in allen Duellen als Verlierer vom Parkett ging. "Das bleibt hängen, deshalb sind wir traurig", räumte Kromer ein.

Zwar gab die EM den Spielern die Zuversicht, "dass wir es können", wie Golla feststellte. "Sie bringt aber auch die Warnung mit sich, dass wir absolut ans Limit kommen müssen, um mit den Top-Mannschaften mithalten zu können", sagte der DHB-Kapitän und forderte: "Wir müssen über 60 Minuten einfach konstanter spielen."

Der Bundestrainer nannte weitere Gründe, warum es mit der ersehnten ersten Medaille bei einem großen Turnier seit Olympia-Bronze 2016 in Rio trotz der Unterstützung der Fans nichts wurde. "Uns fehlen Erfahrung und Geduld. Das ist ein Lernprozess. Wenn das noch kommt, bin ich sehr optimistisch für diese Mannschaft", resümierte Gislason.

Bundestrainer will an Bord bleiben

Er selbst möchte auch nach Olympia, wenn sein Vertrag endet, an Bord bleiben. "Ich habe signalisiert, dass ich das gern weiter machen möchte. Natürlich macht mir das richtig Spaß", sagte Gislason. Der Verband kündigte an, demnächst Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit dem 64 Jahre alten Isländer führen zu wollen. Der richtet den Fokus zunächst aber nur auf die bevorstehende Aufgabe. "Wir haben jetzt eine Olympia-Qualifikation vor uns, die unglaublich wichtig sein wird für den deutschen Handball", sagte Gislason. Immerhin kann die deutsche Mannschaft beim Griff nach den Paris-Tickets wohl erneut auf den Heimvorteil bauen. Der Deutsche Handballbund hat sich um die Austragung des Turniers beworben, das bei einem Zuschlag durch den Weltverband IHF in Hannover stattfinden würde. Die Entscheidung wird Ende dieser Woche erwartet.

Kromer sieht die Mannschaft auf dem richtigen Weg, auch wenn Platz vier die Euphorie dämpfte. "Ich denke, wir gehen gestärkt aus dieser EM heraus. Wir haben viele Dinge gelernt, auf denen wir aufbauen können", sagte der Sportvorstand und fügte hinzu: "Wir können uns noch entwickeln. Ich hoffe, wir profitieren davon, dass die Jungs einige Erfahrungen gesammelt haben."

Noch fehlt der DHB-Auswahl die Breite im Kader, über die die großen Drei verfügen. "Frankreich, Dänemark und Schweden stehen nicht ohne Grund vor uns", sagte Gislason. "Aber unsere Spieler haben gesehen, dass sie nah dran sind an ihren Idolen." Spielmacher Juri Knorr forderte weiter harte Arbeit, um den nächsten Schritt gehen und die Lücke schließen zu können. "Wir müssen besser werden, dass wir beständig ins Halbfinale kommen. Aber das wird kein Selbstläufer", sagte der 23-Jährige vom Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen.

Die nächste Chance bietet sich bei Olympia in Paris. Dafür muss beim Qualifikationsturnier aber mindestens Rang zwei her. Die Spieler gehen diese Aufgabe zuversichtlich an. "Das ist machbar. Es ist realistisch, dass wir weiterkommen", verkündete U21-Weltmeister Renars Uscins.