Die Hallensaison ist zu Ende. Bald wird auch in den unteren Klassen wieder auf Rasen gekickt. Viele Veranstalter fragen sich, ob auch künftig noch traditionelle Hallenturniere ausgerichtet werden.
Stuttgart - Futsal, die offizielle Fifa-Variante des Hallenfußballs, die ohne Bande und auf Handballtore gespielt wird, ist auf dem Vormarsch und soll bis zum Jahr 2016 auch in Deutschland eingeführt werden. Dies hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB), auch auf Druck des großen Bruders Fifa, auf dem Bundestag in Nürnberg Ende Oktober beschlossen. Offizielle Verbandsturniere werden in Zukunft nur noch Futsal sein. „Der DFB will sich einreihen in die Phalanx aller Uefa- und Fifa-Nationen. Wir setzen um, was die Fifa propagiert“, sagt Bernd Barutta, der Verantwortliche beim DFB für Junioren und Breitenfußballwettbewerbe. Barutta sieht in der Neuerung auch einen Nutzen: „Das Spiel ist technisch sehr hochwertig und weitaus weniger robust als der normale Hallenfußball. Wir sehen Futsal auch als gute Ausbildungsgrundlage für junge Spieler.“ Weltfußballer Cristiano Ronaldo bestätigt dies: „Ohne Futsal wäre ich nie ein so großartiger Spieler geworden.“
Beim Württembergischen Fußballverband (WFV) gibt es bereits Futsal-Meisterschaften auf Jugendebene. Die WFV-Auswahl von Trainer Michael Rentschler schaffte es beim ersten Ländervergleich in Duisburg auf Anhieb auf Platz zwei. Da es beim Futsal auch sehr auf Taktik ankommt, war das „nicht zu erwarten“, sagt Rentschler. Trotzdem: Die Vorurteile und Ängste bei vielen Vereinen sind groß. Vor allem, dass die neue Variante von den Spielern nicht angenommen wird. José Macías, Verantwortlicher für den Bereich Futsal beim WFV, weiß um diese Bedenken: „Momentan müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Viele sind verunsichert und wissen nicht, was auf sie zukommt. Aber ich kann versprechen, dass zumindest im kommenden Jahr keiner Angst um seine Turniere haben muss.“ Und 2016? Der WFV plant zunächst eine Übergangsphase. In Zukunft soll es für große Turniere, die bestimme Kriterien erfüllen, eine Ausnahmeregelung geben. Den Mercedes-Benz-Junior-Cup könnte dies betreffen. Wie diese Sonderregelungen aussehen, muss allerdings noch erarbeitet werden. Über kurz oder lang wird der herkömmliche Hallenfußball jedoch voraussichtlich verschwinden.
Auch der Stuttgarter Bezirksvorsitzende Harald Müller, ist von der offiziellen Variante des Weltfußballverbands Fifa überzeugt und bringt einen weiteren Aspekt ein: „ Ich glaube, dass es mit der Einführung viel weniger Vorkommnisse auf und neben dem Feld geben wird.“ Dies wäre ein durchaus wünschenswerter Nebeneffekt. Müller zielt dabei auf die körperlose Komponente von Futsal ab. In der vergangenen Hallensaison kam es vermehrt zu Auseinandersetzungen bei kleineren Hallenturnieren. Von der Idee, beide Varianten parallel zu spielen, hält er indes nichts: „Entweder das eine oder das andere, aber nicht beides.“ Für ihn steht die bessere Alternative längst fest: Futsal.
Davon sind längst nicht alle überzeugt. Gerd Klauß vom GSV Maichingen, Mitveranstalter der Sindelfinger Hallengala, bangt trotz eventueller Ausnahmeregelung um sein Turnier. „Futsal in einer so großen Halle wie dem Glaspalast, das ist nicht umsetzbar.“ Der WFV schießt nach Klauß‘ Meinung ein Eigentor. „Ich glaube nicht, dass das Ganze gegen den Willen der Vereine durchzusetzen ist“, sagt er.
Dass ein Futsal-Turnier jedoch ein Erfolg sein kann, zeigt das Beispiel des Kreissparkassen-Cups in Ditzingen, dem ersten offiziellen Turnier dieser Art in Baden-Württemberg. „Wir haben es mit ein wenig Bauchschmerzen mal ausprobiert und waren positiv überrascht“, berichtet Wolfgang Knaack von den TSF. „Natürlich hat manchen die Bande gefehlt, aber die meisten waren begeistert. Ich kann nicht verstehen, warum die Leute Angst vor Futsal haben“, wischt Knaack die Bedenken seiner Kollegen weg. Harald Müller glaubt, dass sich die Diskussion sowieso früher oder später erübrigen wird: „Am Ende ist es ja immer noch Fußball – nur mit anderem Namen.“