Großaspachs Jungbluth (li.) gegen Öztürk (Sindelfingen): In diesem Spiel blieb alles ruhig Foto: Pressefoto Baumann

Gewalt in der Qualifikation überschattet die Hallenfußball-Gala im Sindelfinder Glaspalast

Sindelfingen - Es laufen die letzten Sekunden im Vorrundenspiel zwischen dem VfL Herrenberg und dem TV 89 Zuffenhausen: Beim Stand von 0:0 checkt Zuffenhausens Marco Badaro seinen Gegenspieler Kemal Agca rüde in die Bande. Schiedsrichter Achim Mauz entscheidet auf Freistoß für den VfL. Eigentlich scheint die Situation damit gelöst, doch dann rangeln die beiden um den Ball, straucheln und gehen zu Boden. Agca landet auf Badaro und schlägt ihm mit der Faust ins Gesicht. Sofort kommt es zur Rudelbildung, erst nach einer Minute und Rot für Agca beruhigen sich die Gemüter.

Es sind Szenen wie diese, die Erinnerungen an den Abend vom 17. Dezember wecken. Damals gab es beim Qualifikationsturnier zur Hallenfußball-Gala nach der Partie SV 09 Stuttgart gegen FSV Buckenberg auf dem Spielfeld eine Massenschlägerei. Ein Buckenberger hatte seinem Gegenüber eine Kopfnuss verpasst. „Das war wohl der Auslöser des Ganzen“, sagt Klaus Wolf, für den Württembergischen Fußballverband (WFV) als Turnieraufsicht im Einsatz.

Erst gingen die Spieler aufeinander los, binnen weniger Sekunden stürmten dann auch Fans beider Teams auf den Kunstrasen und mischten mit. „Fast 60 Leute waren das. Sie haben auf alles geschlagen und getreten, was sich bewegt“, erinnert sich Wolf. Referee Hüseyin Yasa (Deufringen) war machtlos. Via Mikrofon wurde versucht, die Personen zu beruhigen – mit durchwachsenem Erfolg. Erst nach einigen Minuten löste sich die Prügelei auf. Die Bilanz: 30 Leichtverletzte.

Rangeleien und Tätlichkeiten häufen sich

Ein schwarzer Moment in der Geschichte der Hallenfußball-Gala. Einer, der das sportliche Geschehen in den Hintergrund rückt und dem prestigeträchtigen Turnier in diesem Jahr den Glanz raubte. Dessen sind sich auch die Organisatoren vom VfL Sindelfingen und GSV Maichingen bewusst. Sie würden die Gewaltorgie deshalb am liebsten totschweigen. „Es ist schade, dass dieser Ausraster knapp einen Monat später immer noch thematisiert wird“, sagt Maichingens Fußball-Abteilungsleiter Gerd Klauß.

Beim Hauptwettbewerb am Wochenende hängt die Massenschlägerei noch wie ein Damoklesschwert über der Veranstaltung: Streifenpolizisten patrouillieren im Glaspalast, Spieler, Trainer und Zuschauer diskutieren über den Vorfall. Auch Alexander Zorniger lässt sich schildern, wie es dazu kommen konnte. „So etwas ist nicht nachzuvollziehen und hat beim Sport nichts zu suchen. Wenn zwei nicht einer Meinung sind, dann sollen die das unter sich klären und keine Ehrensache daraus machen“, sagt er. Für den Trainer von Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach sind die Vorkommnisse Teil einer Entwicklung: „Ich habe das Gefühl, die ganze Gesellschaft ist ruppiger geworden. Und das zeigt sich dann eben auch auf dem Spielfeld“, erklärt der 44-Jährige.

Brutale Fouls sind dank des Grätschen-Verbots zwar immer weniger zu sehen, doch kleine Rangeleien und Tätlichkeiten häufen sich. „Der Umgangston ist rauer geworden, das Spiel schneller und hektischer. Das führt dann immer wieder zu hitzigen Situationen“, sagt Michael Haas (36), seit 1993 Schiedsrichter. Meistens können Mitspieler rechtzeitig einschreiten und einen emotional geladenen Akteur wieder beruhigen. „In manchen Fällen geht es aber zu schnell“, sagt Haas.

Der Landesliga-Unparteiische aus Balingen ist sicher: „Wenn solche Ereignisse wie am 17. Dezember öfter vorkommen, schadet das nicht nur dieser Veranstaltung – das würde dann unseren ganzen Sport kaputtmachen.“ Klauß will gar nicht daran denken: „So etwas wollen wir hier nie wieder sehen.“

Info: FC Gartringen jubelt

Bei der Hallenfußball-Gala in Sindelfingen triumphierte ein Landesligist – der FC  Gärtringen schlug im Endspiel Verbandsligist VfB Neckarrems mit 6:5 nach Neunmeterschießen, nach regulärer Spielzeit stand es 1:1. Dritter wurde Oberligist SSV Reutlingen, der Verbandsligist SV Böblingen nach Neunmeterschießen mit 5:3 besiegte. Titelverteidiger SG Sonnenhof Großaspach scheiterte im Achtelfinale am Oberligisten FC Nöttingen mit 0:2.