Alfons Haider (rechts) mit dem österreichischen Bundespräsident Foto: ORF

Er ist das Gesicht des Wiener Opernballs: Als Kabarettist geht Alfons Haider mit Wiener Schmäh dem digitalen Zeitalter auf den Grund und kommt damit am 3. März ins Renitenz-Theater. Wir sprachen mit ihm über den Ball der Bälle, seinen Ärger mit Richard Lugner und über die endlosen Weiten der Neuen Medien.

Stuttgart – Er ist das Gesicht des Wiener Opernballs: Als Kabarettist geht Alfons Haider mit Wiener Schmäh dem digitalen Zeitalter auf den Grund und kommt damit am 3. März ins Renitenz-Theater. Wir sprachen mit ihm über den Ball der Bälle, seinen Ärger mit Richard Lugner und über die endlosen Weiten der Neuen Medien. -
Respekt, Herr Haider! Sie haben den Bauunternehmer Richard Lugner, den viele in Deutschland für den nervigsten Österreicher halten, frontal angegriffen und gesagt, dieser Mensch ruiniere mit seinem Getue den Opernball.
Leider fühlt sich Herr Lugner immer persönlich angegriffen. Ich werde jedes Jahr zu seinem Gast befragt, und wie jedes Mal kann ich nur wiederholen, dass der eigentliche Star des Abends der Ball selbst ist. 6000 Besucher pflegen eine Tradition, als wäre Österreich noch Monarchie, als würde nicht der Bundespräsident eröffnen, sondern der Kaiser, als würden dessen Untertanen den Höhepunkt des Faschings feiern. Da ist es nicht so wichtig, ob ein Model, eine Schauspielerin oder irgendeine Dame Lugners Loge ziert, die angeblich für irgendwas berühmt ist. Helfen Sie mir – wofür ist eigentlich Kim Kardashian berühmt?
Vielleicht dafür, dass sie vor einem Jahr den Opernball nach zwei Stunden verlassen hat?
Eine Zwei-Stunden-Lady - wie toll!
Bei Ihnen sind’s nicht zwei Stunden, sondern über 20 Jahre. So lange moderieren Sie den Opernball. Warum gibt es in Deutschland kein vergleichbares Society-Ereignis?
Österreich hat die Monarchie noch nicht ganz überwunden? Nein, das ist ein Scherz. Die Österreicher stehen voll zur Demokratie, auch wenn die Monarchie bei uns noch ein wenig nachklingt. Der Glanz der Montur ist gegenwärtig. Titel und Orden sind wichtig wie sonst kaum irgendwo. Diesen Glanz spiegelt der Opernball wider.
Verblasst dieser Glanz nicht allmählich? Treffen sich nur die Ewiggestrigen beim Ball?
Der Ball entwickelt sich natürlich weiter, aber in kleinen Schritten. Das ist besonders seit der Verantwortung von Desirée Treichl-Stürgkh so passiert, die seit 2008 Ballchefin ist. Der Ball wird nicht neu erfunden, sondern behutsam an die neue Zeit angepasst. Und das Wichtigste ist, das zeigen die Einschaltquoten, die Balleröffnung durch die Tänzer und Sänger der Wiener Staatsoper.
Was ist heute anders beim Ball als früher?
Welche Bedeutung hat heute eine Taschenuhr? Welcher Gast kommt noch mit dem Fiaker zum Ball? Welche Dame hat eine Tanzkarte? Alles nicht mehr aktuelle Dinge, die nur mehr als Tradition verwendet werden, aber keinen Sinn mehr machen.
Wie verhalten sich die Deutschen beim Opernball?
Die Deutschen beim Ball fallen kaum auf. Der Frackzwang macht alle Männer zu Pinguinen und die Frauen zu Prinzessinnen. Das verbindet einen kleinen Beamten und den Generaldirektor.
Ist es noch immer so, dass die Deutschen in Österreich nicht beliebt sind?
Ach, das ist längst Vergangenheit. Schließlich sind die Deutschen schon die größte Ausländergruppe in Österreich und in vielen Berufssparten stark vertreten. Konflikte gibt’s nur beim Fußball und im Urlaub, wenn die Liegen am Pool reserviert werden.
Was ist anders an einem Mann, wenn er Frack trägt?
Der Frack ist ein geniales Kleidungsstück: passt bei jeder Figur und stellt etwas dar. Nur das Anziehen will gelernt sein.
Was ist dabei so schwierig?
Man braucht definitiv drei Hände, um alle Knöpfe, Träger und Schleifen befestigen zu können.
Am 3. März sind Sie im Stuttgarter Renitenz-Theater mit Ihrem Programm zum digitalen Zeitalter. Und was lese ich da – Sie machen jetzt Porno?
Ja, das ist mein Leid mit der Autokorrektur am Handy. Ein Beispiel, wann mich mein Handy zur Verzweiflung bringt. Da hatte ich „Storno“ getippt, und nach der Korrektur wurde „Porno“ draus.
Jeder Depp braucht ’ne App, heißt es.
In meinem Programm erzähle ich von meinen Erlebnissen mit der neuen digitalen Welt. Als „Promi“ schildere ich von peinlichen Situationen wie beim Einkaufen in der Apotheke, wenn man ein Mittel gegen Filzläuse im Intimbereich braucht. Oder welche tollen neuen Apps unser Leben bereichern.
Was erwartet die Zuschauer sonst noch?
120 Minuten iPhone pur. Viel Stand-up-Comedy und Einblicke in das Leben eines Fernsehkasperl.
Sie versprechen „das erste Kabarett, bei dem man das Smartphone nicht abdrehen muss“. Kann man dann nicht gleich zu Hause bleiben und sich alles auf digitalem Übertragungsweg anschauen?
Auf dem digitalen Übertragungsweg können Sie sich den Opernball aus Wien anschauen. Mein Kabarett hingegen funktioniert nur live. Das Handy spielt nur mit. Und nach dem Programm wird der eine oder andere vielleicht darauf kommen, dass ein Leben auch ohne Smartphone funktioniert. Für ein paar wenige, dafür umso schönere Stunden zumindest.
In Ihrem Programm geht es auch ums Ego-Googeln. Wer Ihren Namen googelt, erfährt bei einem der ersten Treffer, dass Sie sich von Ihrem Freund getrennt haben. Geht das Google was an? Wann trennen Sie sich von Google?
Auslöser für mein neues Kabarettprogramm war, dass ich bei Google ein Foto löschen wollte. Das wurde mir verwehrt mit der Begründung, ich bin Person des öffentlichen Lebens. Ich will nicht, dass Google oder die NSA wissen, wann ich aufs Klo gehe. So werde ich zum Don Quijote und reite gegen die Windmühlen der digitalen Netze.
 

Mit dem Programm „APPsolute Haider“ feiert der Kabarettist und Entertainer Alfons Haider am Dienstag, 3. März, 20 Uhr, seine Stuttgart-Premiere im Renitenz-Theater, Büchsenstraße 26. Karten unter Telefon 07 11 / 29 70 75 oder unter www.renitenztheater.de. -