Seit Mitte September muss das Bürgerforum neben der Schwabengalerie jeden Abend bereits um 19 Uhr dicht gemacht werden. Der Grund dafür sind nicht erfüllte Brandschutzauflagen. Die Vaihinger Vereine stellt das vor ein echtes Problem.
Vaihingen - Für das Orchester Stuttgarter Musikfreunde ist die Situation nicht leicht. „Ehrlich gesagt, ist das alles gerade ganz schrecklich für uns“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Gudrun Reiniger-Haug. Es geht um das Rudi-Häussler-Bürgerforum. Der Verein nutzt dieses eigentlich nicht nur jeden Dienstagabend für seine Proben, sondern hatte dort auch für den kommenden Sonntag ein großes Konzert geplant. Doch das Vaihinger Veranstaltungszentrum wird noch immer jeden Abend um 19 Uhr dicht gemacht, weil die Sicherheitsbeleuchtung nicht funktioniert und Brandschutzauflagen nicht erfüllt wurden.
Gudrun Reiniger-Haug hat viel Zeit damit verbracht, alternative Räume zu finden. Die Utensilien des Orchesters lagern inzwischen in ihrer eigenen Garage. Für ein Auto ist dort kein Platz mehr. Die Proben haben seit Mitte September einmal im Ludwig-Uhland-Saal der Stadtteilbücherei und ein paar Mal in der Alten Kelter stattgefunden. Das Konzert am Sonntag wurde in die Österfeldhalle verlegt. Wirklich glücklich ist Reiniger-Haug damit aber nicht. „Wir mussten unsere Plakate und Prospekte noch einmal ändern und konnten daher erst spät mit der Werbung für unser Konzert anfangen“, sagt die Musikerin. Sie fürchtet, dass längst nicht so viele Gäste wie sonst kommen. Das sei schade – und zwar nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern vor allem, weil die Instrumentalisten seit Monaten für die Aufführung üben.
Das größte Problem ist jedoch, dass Reiniger-Haug derzeit nicht weiß, wo von Mitte November an die Proben stattfinden sollen. „Unsere Musiker kommen mit ihren zum Teil schweren Instrumenten aus ganz Stuttgart. Darum brauchen wir einen zentralen Raum“, sagt sie. Zudem umfasse das Orchester knapp 40 Leute. „Wir können nicht einfach in irgendeinem Klassenzimmer proben. Das wäre viel zu laut“, sagt die stellvertretende Vereinsvorsitzende.
DCCV will Schadenersatz fordern
Räume zu finden, ist auch für den Landesverband der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) nicht einfach. „Weil wir ein Verein sind, der sich ausschließlich durch Spenden finanziert, können wir nicht in teure Hotels“, sagt Thomas Leyhe vom Bundesvorstand. Für die Stuttgarter CED-Tage im September hat sich die DCCV das Bürgerforum ausgesucht – und musste die Veranstaltung wieder absagen. „Wir hatten keine Möglichkeit auszuweichen“, so Leyhe. Dies bedeutete für den Verein nicht nur einen enormen organisatorischen Aufwand, weil alle Gäste wieder ausgeladen werden mussten, sondern auch einen finanziellen Verlust. „Einladungen und Flyer waren ja bereits gedruckt“, sagt Leyhe. Auf diesen Kosten möchte die DCCV nun nicht sitzen bleiben.
Auch die Stuttgarter Musikschule ist von den Problemen im Bürgerforum betroffen. Zwar könne der Unterricht nahezu uneingeschränkt stattfinden, da er in der Regel bis 19 Uhr beendet sei. „Aber sämtliche Abendveranstaltungen mussten wir verlegen“, sagt Friedrich Dolge, der Leiter der Musikschule. Zum Glück habe das Schuljahr gerade erst begonnen. „Im Oktober gibt es noch nicht so viele Vorführungen“, sagt Dolge. Spätestens mit der Adventszeit werde sich das ändern. Dolge appelliert daher an alle Beteiligten: „Es muss dringend eine Lösung her.“
Und: es sieht ganz danach aus, dass diese naht. In der vergangenen Woche haben sich Vertreter der Verwaltung, die DTZ Zadelhoff, die Deutsche Fonds Holding und der Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt getroffen, wie letzterer in der Bezirksbeiratssitzung am Dienstag berichtete. „Die Talsohle ist durchschritten“, gibt sich der Schultes optimistisch. Voraussichtlich bis zur Kalenderwoche 46 sollen die beanstandeten Mängel behoben sein. Allerdings darf das Bürgerforum erst dann wieder uneingeschränkt benutzt werden, wenn ein unabhängiger Gutachter dem Baurechtsamt einen Prüfbericht vorgelegt hat. „Bevor der Prüfauftrag vorliegt, dürfen abends Veranstaltungen stattfinden, wenn eine Brandwache gestellt wird“, erklärt Meinhardt gegenüber unserer Redaktion. Sprich: es müssten bei jeder abendlichen Veranstaltung zwei Männer der Freiwilligen Feuerwehr Vaihingen vor Ort sein.
Bis Ende November, so hofft Meinhardt, wird wieder Normalität eingekehrt und das Bürgerforum normal nutzbar sein. „Dann findet im Bürgerforum ja auch die Eisenbahnausstellung statt“, sagt er. „Die könnte auch nirgendwo anders stattfinden.“