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Am Tag strömen rund 100.000 Besucher über den Weihnachtsmarkt. Drängt sie's zum stillen Örtchen, kommen viele in Not: Es fehlt an öffentlichen Toiletten in der City.

Stuttgart - Am Tag strömen rund 100.000 Besucher über den Weihnachtsmarkt. Drängt sie's zum stillen Örtchen, kommen viele in Not: Es fehlt an öffentlichen Toiletten in der City - und vorhandene WCs sind so schlecht ausgeschildert, dass nicht nur Ortsfremde lange suchen müssen.

Toiletten in der City - Verraten Sie uns Ihren Geheimtipp.

Otto Müller, Geschäftsführer der Victoria Etuis Betriebsgesellschaft in der Königstraße 68 stinkt's gewaltig. Denn die Passage mit Hinterhofcharakter zwischen den Gebäuden Nummer 68 und 70 nutzen Passanten während des gesamten Jahres für ihre großen und kleinen Geschäfte. "Während des Weihnachtsmarkts ist es besonders schlimm. Der Gestank ist unerträglich", klagt er und fürchtet, dass sein Mieter, der Optiker Fielmann, auszieht, wenn sich das nicht ändert. Dass Abhilfe nottut, bestätigt man auch bei der Fielmann-Filiale.

Auf die Säulentoilette an der Kronprinzstraße in der Nähe der Passage, die den Beteiligten Erleichterung bringen könnte, gibt es kein Hinweisschild. Die Anlage dort ist eine von rund 13 vollautomatischen öffentlichen Säulentoiletten in der City im Zuständigkeitsbereich des städtischen Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Dazu kommen vier konventionelle Anlagen. Genutzt werden die Klos etwa 800.000-mal im Jahr. Doch allein zum Weihnachtsmarkt kommen rund 100.000 Besucher täglich - und viele verlangt es nach Glühwein im Weihnachtstrubel nach einem stilleren Ort.

"Die WCs reichen nicht. Außerdem sind sie kaum zu finden", kritisiert Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, den Notstand. Nicht nur in der Passage Königstraße 68/70, auch in anderen Ecken in der City wie an der Turmstraße, im Bereich ums Drei-Farben-Haus und in Parkhäusern stinke das Problem mitunter zum Himmel - das ganze Jahr über. Den WC-Führer, den es kostenlos beim i-Punkt gibt, hält Kienzle für wenig hilfreich. "Wer denkt schon dran, sich einen Toilettenführer zu besorgen?" Für problematisch hält Kienzle auch die vollmechanischen Toiletten, weil vor allem ältere Menschen häufig Angst hätten, nicht mehr rauszukommen.

Dass die Anzahl der Toiletten bei Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt nicht ausreicht, ist dem Veranstalter in.Stuttgart klar. "Deshalb haben wir seit zwei Jahren beim Karlsplatz für den Weihnachtsmarkt noch zusätzlich Container mit insgesamt rund 10 Kabinen für Männer und Frauen aufgestellt", sagt Marcus Christen von in.Stuttgart und räumt ein, dass auch das noch zu wenig für die Bedürfnisse der Besucher ist - vor allem wenn am Wochenende bis zu 700 Busse Touristen bringen. Doch für mehr Anlagen fehle der Platz. "An der Planie zwischen Eisbahn und dem Weihnachtsmarkttor wären weitere WCs ideal. Doch dort sind Bushaltestelle und Taxistände", so Christen. Den Vorschlag von Peter Haller vom Verein Stuttgarter Brünnele, die Parkhäuser zu verpflichten, Toiletten einzurichten, hält er für unrealisierbar. "Für die Betreiber gibt es keine entsprechenden Auflagen."

Die AWS hält Anzahl und Ausschilderung der Toiletten für angemessen. Dennoch soll im kommenden Jahr an jeder WC-Anlage ein Hinweisschild auf die nächste Möglichkeit zur Erledigung dringender Bedürfnisse angebracht werden. Ebenfalls für 2010 geplant ist die Erhöhung der Gebühren. Derzeit sind 30 Cent für die Benutzung der meisten öffentlichen Toiletten fällig. Nächstes Jahr sollen es wie bei den Toiletten in der Markthalle und beim Schlossplatz 50 Cent werden. Dass die Anhebung manchen Passanten davon abhalten könnte, seine Geschäfte in den öffentlichen Toiletten zu erledigen, glaubt Elke Prokopp von der AWS nicht. Ganz aus der Welt räumen lasse sich das Problem sowieso nicht, weil es immer Personen gebe, die dunkle Ecken vorziehen, meint sie.

Als Entlastung für die Anwohner an der Passage Königstraße 68/70 schlägt Bezirksvorsteherin Kienzle vor, dort Flutlicht anzubringen. Geschäftsführer Müller fordert die Schließung der Passage mit einer Schaufensterfront. Dazu braucht es aber die Genehmigung der Stadt.