Wartet weiter auf Olympia-Ticket: Jana Berezko-Marggrander Foto: Baumann

Jana Berezko-Marggrander hatte bei der Heim-Weltmeisterschaft auf ein Wunder gehofft. Es ist ausgeblieben. Die deutsche Sportgymnastin muss weiter um das Olympia-Ticket kämpfen. Dafür will sie jetzt einiges umstellen.

Stuttgart - Am Ende war Jana Berezko-Marggrander einfach nur platt. „Ich fühle mich wie eine ausgepresste Zitrone“, sagte die deutsche Sportgymnastin nach dem Mehrkampffinale. Psychisch und physisch seien das wirklich fünf harte Tage gewesen. Jeden Tag eine Kür und zum Abschluss noch einmal alle vier. „Das ist hart“, stöhnte sie. Mit ihren Leistungen ist sie jedoch „sehr zufrieden“, auch wenn sie bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart die direkte Olympia-Qualifikation verpasst hat. Die Sportgymnastin aus Fellbach-Schmiden landete im Mehrkampffinale auf Rang 19, Platz 15 wäre für das Rio-Ticket erforderlich gewesen.

Gleich in ihrer ersten Übung mit dem Ball zeigte Berezko-Marggrander kleine Unsicherheiten. „Ich war heute sehr nervös. Aber das Publikum war toll“, meinte die 19-Jährige. Von den Kampfrichtern gab es für ihre Übung 16,466 Punkte, von den Fans viel Applaus. „Sie hat nur kleine Fehler gemacht“, sagte die deutsche Cheftrainerin Katja Kleinveldt, „insgesamt hat sie sich hervorragend präsentiert.“ Tatsächlich bekam Berezko-Marggrander anschließend für ihre Übungen mit den Keulen (17,216), dem Band (17,216) und mit dem Reifen (17,300) gute Wertungen. „Sie hat bei dieser WM ihre absolute Bestleistung abgerufen“, lobte Kleinveldt. Auch wenn es für die direkte Quali nicht ganz gereicht hat. „Dafür wäre ein Wunder nötig gewesen“, meinte Berezko-Marggrander. Es blieb aus.

Jetzt will die 19-Jährige erst einmal zwei Wochen Urlaub machen, all ihre Freunde besuchen und einfach abschalten. „In den vergangenen Monaten gab es für mich nur den Sport, jetzt möchte ich endlich wieder unter Menschen.“ Und danach geht die Arbeit weiter, denn Berezko-Marggrander hofft auf die zweite Chance. Mit ihren guten Auftritten in Stuttgart hat sie sich für das Test-Turnier im April in Rio qualifiziert, bei dem die letzten Olympia-Tickets vergeben werden. „Wenn sie auch dort so stabil turnt, ist sie bei den Spielen dabei“, ist Kleinveldt optimistisch. Beim olympischen Testwettkampf reicht ein sechster Platz, um sich nachträglich doch noch einen Startplatz bei den Sommerspielen zu sichern.

Umstellungen bei den Küren mit Reifen und Keulen

Damit es wirklich klappt mit ihren zweiten Spielen und dann auch mit einer guten Platzierung will Berezko-Marggrander einiges umstellen. „Ich möchte ein paar Übungen verändern. Meine Küren mit dem Reifen und den Keulen mache ich schon im zweiten Jahr“, erklärt die Sportsoldatin. Etwas ausgefallener Übungen will sie dann im nächsten Jahr zeigen. Katja Kleinveldt sieht in diesem Bereich ebenfalls Steigerungsmöglichkeiten. „Was die Ausführung betrifft, gehört Jana schon zu den besten. Jetzt geht es darum, originellere Elemente einzubauen, vielleicht auch etwas individueller Musik.“ Die Arbeit geht Berezko-Marggrander damit auf jeden Fall nicht aus.

Das Mehrkampffinale gewann indes wieder eine Russin – so wie bisher alle Titel bei dieser WM. Erneut war Jana Kudrjawtsewa nicht zu schlagen. „Es waren so viele Zuschauer da. Es war eine tolle Atmosphäre und ein sehr emotionaler Abend“, sagte die 17-Jährige. Die Favoritin setzte sich trotz eines kleinen Fehlers bei ihrer Bandübung mit insgesamt 75,632 Punkten vor ihrer russischen Teamkollegin Margarita Mamun (74,766) durch. Dritte vor 4800 Zuschauern wurde die Weißrussin Melitina Stanjuta (72,132).