In Karlsruhe wird an einem neuen Weltrekord gebastelt. Foto: dpa

Man nehme 350 Quadratmeter Papier und 40 Faltmatrosen - fertig ist das Riesenpapierboot. Karlsruher Sportler haben einen besonderen Weltrekord geknackt. In Baden-Württemberg sollte es einen weiteren Rekord geben - mit sehr tiefem Bass.

Karlsruhe - Auf keinen Fall mit Schuhen und gaaaanz vorsichtig! Rund 40 selbsternannte Matrosen und ihr Kapitän rollen am Samstag einen riesigen Papierbogen auf einem Sportplatz beim Rheinstrandbad Rappenwört in Karlsruhe aus. Dann ist voller Körpereinsatz gefragt, aber auch Feingefühl und Konzentration: Es gilt, für einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde das größte Papierboot der Welt zu falten. Nach drei Stunden steht das Boot, laut offizieller Vermessung misst es 13,93 Meter. Weltrekord!

In blau-weißen Ringelpullovern hatten sich die Sportler vom Kanukreis Karlsruhe ans Werk gemacht und das Monster-Papierschiff zusammengebastelt - angefeuert vom japanischen Trommler Isao Nakamura und drei seiner Studenten. Der gut gelaunte Karlsruher Schlagzeugprofessor funktionierte für eine eigens komponierte Performance ein umgedrehtes Kunststoffboot zur Trommel um. Sinniger Name des Bootes: „Alter Schwede“. „Passt gut zu unserer Aktion“, meinte Initiator und Käpt’n Frank Bodin.

Für den Rekord unter freiem Himmel wurde das weltweit bislang größte „Papierschiffchen“ von 10,08 Metern Länge deutlich übertroffen. Die Zuschauer waren begeistert.

Dabei hatte es am Morgen noch geregnet, und die Veranstalter mussten kurzzeitig bangen, ob der Versuch unter freiem Himmel überhaupt stattfinden kann. Statt Regen machte der Crew dann Wind zu schaffen. Es wurde gefaltet, glattgestrichen, Wellen aus dem Papier gefegt. Manchmal mussten die Amateur-Matrosen auch bäuchlings für guten und exakten Sitz der Knicke sorgen. Bug und Heck wurden schließlich über ein Gerüst mit Seilen auseinandergezogen und das Segel mit Hilfe einer Hebebühne aufgerichtet.

Zum 300. Jubiläum der Stadt Karlsruhe

Die Idee war vor gut einem Jahr aufgekommen, mit Blick auf Aktionen zum 300. Jubiläum der Stadt Karlsruhe: Die Bürgervereine in der Fächerstadt sollten sich zu der Feier etwas einfallen lassen - die Idee für ein großes Papierfaltschiff war geboren.

Aller Anfang ist schwer, und die Suche nach geeignetem Papier gestaltete sich schwierig: Mal war es zu dünn, zu dick, zu schwer oder nicht reißfest. Schließlich fand sich ein Sponsor, der für Probeläufe und Rekord eine geeignete, rund 4000 Euro teure Riesenrolle Papier kostenlos zur Verfügung stellte. „Das Falten war Schwerarbeit, wir bekamen das nicht geschenkt“, sagte der 50-jährige Bodin. Sechs Tests gingen dem Rekordversuch voraus, „eine irrsinnige Herausforderung“. Bei den Probeläufen konnte das Team aus logistischen Gründen nur kleinere, einige Meter lange Boote falten.

Der verwendete Papierbogen war 350 Quadratmeter groß, 117 Kilo schwer und musste von den Faltmatrosen erst ins passende Format zusammengeklebt werden. Die Faltlinien wurden vorher exakt aufgezeichnet. „Die Dimension ist riesig, da musste alle halbe Meter eine Hand sein“, sagte Bodin. „Nur wenn man präzise faltet, kann das klappen.“

Insgesamt verschlang das Projekt einen Betrag „im mittleren vierstelligen Bereich“, sagte Horst Kappler, Vorsitzender des Bürgervereins Daxlanden. Schwimmen können musste das Boot nicht. Beim Versuch, es zum Schwimmbecken zu schleppen, wäre es wohl gerissen - „aber es wäre schon ein großer Wunsch gewesen, es zu Wasser zu lassen“.

Ein weiterer Rekordversuch sollte am Samstagabend in Leinfelden-Echterdingen südlich von Stuttgart starten: Dort sollte ein Weltrekord für die „tiefste Band der Welt“ aufgestellt werden. Musiker wollten mit einem eigens gebauten Bass auf einer Frequenz von 15 Hertz spielen.