Die Vorschläge D (oben), J (Mitte) und F (unten) werden weiter verfolgt. Foto: Stadt Waiblingen

Nach der Vorstellung von neun Entwürfen für ein Hochhaus mit einer bepflanzten Fassade auf der Korber Höhe ist für Verwaltung und Gemeinderat klar: Es gibt noch Luft nach oben.

Waiblingen - Wenn schon ein Hochhaus, dann muss es ein begrüntes sein. So lautete der Beschluss, den die Mitglieder des Planungsausschusses des Waiblinger Gemeinderats im Januar einstimmig gefällt haben (wir berichteten). Der knapp 60 Meter hohe „grüne Daumen“, an dessen Fassaden Bäume, Sträucher, Stauden und Bodendecker wachsen und für ein gutes Mikroklima sowie Sonnenschutz sorgen, soll auf einem städtischen Grundstück im Wohngebiet Korber Höhe entstehen. Das 4700 Quadratmeter große Areal war vor vielen Jahren als Standort für einen Wohnturm vorgesehen worden – gebaut wurde bislang aber nichts.

Ende April hatte die Stadtverwaltung das Grundstück in regionalen und überregionalen Zeitungen ausgeschrieben, neun Bewerbungen sind eingegangen. „Wir sind sehr positiv überrascht über die Qualität der Arbeiten“, sagte Birgit Priebe in der Ausschusssitzung am Dienstagabend. In eine engere Auswahl hätten es jedoch nur drei Vorschläge geschafft, fügte die Baubürgermeisterin hinzu, und erläuterte die Vor- und Nachteile der Planskizzen.

Was passiert, wenn ein Apfel aus dem 16. Stockwerk fällt?

Ein Entwurf disqualifizierte sich beispielsweise schon allein dadurch, dass das Gebäude deutlich über das vorgesehene Baufenster hinaus geplant wurde. Ein anderer sieht vor, fast das komplette Grundstück zuzubauen, während der nächste die Verwaltung „weder von der Architektur noch vom Begrünungskonzept her überzeugen konnte“, so Priebe. Den Vorschlag, den mit Balkons bestückten Wohnturm mit einem Obstbaumspalier über je zwei Geschosse zu versehen, bezeichnete Priebe als „nette Idee, die aber nicht funktioniert“. Obendrein stelle sich die Frage: „Was passiert, wenn jemandem ein Apfel aus dem 16. Stockwerk auf den Kopf fällt?“ Problematisch sind auch Entwürfe, bei denen die begrünten Balkons nur durch die Wohnungen zugänglich sind, denn die Grünpflege sollen nicht die Bewohner, sondern ein externer Dienstleister übernehmen.

Dass manche Entwürfe vorsehen, nur zwei der vier Fassaden zu bepflanzen, kam ebenfalls nicht gut an – schließlich ist die Begrünung das zentrale Gestaltungselement. Doch selbst bei den drei Vorschlägen, welche die Verwaltung und der Gemeinderat weiter verfolgen wollen, gibt es Nachholbedarf. Der Entwurf J kann zwar laut Priebe mit einer „lebendigen Fassade“ und Hochstammbäumen punkten, „aber ob die Dachbepflanzung funktioniert, ist fraglich“. Die Variante D sei „ein schönes und super organisiertes Haus“, sagte Priebe, „aber aus Sicht unserer Fachleute sind die Pflanztröge zu schmal, als dass man sie mit Bäumen bestücken könnte“.

Ein „bisschen Spinnerei“ sei bei Modell F im Spiel, sagte die Baubürgermeisterin. Die üppig grüne Fassade aber kam gut an, ebenso das Wohnkonzept, das Mehrgenerationenwohnen vorsieht. Etwas Zweifel gab es dagegen an der Funktionalität und Wirtschaftlichkeit eines Wasserfalls über der Eingangstür des Hochhauses.

Mehr als ein Hochhaus mit großen Balkonkästen

„Das grüne Hochhaus muss etwas Besonderes werden, es darf kein Hochhaus mit etwas größeren Balkonkästen sein“, mahnte der FDP-Gemeinderat Bernd Mergenthaler. „Diese drei Entwürfe sind schon die besten, aber das Grün ist nirgends wirklich grün“, bemängelte Michael Feßmann von den Demokratischen Freien Bürgern: „Wir müssen sprechen, was da noch geht.“ Alfonso Fazio von der Alternativen Liste wiederum sagte, er halte das Hochhaus mit seinen eher hochpreisigen Wohnungen an sich für ein falsches Vorhaben: „Was wir brauchen, ist bezahlbarer Wohnraum.“

Mehrere Gemeinderäte, darunter Sabine Wörner (SPD) und Daniel Bok von der Liste Grüne, Natur und Tierfreunde (Grünt) befürchteten, dass nicht viel übrig bleiben wird vom grünen Gedanken, wenn erst ein Investor den Zuschlag erhalten hat. Die Räte und die Verwaltung einigten sich deshalb darauf, dass ein Gutachter den Auftrag erhält, das Begrünungskonzept des letztlich ausgewählten Investors zu beurteilen, zu bewerten und dessen Umsetzung auch zu begleiten.