Auf dem Versuchsgelände könnte das Schulgebäude entste Foto: Archiv Heinz Heiss

Die Grünen im Gemeinderat und im Landtag fordern gemeinsam einen Neubau für die Staatsschule für Gartenbau und Landwirtschaft.

Plieningen - Wer die Vorgänge um die Staatsschule für Gartenbau und Landwirtschaft in den vergangenen Jahren verfolgt hat, der weiß, dass sich viel bewegt hat, ohne dass sich je viel bewegt hat. Das hört sich paradox an, ergibt aber Sinn.

Im Kern geht es um eine Schule mit immerhin 900 Schülern, die kein zusammenhängendes Schulgebäude hat – und deren zehn Standorte sich über Plieningen und Hohenheim verteilen wie die Pollen einer Pusteblume über eine Sommerwiese.

Die Grünen haben die Staatsschule besucht

Deshalb wird seit Längerem über Neubauten diskutiert. Die Pläne werden aber stets in den Mühlen der Bürokratie zermahlen. Nun wagen die Grünen in Stadt und Land einen erneuten Vorstoß. Sie wollen, dass das Schwarze-Peter-Spiel endet. Denn eben jenes Spiel wird seit jeher gespielt von: genau, Stadt und Land.

Vor Kurzem besuchte eine kleine Delegation von Gemeinderats- und Landtagsmitgliedern der Grünen die Schule und ließ sich vor Ort die Lage erklären. Die Besucher zeigten sich ernüchtert. „Die Schulleitung ist frustriert“, sagt Peter Pätzold, der Fraktionsvorsitzende der Stuttgarter Grünen. „Man muss jetzt endlich eine Lösung finden.“

Ähnlich formuliert es Bernd Murschel, der für die Grünen im Landtag der Sprecher für das Thema Ländlicher Raum ist und ebenfalls bei dem Treffen dabei war. „Wir wollen, dass dort endlich etwas passiert und machen jetzt Druck.“

Die Malaise ist historisch bedingt

Akuter Handlungsbedarf besteht ohnehin. Die Gewächshäuser sind dringend sanierungsbedürftig. Die Rede ist von 1,5 Millionen Euro und davon, dass sie nicht benutzt werden können. „Die sind in so schlechtem Zustand, dass ein Teil wegen Unfallgefahr geschlossen werden musste“, sagt Pätzold. Die Schulleitung war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen, um dies zu bestätigen.

Die Malaise der Bildungseinrichtung ist historisch begründet. Stadt und Land teilen sich die Trägerschaft. Der eine Teil, die Gartenbauschule, ist seit 1842 an die Universität Hohenheim angegliedert und somit im Verantwortungsbereich Baden-Württembergs. Die Landwirtschaftliche Schule zog in den 1970er Jahren auf die Filderebene. Für diesen Teil ist Stuttgart zuständig.

Weil sich beide Einrichtungen thematisch ergänzen, arbeiten die Ausbilder mal hier, mal dort. Es gibt eine gemeinsame Schulleitung und gemeinsame Gewächshäuser. Jugendliche Floristenlehrlinge besuchen die Berufsschule, erfahrene Landwirtschaftsgärtner machen ihren Meister, und sogar Biotechnologen werden an der Staatsschule ausgebildet.

2011 wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben

Mangels eines eigenen Gebäudes unterrichten die Lehrer hinter Schaufenstern gleich neben einer Metzgerei, in angemieteten Räumen an der Körschtalschule oder im dritten Stock des Bezirksrathauses in Plieningen. Was sich chaotisch anhört, ist es auch. Bislang hat noch jede Software beim Organisieren der Stunden- und Raumpläne versagt.

Zuletzt wollte das Stuttgarter Schulverwaltungsamt den gordischen Knoten durchschlagen. 2011 erstellte es zusammen mit dem Hochbauamt eine Machbarkeitsstudie für einen Neubau. Der sollte auf einer Versuchsfläche der Uni Hohenheim entstehen, zwischen der Plieninger Garbe und dem Landwirtschaftlichen Museum.

Die Universität hätte nichts dagegen, die Versuchsflächen abzugeben. Denn die Staatsschule verteilt sich auch über den Campus der Hochschule.

Treffen bei Wissenschaftsministerin Theresia Bauer

Im Gemeinderat waren CDU und FDP den Plänen gegenüber nicht abgeneigt, das ging aus einem Antrag hervor. Wegen der doppelten Trägerschaft – und den Erfahrungen aus der Vergangenheit – wurde ein Gebäude geplant, das in zwei Bauabschnitten errichtet werden könnte. Die Stadt sollte voranpreschen und ihren Teil bauen, das Land hätte nachziehen können.

Hätte, denn geschehen ist nichts. Das Wissenschaftsministerium schlug stattdessen vor, Stuttgart möge die alleinige Trägerschaft übernehmen. Die Stadt lehnte ab.

Diesmal also die Grünen. Und die Chancen auf Erfolg sind so gut wie selten, denn die Parlamentarier aus Stadt und Land verfolgen das gleiche Ziel. „Und wir sind jetzt ja auch in der Regierung“, sagt Murschel. Ende September wollen er und Pätzold bei der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer vorsprechen.

Ein Brief an die Kollegin von der Ökopartei ist schon verschickt, ebenso einer an den Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. An der doppelten Trägerschaft soll aber nicht gerüttelt werden. Stattdessen soll über „die Interessen von Land, Stadt und Uni offen diskutiert werden“, sagt Murschel.