Am Alten Postplatz entsteht der Rohbau der Tiefgarage. Foto: Gottfried Stoppel

Am Alten Postplatz in Waiblingen wächst ein fünfstöckiges Gebäude, in der Rötestraße ist das neue Gesundheitsamt fast fertig. Vor allem in dem Waiblinger Wohngebiet blicken einige Anwohner mit Sorge auf den Betrieb der Behörde.

Der riesige Krater am Alten Postplatz in Waiblingen ist bis zum Sockel wieder gefüllt. Die Bauarbeiter sind in diesen Tagen damit beschäftigt, den Rohbau der dreigeschossigen Tiefgarage fertigzustellen. Parallel dazu werden die Voraussetzungen geschaffen, dass darauf ein neues, fünfstöckiges Bürogebäude des Landratsamts in Holz-Hybridbauweise hochgezogen werden kann. Man gehe bislang davon aus, dass der Zeitplan eingehalten werden kann, sagt eine Behördensprecherin. Von größeren Problemen sei die Baustelle in zentraler Waiblinger Lage bisher verschont geblieben. Von Mitte 2024 sollen in dem Gebäude im baulichen Anschluss an die Zulassungsstelle rund 280 Mitarbeiter einziehen können.

Weitere Kostenexplosion nicht ausgeschlossen

Ob auch der Kostenrahmen eingehalten werden kann, ist hingegen eher offen. Nach den ersten Prognosen der Ukraine-Krieg-Nebenwirkungen wurde bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres ein möglicher Korridor von bis zu 66 Millionen Euro für das Projekt genannt, das ursprünglich einmal mit 43 Millionen taxiert worden war. Die jüngste Hochrechnung von Anfang Dezember notierte unter dem Strich 57,3 Millionen. Doch die genaue weitere Entwicklung der Märkte und Baupreisentwicklung sei zurzeit nicht seriös abzuschätzen, heißt es aus dem Kreishaus. Rund ein Drittel der Arbeiten muss erst noch ausgeschrieben werden.

Parallel zu der Großbaustelle, die wegen nötiger Fahrbahnabsperrungen im Bereich der sogenannten AOK-Kreuzung dem Ein- und Ausgangsverkehr der Kernstadt bisweilen einige Wartezeiten abverlangt, sind die Handwerker auch im Westflügel des Stammhauses aktiv. Dort wird inklusive des Sitzungssaals alles grundlegend saniert. Das Gebäude sei entkernt, zurzeit seien Putz-, Trockenbau- und Dacharbeiten im Gange, heißt es auf Nachfrage. Konkret in Planung sei in einer zweiten Stufe überdies noch die Sanierung des Hochhauses, das wie der Sitzungssaal noch aus der Gründerzeit des Landkreises stamme.

Gebäude an der Rötestraße ist fast fertig

Bereits auf der Zielgeraden ist hingegen das zweite Großprojekt des Landratsamts, das die auf mehrere Standorte in der Stadt verteilte Verwaltung an zwei Orten bündeln soll. Der Neubau in der Rötestraße ist weitgehend fertiggestellt. Zurzeit würden noch letzte Mängel durch den Generalunternehmer beseitigt. Unter anderem muss etwa ein in der Tiefgarage verbauter schadhafter Recyclingbeton wieder herausgerissen und neu aufgebracht werden. Nachdem die Möblierung erfolgt, ein Orientierungssystem installiert und die Medientechnik angeschlossen ist, sollen rund 170 Mitarbeiter des Ordnungs-, Ausländer- und Gesundheitsamts im Mai dort einziehen können.

Im Gegensatz zu dem Projekt Alter Postplatz, keinen Kilometer Luftlinie entfernt, sollen sich die Kosten an der Rötestraße im Rahmen bewegen. Nach Vergabe der Generalunternehmerleistung waren diese auf 26,3 Millionen Euro taxiert worden. Aufgrund der coronabedingten Bauzeitverzögerung sei zwar mit Mehrkosten zu rechnen, räumt eine Behördensprecherin ein, diese seien mit etwa 750 000 Euro im Verhältnis zu den Gesamtbaukosten allerdings überschaubar.

Auch wenn das Landratsamt den Verlauf der Baustelle als „insgesamt reibungslos“ bezeichnet, kommt der wuchtige Neubau in der Nachbarschaft des Wohngebiets nicht überall gut an. Nicht nur über die zeitlich begrenzten Baunebenwirkungen sind Klagen aufgekommen, es gibt auch die Sorge, dass die Wohnqualität im Betrieb dauerhaft gemindert werde. So befürchten Anwohner insbesondere einen massiven Parkplatzsuchverkehr. In der Tiefgarage unter dem Gebäude sind zwar 45 Stellplätze vorhanden, doch nur 25 davon stehen Besuchern zur Verfügung. Die restlichen 20 sind für Fahrzeuge der Dienstflotte reserviert.

Parkdrucksorge „sicher nicht gänzlich unbegründet“

Die Sorge eines gewissen Parkdrucks sei „sicher nicht gänzlich unbegründet“, heißt es dazu auf Nachfrage aus dem Landratsamt. Aber man nehme als Landkreisbehörde das Thema Mobilitätswende ernst und wolle mit gutem Beispiel vorangehen. „Wir tun dies aber nicht ‚blauäugig‘, sondern sind aufgrund der Rahmenbedingungen und Erfahrungen überzeugt, dass es auch klappt“, so eine Behördensprecherin.

Foto: Gottfried Stoppel

Die positive Erwartungshaltung stützt sich offenbar auch auf „positive Erfahrungen im Rahmen der Baustelle am Alten Postplatz“. Obwohl dort durch den Neubau der Tiefgarage alle Parkplätze weggefallen seien, gebe es keine größeren Probleme, und die Mitarbeitenden dächten um. „Wir sind daher optimistisch, dass durch die fußläufige Entfernung der Rötestraße zum Bahnhof die gesetzliche Mindestzahl an Parkplätzen ausreicht“, so die Landratsamtssprecherin. Die Förderung des Jobtickets beziehungsweise künftig des Deutschlandtickets, das es für Auszubildende sogar kostenlos gebe, mache die Anfahrt der Mitarbeitenden mit dem ÖPNV zum Arbeitsplatz attraktiv.

Fuhrparkkonzept mit Carsharing

Ergänzend solle zum Funktionieren des Parkens im Gebiet ein Fuhrparkkonzept beitragen, das Mitarbeitenden Carsharing erlaube, außerdem setze man auf optimale Bedingungen für Radfahrer. Zudem verspricht die Landkreissprecherin: „Trotz aller Bemühungen werden wir auftretende Probleme sehr ernst nehmen und gegebenenfalls – im engen Austausch mit der Stadt Waiblingen – auch nachsteuern.“

Das Immobilienkonzept des Kreises

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 Ursprünglich, noch unter der Ägide von Landrat Johannes Fuchs, war geplant, auf dem stillgelegten Krankenhausareal in Waiblingen einen Neubau für das Sozialdezernat des Landkreises anzulegen. Diese Pläne hat sein Nachfolger Richard Sigel kurz nach seinem Amtsantritt erst einmal auf Eis gelegt, um ein Konzept für alle Immobilien des Kreises zu erarbeiten.

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 Dieses sieht vor, die in Waiblingen auf mehr als zehn Standorte verteilten und größtenteils angemieteten Liegenschaften des Kreises an zwei Standorten zu bündeln und in einen Anbau auf dem Parkdeck zwischen Zulassungsstelle und Polizei am Alten Postplatz sowie einen Neubau in der Rötestraße zu investieren. Das Bestandsgebäude am Postplatz soll zudem in einem mehrstufigen Plan saniert werden. Offen ist noch, ob und wann der sogenannte Pagodenbau angegangen wird. Insgesamt sollen mehr als 100 Millionen Euro investiert werden.