Die Ära Christian Gross beim VfB Stuttgart ist beendet: Der Schweizer war vom 6. Dezember 2009 bis zum 13. Oktober 2010 bei den Roten. Foto: Baumann

Der VfB-Trainer Christian Gross fühlt sich in Stuttgart wohl. Das hat er im Interview verraten.

Stuttgart - Christian Gross plant beim VfB ein langfristiges Projekt. Am Ende dieser Entwicklung soll der Club so weit sein, dass es keinen Spieler mehr wegzieht - wie beispielsweise Mario Gomez zu den Bayern.

Herr Gross, gestatten Sie zunächst einen Ausflug zur Konkurrenz. Wer wird Meister?

Derjenige, der am Samstag das Topspiel gewinnt.

Und wer gewinnt: Schalke oder Bayern?

Schwierig. Ich schätze Schalke.

Und was haben Sie mit dem VfB vor?

Ich dachte, wir machen heute eine Osterbilanz.

Das auch, aber lassen Sie uns auch nach vorne blicken.

Nur so viel: Der VfB Stuttgart hat es über viele Jahre hinweg geschafft, auch international Duftmarken zu setzen. Daran wird sich nichts ändern. Und an meinen Prinzipien wird sich auch nichts ändern.

Erklären Sie uns Ihre Erfolgsprinzipien?

Ich bin gegen eine Rotation, solange sich eine Mannschaft nicht gefunden hat. Die Ansprachen müssen positiv sein, wir brauchen klare Zielvorgaben, wir wollen resultatorientiert arbeiten. Zudem wollen wir immer dominant auftreten - auswärts und zu Hause. Das Zentrum muss dicht sein, über außen brauchen wir Druck und Variabilität und eine hohe Präsenz im Strafraum.

Jetzt fehlt nur noch ein Schuss Erfahrung.

Da haben Sie völlig recht. Und damit auch Abgeklärtheit und Klasse. Andererseits soll ich möglichst viele junge Spieler in die Mannschaft einbauen.

Wie lösen Sie diesen Spagat?

Am besten wäre es, wenn Eigengewächse in Zukunft gar nicht mehr den Wunsch haben, den Verein zu verlassen. Wir müssen es schaffen, hier ein entsprechendes Umfeld zu schaffen. Es muss so sein, dass es einen Spieler wie Mario Gomez nicht mehr unbedingt zum FC Bayern zieht. Spieler müssen sagen: Der VfB ist mein Verein. Mit diesem Verein will ich noch nachhaltiger Erfolg haben.

Ich fühle mich absolut wohl hier

Wie ist nach vier Monaten Arbeit in Deutschland Ihr Eindruck von der Bundesliga?

Der deutsche Vereinsfußball kommt hinter Spanien und England an dritter Stelle. Aber wissen Sie was? (grinst)

Schießen Sie los!

Die U 17 der Schweiz hat neulich gegen Deutschland gewonnen. Das ist toll für uns.

Aber im Profi-Bereich fehlt den Schweizer Spielern oft der letzte Punch - das Durchsetzungsvermögen.

(hebt die Stimme) Das ist die gängige Meinung. Glauben Sie wirklich, dass einem Petric, Rakitic, Bunjaku oder Derdiyok der letzte Punch fehlt? Okay, wir haben ein kleines Land. Daher erstaunt es mich umso mehr, dass die U 17 gegen Deutschland gewinnt. Übrigens (lacht): Auch mir zittern nicht die Knie, wenn ich in einem Bundesliga-Stadion stehe.

Aber die Stimmung genießen Sie schon.

Klar, in den Stadien herrscht eine tolle Atmosphäre. Die Liga lebt. Es ist für jeden Trainer toll, hier zu arbeiten. Ich fühle mich absolut wohl hier.

Obwohl die Bundesliga auch eine starke öffentliche Präsenz erfordert.

Das stimmt. Ich bin eigentlich ein eher zurückhaltender Mensch. Ich brauche die Öffentlichkeit nicht. Auch weil ich mich über mein Tun und meinen Beruf definiere.

Träumen Sie dann auch vom Fußball?

Nie. Ich kann gut abschalten.

Christian Gross hat noch mehr erzählt. Zum Beispiel hat er verraten, was er von Cacaus Abgang hält, wie ihn VfB-Präsident Erwin Staudt bei seinem Dienstantritt begrüßte und wie er im Winter bei den Spielern die Blockade löste. Außerdem sagte Gross, dass sich der VfB in den letzten sechs Spielen keine Niederlage mehr erlauben darf. Das gesamte Interview lesen Sie in unserer Printausgabe vom 3. April.