Wie der riesige Ofen den Weg aus der Backstube bis zum Transporter zurücklegen soll, wurde genau berechnet. Foto: factum/Bach

Der größte fahrbare Kran Deutschlands hat einen rund 40 Tonnen schweren Backofen aus dem Dach der Großbäckerei Katz gehoben. Dabei war Maßarbeit gefragt.

Vaihingen/Enz - Adolf Katz, Inhaber der gleichnamigen Großbäckerei in Vaihingen an der Enz, ist nervös. Das Dach seiner Backhalle ist am Freitag abgedeckt, durch eine recht enge Lücke muss ein riesiger Backofen hindurch passen – und zuvor noch gedreht werden. Rund 40 Tonnen wiegt das zu bewegende Stück, 750 Tonnen bringt der fahrbare Kran auf die Waage.

30 Prozent mehr Backfläche

Derzeit tauscht der Großbäcker seine Anlagen aus. Der neue, noch größere Ofen wurde bereits durch dieselbe Lücke im Dach geliefert. Eigentlich hätte es die ältere Anlage, die nun seit 17 Jahren lief, auch noch zehn Jahre lang getan. Katz will sich aber erneuern. „Wir wollen bessere Qualität liefern“, sagt er. Außerdem biete das neue Gerät 30 Prozent mehr Backfläche, und diese brauche das florierende Unternehmen.

„Bei uns ist alles handgemacht und nicht aus China“

„Das mache ich alles nur für dich“, sagt er zu seinem Sohn, Nikolas Katz. Der 24-Jährige arbeitet bereits im Unternehmen mit. Er soll den seit mehr als 100 Jahre bestehenden Familienbetrieb eines Tages übernehmen. Bis dahin muss aber noch viel getan werden, um das Geschäft am Laufen zu halten. Konkurrenz kommt von den Discountern, die billige Backwaren anbieten. Dazu ist die ganze Branche in Verruf geraten, zum größten Teil ihre Backmischungen in China zu kaufen. Auf die Frage, ob er das auch tut, schüttelt Katz energisch den Kopf. Diesen Vorwurf hat er schon öfter gehört. „Bei uns ist aber alles handgemacht und nicht aus China“, sagt er. Mit den Discounterpreisen könne er so freilich nicht mithalten. Aber das wolle er auch nicht. Im Gegenteil.

Katz setzt lieber auf bessere Qualität und auf Brötchen, die er auch für ein paar Cent mehr verkaufen kann: die aus kontrolliert angebautem Dinkel aus Baden-Württemberg zum Beispiel. Das alte, wiederentdeckte Korn sei verträglicher, meint der Firmenchef. Menschen, die empfindlich auf Gluten reagieren, kämen besser damit zurecht. Mit den Backwaren aus Vaihingen werden rund 70 Katz-Filialen in den Kreisen Ludwigsburg und Pforzheim beliefert.

Der neue Ofen hat 2,5 Millionen gekostet

Seit vier Wochen kommen die Brote und Brötchen dabei aus dem neuen, 2,5 Millionen Euro teuren Ofen und sollen außen knackiger und innen saftiger sein als zuvor. Vier weitere, kleinere Geräte folgen noch, bis Ende November soll der Technik-Tausch im Hause Katz fertig sein.

Koordiniert wird das Projekt von Bauleiter Wolfgang Bauer, der ein halbes Jahr damit beschäftigt war. Mit fünf Sattelzügen wurde der riesige Kran angeliefert und vier Stunden lang aufgebaut. Am Freitag stand der Tausch dann an.

Einige Mitarbeiter haben sich versammelt, schauen hoch zur Lücke im Dach und drücken die Daumen. Ganz langsam hebt der Kran an. Mit viel Ruhe geht es Stück für Stück voran. Mitarbeiter der Transportfirma lenken den an vier Ketten hängenden Ofen. Anweisungen an den Kranführer gehen aus der Backstube übers Funkgerät an den Kranführer. Dann ist es geschafft. Katz atmet auf. Das Dach ist heil.

Zum Abtransport hat er eine Firma engagiert, die die Kosten dafür übernimmt – sie darf den Ofen dafür weiterverkaufen. Künftig backt die alte Anlage in Belgien.