Susanne und Bernd Schlenker haben ihre Geschäftsräume in der Hauptstraße 16 einst auf eigene Kosten saniert. Foto: StZ

Im nächsten Frühjahr schließt mit Photo Schlenker ein weiteres Traditionsgeschäft in der Göppinger Innenstadt.Die Branche habe sich massiv verändert, betonen die Inhaber, die mit einem lachenden und einem weinenden Auge Schluss machen.

Göppingen - Im kommenden April würde das Traditionsgeschäft Photo Schlenker 92 Jahre alt werden – doch ein Fest wird es nicht geben. Der Laden, in dem Generationen von Göppingern ihre Spiegelreflexkameras kauften, ihre Fotos entwickeln ließen und für Pass- und Bewerbungsfotos posierten, schließt zum 31. März. „Wir müssen eigentlich zufrieden sein. Wir haben die beste Zeit des Fotohandels erlebt“, sagt Bernd Schlenker, der das Geschäft in der dritten Generation führt. Seine Ehefrau Susanne nickt: „Es war eine tolle Zeit. Aber jetzt weiterzumachen würde sich einfach nicht mehr lohnen – zumal wir viele Geräte erneuern müssten.“

Wie so vielen Einzelhändlern macht den Schlenkers der Online-Handel zu schaffen. Zurzeit, so erzählt der 61-Jährige, lebe der Fotohandel in erster Linie von den Kunden, die dort Pass- und Bewerbungsbilder machen ließen. „Aber gehen Sie mal nach Schwäbisch Gmünd oder Kirchheim, da stehen die Passbildautomaten schon im Rathaus.“ Die Bilder seien vielleicht nicht besonders gut, aber dafür günstig, und das sei vielen Kunden inzwischen wichtiger.

Viele Hersteller haben wenig Interesse an Zusammenarbeit mit Einzelhändlern

Überhaupt habe sich gerade im Bereich der Fotografie in den vergangenen Jahren viel verändert. Heute, so erzählt Schlenker, werde zwar viel mit dem Handy geknipst, das Interesse an hochwertigen Kameras und ansprechenden Bildern aber sinke seit Jahren. Das zeige sich auch, wenn es darum gehe, beispielsweise Hochzeiten zu fotografieren. „Es gibt Leute, die bieten an, für 150 Euro eine ganze Hochzeit zu fotografieren. Da brauche ich meine Fototasche erst gar nicht zu packen“, sagt Schlenker.

Hinzu komme, dass viele Hersteller kein Interesse mehr an der Zusammenarbeit mit Einzelhändlern hätten. „Wir ordern bei denen ein paar einzelne Kameras und Fototaschen. Aber die wollen ihre Sachen palettenweise verkaufen“, erläutert Schlenker. Und so gebe es inzwischen Hersteller, die nur noch mit Online-Portalen zusammenarbeiteten oder mit großen Ladenketten.

Die Entscheidung für den Ruhestand, haben die Schlenkers bereits vor fünf Jahren getroffen. Da haben sie ihren Pachtvertrag für die Räume in der Hauptstraße 16, die sie einige Jahre zuvor auf eigene Kosten komplett saniert hatten, zum letzten Mal verlängert. Inzwischen haben sich die meisten Beschäftigten bereits neue Arbeitsplätze gesucht. Die Schlenkers wiederum sehen dem Ende ihres Einzelhändlerdaseins „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ entgegen, wie Bernd Schlenker sagt. „Natürlich werde ich das Geschäft vermissen“, sagt er. Aber er freue sich auf die freien Wochenenden und die Möglichkeit, spontan zu reisen und seinen Hobbys nachzugehen.

Viele junge Fotohändler zerbrechen sich den Kopf, wie es weitergeht

Bestätigt fühlt sich das Ehepaar durch einen Besuch vor einigen Wochen auf der großen Fotomesse Photokina in Köln. „Vor zehn Jahren waren da noch alle 13 Messehallen gefüllt, vor drei Wochen waren es gerade mal noch fünf Hallen“, erzählt Susanne Schlenker. Viele junge Fotohändler zerbrächen sich den Kopf, wie es in Zukunft für sie weitergehen könne. „Das wird für sie nicht einfach“, ist sie sicher.

Das gilt auch für die Kollegen der Schlenkers, die sich den Markt in Göppingen künftig teilen werden. Zwei Fotogeschäfte werden in Göppingen noch übrig sein. Während der eine Anbieter inzwischen neben Kameras und Zubehör für Fotografen auch noch Zigaretten verkauft und Pakete verschickt, um die Kasse aufzubessern, setzen Barbara und Günter Zeller von Photo Porst vor allem auf Beratung – und hoffen, dass der eine oder andere Stammkunde der Schlenkers künftig vielleicht bei ihnen hereinschaut.

„Uns ist es ganz wichtig, einen umfassenden Service anbieten zu können“, erklärt Günter Zeller. Außerdem gingen zwar nicht mehr so viele Kameras über den Tisch, dafür würden zum Teil sehr hochwertige und entsprechend teure Geräte verkauft. Mit Beratung, Schulungen für Hobbyfotografen, dem Ausdrucken und Bearbeiten von Bildern und dem Verkauf von Rahmen und Alben hoffen die Zellers, sich auch künftig behaupten zu können.