Für die Göppinger Grundschüler war das Fußballspielen eine echte Gaudi. Foto: Horst Rudel

Flüchtlingskinder und Einheimische haben einen integrativen Fußballvormittag erlebt. Und auf Pfiff reagiert.

Göppingen - Als der erste Pfiff ertönt, spitzen die 25 Jungen und fünf Mädchen sofort die Ohren. „Seid ihr alle wach?“, ruft Jochen Bauer in die Runde und erntet ein vielstimmiges „Ja!“. Der Marbacher, der integrative Fußballevents für Kinder veranstaltet, ist diesmal in der Göppinger Südstadtgrundschule zu Gast, um einheimische Kinder sowie Flüchtlingskinder für das Fußballspielen zu begeistern. Tatkräftig unterstützt wird das Fußballintegrationsprojekt von der SG Jebenhausen-Bezgenriet, die mit zwei Mann in der Schulsporthalle aufgelaufen ist.

Die SG Jebenhausen-Bezgenriet engagiert sich für Flüchtlinge

Christian Quattrone ist als Jugendleiter immer auf der Suche nach jungen Ballkünstlern. Mit Flüchtlingskindern habe er schon gute Erfahrungen gemacht, berichtet er. Er hat bereits im Dezember einen Fußball-Schnuppertag für Flüchtlinge in Göppingen angeboten und einige von ihnen in die Jugendmannschaften lotsen können. Quattrone lobt sein engagiertes Trainerteam, das bereit sei, auch Kinder aufzunehmen, die der deutschen Sprache nicht richtig mächtig seien. „Wir erklären ihnen die Aufgaben eben noch mal in einer kleinen Extrarunde,“ berichtet der Ehrenamtliche. Gleichzeitig wolle man behutsam vorgehen und die Teams nicht überfordern.

Eine rein syrische Mannschaft kommt nicht in Frage

Quattrone hat sich an diesem Tag Yaser Bakoor als Verstärkung mitgebracht. Der junge Syrer lebt seit 15 Monaten in Göppingen. Weil der bisherige Student der Wirtschaftswissenschaften bereits in der Heimat im Verein aktiv war, hilft er nun in der SG, wo er kann. Bereits nach 15 Monaten Deutschunterricht kann er sich sehr gut verständigen und nutzt sein Sprachtalent, um aus dem Arabischen zu übersetzen. Diese Zusammenarbeit möchten die beiden Männer gerne ausbauen. Und fest steht auch: eine rein syrische Mannschaft kommt nicht in Frage, man wolle die Jungs und Mädchen ja schließlich integrieren.

Jochen Bauer schärft die Regeln ein

Dieses Ziel verfolgt auch Jochen Bauer an diesem Vormittag. Nachdem alle 30 Erst- bis Drittklässler, zu denen auch 15 Flüchtlingsschüler aus den Vorbereitungsklassen zählen, ein Trikot und einen eigenen Ball bekommen haben, erklärt der Betriebswirt und Inhaber der DFB-A-Lizenz die drei goldenen Regeln: „Klappe zu, wenn der Trainer spricht, Ball festhalten, wenn der Trainer spricht, und nie hinter, sondern immer vor dem Trainer spielen“, denn „hinten habe ich keine Augen“. Alle scheinen verstanden zu haben, denn wieder ertönt ein gebrülltes „Jaaaa!“. Das sei keine Selbstverständlichkeit, erklärt die Schulrektorin Brigitte Haneklaus. Immerhin stamme die Hälfte der Mannschaft aus Syrien, aus dem Irak und Iran, und viele Kinder lernten erst seit wenigen Monaten in der Grundschule die deutsche Sprache.

22 Nationen unter dem Dach der Grundschule

Internationalität ist Alltag in der Südstadtgrundschule, die 22 Nationen unter einem Dach betreut und durch die räumliche Nähe zur Gemeinschaftsunterkunft in der Pappelallee als erste Anlaufstelle für alle Flüchtlingskinder im Grundschulalter fungiert. Diese wichtige Aufgabe möchte auch Frank Weigele von der EWS Weigele Gesellschaft aus Uhingen unterstützen. Er hat den Fußballvormittag gesponsert, weil er glaubt, dass Sport Barrieren lösen kann. „Wir müssen uns öffnen und schauen, dass wir die Flüchtlinge integrieren“, fordert der Unternehmer, der bereits Flüchtlinge in seinem Betrieb beschäftigt.