Wo jetzt noch Felder sind, möchte die CDU – in der Nachbarschaft zum Wohngebiet Am Berg – Gewerbeflächen entwickeln. Foto: Horst Rudel

Die Göppinger CDU möchte den Bereich Dittlau beim Stadtbezirk Faurndau als Gewerbegebiet erschließen. Im Rahmen der Etatberatungen müssen sich die Verwaltung und der Gemeinderat allerdings nicht zum ersten Mal mit diesem Thema befassen.

Göppingen - Streuobstwiesen, Ackerflächen, der Sportplatz des FV Vorwärts und eine Gaststätte: viel mehr gibt es im Dittlau am Rande des Göppinger Stadtbezirks Faurndau bisher nicht. Nach dem Willen der CDU-Fraktion im Göppinger Gemeinderat soll sich das ändern. Die Christdemokraten haben im Rahmen der Haushaltsberatungen beantragt, dort ein „großflächiges Gewerbegebiet“ zu erschließen. Die Stadtverwaltung solle deshalb mit den Eigentümern zunächst über den Grunderwerb verhandeln, verlangt die CDU.

Wem dieses Ansinnen irgendwie bekannt vorkommt, irrt sich nicht. Als es um den Etat 2013 ging, war der gleiche Antrag von der gleichen Fraktion mit fast dem gleichen Wortlaut schon einmal gestellt worden. „Wenn man da nichts macht, dann passiert auch nichts“, nennt der Göppinger CDU-Stadtrat und Faurndauer Bezirksbeirat Werner Ziegler den Grund für den neuerlichen Vorstoß.

Indes hat sich an den Gründen, wegen denen das Vorhaben nicht weiter verfolgt worden ist, im Laufe der Jahre nichts geändert. Das ins Auge gefasste, rund 16 Hektar große Areal im Dittlau ist im gültigen Flächennutzungsplan (FNP) weder als Gewerbegebiet ausgewiesen noch entsprechend erschlossen. „Beides ließe sich ja ändern“, sagt Ziegler, der zudem auf einen schriftlichen Zusatz des FNP verweist, in dem der Bereich als Reservefläche vorgehalten wird. In diesen beiden Punkten widerspricht der Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle denn auch nicht. Gleichwohl gibt es aus seiner Sicht zahlreiche Faktoren, die dem Antrag der CDU wie schon vor vier Jahren entgegenstehen.

Ziegler: Irgendwo muss man halt anfangen

„Einmal davon abgesehen, dass wir ohnehin gerade ein Gewerbeflächenentwicklungskonzept für die Gesamtstadt erstellen, gibt es im Dittlau gleich mehrere kritische Faktoren“, betont Renftle. So sei ein derartiges Vorhaben überhaupt erst realisierbar, „wenn wir neben den Ortsumgehungen von Jebenhausen und Bezgenriet auch einen südlichen B-10-Anschluss in der Öde hinbekommen. Wir hätten ja sonst nicht nur in der Ortsdurchfahrt von Faurndau, sondern auch in den beiden anderen Stadtbezirken noch mehr Verkehr als jetzt schon, was genau das Gegenteil von dem ist, was wir wollen“, fügt er hinzu.

Ziegler hält dieses Problem für nicht allzu schwerwiegend. „Irgendwo muss man halt anfangen, und bis die Straßenbauprojekte fertig sind, geht der Verkehr eben durch die Ortschaften“, erklärt er. Renftle verweist in diesem Zusammenhang auf die „kritische Zeitschiene“. Schließlich sei die Stadt, wenn es um Landes- und Bundesstraßen gehe, nicht die handelnde Behörde. Beim Blick auf die Ortsumfahrung von Jebenhausen wird schnell klar, was der Baudezernent meint. So wird über dieses Projekt, das als einziges bereits konkrete Züge besitzt, seit nunmehr 15 Jahren diskutiert.

Roos: Dieser Vorschlag ist ein Granatenquatsch.

Eine weitere Schwierigkeit macht der in Faurndau lebende SPD-Stadtrat Armin Roos deutlich: „Die Menschen, denen im benachbarten Neubaugebiet Am Berg ein hochwertiges Wohnen versprochen worden ist, dürften sicher auf die Barrikaden gehen.“ Erste Anzeichen dafür, nicht zuletzt auch entlang der St. Galler Straße, die in den Ort hineinführt, gebe es bereits, ergänzt er. Dass die Wohnbebauung eventuell in Richtung Dittlau wachsen könne, darüber sei mit den Leuten gesprochen worden. „Wenn dort aber Betriebe angesiedelt werden sollen, fordert das den Widerstand geradezu heraus“, prophezeit Roos. Den neuerlichen Vorschlag der CDU bezeichnet er deshalb als „Granatenquatsch, den wir als SPD-Fraktion ablehnen“.

Schon kraft seines Amtes darf Helmut Renftle eine solche Bewertung natürlich nicht vornehmen. Auch wenn er sich gewiss wünschen würde, nicht alle der mehr als 90 Anträge aus den Fraktionen allein an sein Ressort – neben den laufenden Vorhaben – abarbeiten zu müssen. „Wenn das letztlich gewünscht werden sollte, prüfen wir den Standort aber selbstverständlich noch einmal, obwohl der Gemeinderat den Optionen bei der Baulandentwicklung in Faurndau schon zugestimmt hat.“ In diesem Papier ist in Sachen Dittlau lediglich der Vermerk „Wohnbaufläche“ zu lesen.