Gehören zu den besten Tanzpaaren der Welt: Claudia Köhler und Benedetto Ferruggia Foto: Baumann

Als Amateure hat das Tanzpaar Claudia Köhler/Benedetto Ferruggia vom TSC Astoria Stuttgart alles abgeräumt, was es zu holen gab. Im Profilager fehlt ganz wenig zu einem wichtigen Sieg bei den GOC – das bringt Köhler auf die Palme.

Stuttgart - Der Morgen nach einer langen Nacht bei den German Open Championship (GOC) hatte wenigstens etwas Versöhnliches für Claudia Köhler und Benedetto Ferruggia. Nach einem ausgiebigen Frühstück schlenderten die beiden durch die Liederhalle, um sich bei den Ausstellern die neusten Kostüme anzuschauen. Sie hatten auch wenigstens noch heißes Wasser am Morgen für die Dusche gehabt, denn nach einem Wasserrohrbruch um den Berliner Platz mussten die Leitungen im Maritim, dem offiziellen Hotel der Tänzer, und auch in der Liederhalle um 12 Uhr abgestellt werden. Nur die Toiletten beim Hegelsaal konnten benutzt werden.

Innerlich hat es zwölf Stunden nach dem Auftritt im ausverkauften Beethovensaal aber noch ganz schön gebrodelt in Herrn Ferruggia und Frau Köhler. Lediglich Zweite waren sie geworden beim ersten Höhepunkt der GOC, dem Super Grand Prix der im Amateurverband World Dance Sport Federation (WDSF) organisierten Standard-Professionals. Gesiegt hatten die Welt-und Europameistern Mirko Gozzoli und Edita Daniute (Italien/Litauen). Für Gozzoli war es bereits der elfte GOC-Sieg. Claudia Köhler war noch immer enttäuscht, sie beschrieb das Urteil der Jury als „fragwürdig“ und hatte gleich mehrere Erklärungen parat. „Zum einen gab es immer wieder Probleme mit dem System, so was verunsichert die Wertungsrichter“, sagte sie und wurde dann noch richtig deutlich: „Wir hätten gewinnen müssen, klar gewinnen müssen.“

Was sie zudem ärgerte: Mirko Gozzoli hatte kürzlich erklärt, dass er nur noch bei zwei Turnieren auftreten und danach zurücktreten würde – so eine Ankündigung bleibt nicht ohne Wirkung bei den Punktrichtern. Schließlich ist es im Tanzsport ohnehin nicht einfach, ein renommiertes Weltmeister-Paar vom Thron zu stoßen. Champions-Bonus nennt man dies. Die Entscheidung beim GOC war trotz allem eng, sehr eng. In vier Tänzen waren die Kontrahenten fast gleichauf, den Wiener Walzer hatten die Lokalmatadoren Gozzoli/Daniute sogar abgenommen. Zuletzt hatten sie bei einem Turnier im Quickstep die Nase vor den Rivalen.

Claudia Köhler und Benedetto Ferruggia (beide 33) haben seit ihrem Wechsel zu den Professionals vor einem Jahr ihr Trainingspensum nicht reduziert, sie sind noch akribischer, noch gieriger auf der Suche nach Perfektion geworden. Dreimal waren sei Weltmeister im Standard, viermal gewannen sie bei einer Europa-, sechsmal bei einer deutschen Meisterschaft – als Amateure hat das Paar des TSC Astoria Stuttgart alles abgeräumt, was es abzuräumen gibt. Diese Erfolgssammlung wollen sie bei den Professionals vollenden. Das nächste und wohl letzte Duell mit den Erzrivalen Gozzoli/Daniute gibt es bei der WM am 1. November in China. Claudia Köhler gibt sich kämpferisch. „Es ist mir lieber bei den GOC zu verlieren als bei einer WM“, sagt die 33-Jährige. Es wäre die Krönung für das Stuttgarter Tanzpaar.